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BE_22: Wappenscheibe Johann Anton Kirchberger (Kilchberger)
(BE_Aarwangen_refK_KilchbergerJA)

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Titel

Wappenscheibe Johann Anton Kirchberger (Kilchberger)

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Güder, Hans Jakob · zugeschr.
Datierung
1665
Masse
41.1 x 32.2 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Im Zentrum erscheint das Vollwappen des Stifters in einem Lorbeerkranz, der mit Fruchtbouquets und zwei roten Rollwerkkartuschen bestückt sowie mit einem zurückgezogenen bräunlichroten Vorhang hinterlegt ist. Diesen rahmen seitlich zwei rötliche Pfeiler auf einem hohen Postament in blauer und rötlicher Farbe. Die dem Postament vorgesetzte Rollwerkkartusche mit der Stifterinschrift wird von den Allegorien der Caritas (links) und Justitia (rechts) in Form weiblicher Sitzfiguren flankiert. Der durch den geflügelten Engelskopf unterteilte oben abschliessende Bildstreifen zeigt links das Urteil Salomons und rechts den vor Kambyses auf dem Thron sitzenden Sohn von Sisamnes unter der über dem Richterstuhl aufgehängten Haut seines Vaters (Urteil des Kambyses).

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
71I32 · das Urteil Salomos (1 Könige 3:16-28)
98B(CAMBYSES)51 · das Urteil des Cambyses: er benennt den Sohn des Sisamnes als Nachfolger seines Vaters, mit dessen Haut der Richterstuhl bespannt ist (eventuell ist zusätzlich die Häutung des Sisamnes dargestellt)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Kirchberger, Johann Anton

Inschrift

Hr. Johan Anthoni / Kilchberger diser Zeit / Landtvogt Zů Arwange / 1665.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Drei grössere Gläser neu ergänzt; auf den Ergänzungen die violette und grüne Emailfarbe z. T. korrodiert; mehrere Sprungbleie und wenige Sprünge; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1894 Gustav Robert Giesbrecht, Bern (Reparatur Giesbrechts nur für die Chorfenster gesichert; vgl. dazu Moser 1977, S. 26f.).
2001 Atelier Martin Halter, Bern (dazu ausführliche Dokumentation im Vitrocentre Romont von 2001).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Johann Anton Kirchberger (5.6.1623–27.12.1696) war ein Sohn Niklaus Kirchbergers (1569–1627), des Venners und Herren zu Bremgarten. 1651 wurde Johann Anton in den Grossen Rat von Bern gewählt. 1657–1659 war er Grossweibel, 1659–1665 Landvogt zu Aarwangen, ab 1668 Kleinrat und 1672–1676 Venner zu Schmieden. Sechsmal hatte er das höchste Amt eines Schultheissen in den geraden Jahren von 1684–1694 inne. Als bernischer Gesandter wirkte er oft an eidgenössischen Tagsatzungen. Johann Anton Kirchberger, der Inhaber der Herrschaft Bremgarten war, heiratete zweimal, 1648 Judith de Loys von Lausanne und 1683 Veronika Eggli, die Tochter der Aarauer Schultheissen Gabriel Eggli. Ein Porträt Johann Anton Kirchbergers bewahrt die Schweizerische Nationalbibliothek in Bern (HLS 7/2008, S. 224; HBLS 4/1927, S. 490).
Wappenscheiben Kirchbergers finden sich auch in den Kirchen von Kirchenthurnen (1673), Beatenberg (1673), Langnau (1674), Leissigen (ca. 1675), Nidau (1680) und Steffisburg (1681). Weitere, heute verlorene Glasgemälde des Stifters waren vormals in den Kirchen von Unterseen bei Interlaken (1675), Kirchdorf (1679) und Brienz (1680) angebracht (Thormann/von Mülinen 1896, S. 60, 72, 91f.). Eine Wappenscheibe Kirchbergers aus der Kirche Rüegsau von 1681 befindet sich im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 5859).

Die beiden allegorischen Sitzfiguren wiederholen spiegelbildlich die auf eine verschollene Vorlage Christoph Murers zurückgehenden Tugendgestalten Justitia und Prudentia auf drei Risskopien mit dem Urteil des Kambyses als Hauptmotiv (Hasler 1996/97, Bd. 2, Kat.-Nr. 604, Abb. 604–604.3). Auf Murer sind vermutlich auch die beiden Oberbildszenen zurückzuführen.
Die Scheibe wurde wohl zu Recht schon von Hans Lehmann (Foto SNM Zürich) dem Berner Glasmaler Hans Jakob Güder zugeschrieben. Dieselbe Komposition der Scheibe finden wir etwas später auch in der für Güder quellenmässig gesicherten Scheibe Hans Heinrich Hummels von 1668 in der Nydeggkirche in Bern.

Datierung
1665
Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Aarwangen.
Die Unterhaltspflicht der fünfzehn im Chor befindlichen Glasgemälde 1893 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor der Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936 [Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343]; vgl. auch Moser 1977, S. 26f.).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 605.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde 1881, S. 176.

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Fünftes Heft. Der Oberaargau, Bern 1890, S. 6f.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o.J. [1896], S. 54.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 233.

Paul Kasser, Geschichte des Amtes und des Schlosses Aarwangen, in: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern, Bd. XIX, 1909, S. 171.

Emil Güder, Die Kirche von Aarwangen, in: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde 12/1916, S. 225–227.

Ernst Moser, Die Kirche Aarwangen, in: Jahrbuch des Oberaargaus 11/1968, S. 110f., 122.

August Hertzog/Ernst Moser, Aarwangen (Berner Heimatbücher 105), Bern 1968, S. 17.

Ernst Moser, Die Kirche Aarwangen 1577–1977. Gedenkschrift zu ihrem 400-jährigen Bestehen, Aarwangen 1977, S. 40, 63–65.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Stefan Trümpler und Rolf Hasler, Die Glasmalereien in der Kirche von Aarwangen. Kunstwissenschaftliche und technologische Untersuchung anlässlich der Restaurierung von 2001, Manuskript, Vitrocentre Romont 2001.

Vgl.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 8264 (Hans Jakob Güder)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Aarwangen_refK_KilchbergerJA
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Aarwangen
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Aarwangen.
Die Unterhaltspflicht der fünfzehn im Chor befindlichen Glasgemälde 1893 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor der Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936 [Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343]; vgl. auch Moser 1977, S. 26f.).

Inventar

Referenznummer
BE_22
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema