Forschung
Marquard (Markwart) Zehender (1602–1654), der Sohn des Welschseckelmeisters Marquard (1581–1638) (s. dessen Scheibe von 1632 im BHM Bern, Inv. 58085) und der Elisabeth Wurstemberger, wurde 1640 Ohmgeldner und war 1642–1648 Landvogt zu Aarwangen. Er amtete auch als Kirchmeier. Marquard Zehender war dreimal verheiratet, in erster Ehe mit Johanna May (1608–1626/28), Tochter des Beat Ludwig May und der Susanna von Erlach, in zweiter seit 1629 mit der Witwe Katharina Steiger (1594–1649), Tochter des Hans Rudolf und der Anna von Weingarten, und in dritter seit 1647 mit der Witwe Maria Zurkinden, Tochter des Niklaus Zurkinden und der Katharina Krieg (Leu 1/1747, S. 361; HBLS 7/1934, S. 630; Kessel 2015).
Marquard Zehenders Scheibe in Aarwangen trägt die Devise "Obsequium Amicos Veritas Odium parit" (Nachgiebigkeit schafft Freunde, Wahrhaftigkeit Hass). Die Sequenz stammt von Terenz und wird auch von Petrarca mehrfach zitiert. Sie bezieht sich sicher auf das Amt des Stifters, möglicherweise aber auch auf seinen Namen, denn "Zehender" bedeutet den Mann, der den Zehnten einzuziehen hat. Sein höchstes Gebot muss die Unparteilichkeit und Standhaftigkeit gegenüber seinen eigenen Gefühlen sein.
Die Scheibe trägt die Signatur des Bieler Glasmalers Hans Heinrich Laubscher. Der Rahmenkomposition begegnet man in ähnlicher Form auch auf Glasgemälden aus Zürich (Schneider 1971, Bd. 2, Kat.-Nr. 575), die letztlich Vorlagen aus der Murer-Werkstatt widerspiegeln (Hasler 1996/97, Bd. 2, Kat.-Nr. 608).
Datierung
1648
StifterIn
Zehender, Marquard (1602–1654), Landvogt Aarwangen
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kirchgemeinde Aarwangen.
Die Unterhaltspflicht der fünfzehn im Chor befindlichen Glasgemälde 1893 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor der Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936 [Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343]; vgl. auch Moser 1977, S. 26f.).