Forschung
Hieronymus Thormann (17.12.1658–1.2.1733), Sohn des Gabriel (1612–1664) und der Margaretha Stürler, war ab 1691 Berner Grossrat, 1701–1707 Landvogt zu Aarwangen sowie 1711–1714 zur Zeit des Zwölfer-Krieges, des zweiten Toggenburger Krieges, Landvogt in Baden. Als solcher geriet er mehrfach in missliche Lage. 1716 wurde Thormann Mitglied des Kleinen Rats. Er amtete 1720–1731 als Böspfenniger vom Rat und 1730–1731 auch als Umgeltner vom Rat. 1731–1733 war er Venner zu Pfistern. Hieronymus Thormann war seit 1683 mit Apollonia von Graffenried, Tochter des Herrn von Münchenwiler Anton von Graffenried, verheiratet. Nach ihrem frühen Tod ehelichte er 1685 Anna Katharina Steiger, Tochter des Landvogts Niklaus Steiger (Leu 1/1747, S. 361; HBLS 6/1931, S. 733; HLS 12/2013, S. 333).
Thormanns Devise "Das Zentrum meines Lebens ist Christus" gilt schon als Denkspruch des Flavius Jovianus (um 363) (vgl. Kaiser-Chronik oder Beschreibung der 4. Monarchie... Erfurt 1699, S. 27) und war auch der zweite Wahlspruch des sächsichen Kurfürsten Johann Georg I. (vgl. den Kupferstich mit dem Porträt des Kurfürsten, gestochen von Johann Bernsheimer im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig, Inv. 2321). Die Sentenz ist zudem Titel eines Buches mit dem Untertitel "Das ist Chursächs. Freud und Leid / Klag- und Trostpredigt... geschrieben vom lutheranischen Pfarrer zu Schandau, Simon Graf, und gedruckt zu Bergen 1657.
Eigenartig ist die Gestaltung des Wappens, nicht nur in der auffallenden Schrägstellung des Schildes, sondern vor allem in der heraldischen, ans Mittelalter anknüpfenden, doch phantasievoll verbrämten Zierde mit dem reich ornamentierten Stechhelm und der federartigen, teils in Quasten endenden Helmdecke. Auch die fehlende Helmzier geht sicher auf die verspielte Laune des 18. Jahrhunderts zurück.
Laut Hans Lehmann (1945) könnte die Scheibe Thormanns ein Werk des Glasmalers Johann Jakob Müller sein, der seine Werkstatt im 28 Kilometer von Aarwangen entfernten Zofingen hatte. Der Schriftcharakter mit den ornamentalen Schnörkeln und das Reizvolle der Wappen- und Rahmengestaltung sprechen für eine solche Zuweisung, doch bleibt die Scheibe ungewöhnlich in seinem Werk.
Datierung
1704
StifterIn
Thormann, Hieronymus (1658–1733), Landvogt Aarwangen
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kirchgemeinde Aarwangen.
Die Unterhaltspflicht der fünfzehn im Chor befindlichen Glasgemälde 1893 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor der Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936 [Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343]; vgl. auch Moser 1977, S. 26f.).