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BE_42: Wappenscheibe Christoph von Graffenried
(BE_Beatenberg_refK_Graffenried)

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Titel

Wappenscheibe Christoph von Graffenried

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Güder, Hans Jakob · durch Quelle gesichert
Datierung
1673
Masse
32.8 x 20.8 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Über der blauen Rollwerkkartusche mit der Stifterinschrift steht das Vollwappen Christoph von Graffenrieds vor farblosem Grund. Dahinter erhebt sich auf gelbem Fliesenboden eine dreiachsige Rahmenarchitektur. Zwei blaue Aussenpilaster und zwei rückversetzte rotbraune Säulen tragen einen violetten Architrav und einen zentralen Rundbogen mit einer Engelskopfkartusche, zu dessen Seiten zwei Falken haltende Putten lagern. Vor den seitlichen Architekturöffnungen hängen Fruchtbouquets herab.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Heraldik

Wappen Christoph von Graffenried

Inschrift

Hr. Christoff von Gra[f=] / fenried Herr Zů Wo[rb] / diser Zeit Venner [Vnd] / deβ Täglichen R[ahtβ] / der Statt Bern. [1673] (die ergänzten Inschriftenteile in eckigen Klammern).

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Das rechte untere Stück der Inschriftentafel mit der Jahreszahl 1673 neu ergänzt (das Foto des SNM Zürich zeigt hier noch eine Lücke); einige Sprungbleie und Sprünge; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts möglicherweise Restaurierung durch Johann Heinrich Müller, Bern (Einfügen der Ergänzung?).

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe. Auf einigen Gläsern rückseitig die Brandmarke 4.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Christoph von Graffenried (1603–1687), der Sohn Abrahams (1580–1620), trat nach Studien in Lausanne, Genf, Dijon und Paris in die Leibgarde des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien ein.Nach seiner Rückkehr wurde er in Bern 1635 Mitglied des Grossen und 1651 des Kleinen Rats. 1642–1648 amtete er als Landvogt von Nidau. 1654 war er Bauherr und 1657–1685 viermal Venner zu Pfistern. Daneben durchlief er eine militärische Karriere, unter anderem 1655 als Kriegsrat, 1659 als Kommandant der Waadt sowie 1683 als Oberkommandant der deutschen Lande. Er war dreimal verheiratet, seit 1631 mit Anna von Mülinen, der Tochter Josuas und Witwe des Sulpitius Tscharner, seit 1648 mit Barbara Augsburger, der Tochter des Johann Ludwig und Witwe des Samuel Zehender, sowie seit 1659 mit Margaretha Tscharner, der Tochter Samuels und Witwe des Johann Georg von Werdt (HLS 5/2006, S. 588; HBLS 3/1926, S. 629).
Scheiben Christoph von Graffenrieds haben sich in den Kirchen von Habkern (1666), Ringgenberg (1671), Kirchenthurnen (1673), Gsteig (1673), Beatenberg (1673), Langnau (1674), Leissigen (ca. 1675) und Steffisburg (1681) erhalten, ebenso zwei im Schloss Burgistein (von 1668 und 1677).
Verschollen sind die vormals im Pfarrhaus von Grosshöchstetten (1670) sowie in den Kirchen von Unterseen bei Interlaken (1675), Gampelen (1677), Sigriswil (1678) und Kirchdorf (1679) vorhandenen Glasgemälde des Stifters (Thormann/von Mülinen 1896, S. 64, 72, 86, 91). Zudem befand sich 1978 eine Wappenscheibe von Graffenrieds aus der Zeit um 1660 im Kunsthandel (Kat. Stuker 1978, Nr. 3022).

Die Scheibe des Venners von Graffenried lässt sich aufgrund der Seckelamtsrechnung vom Oktober 1673 (Staatsarchiv Bern, Sign. B VII 554) dem Glasmaler Hans Jakob Güder zuschreiben, der damals "für mghrn und mhrn der Venneren Ehrenwapen in die Kirchen um Gsteyg, Beattenberg und Thurnen" bezahlt wurde. Darauf weisen auch der Stil und die Technik der Scheibe hin. Die dreiteilige Rahmenarchitektur ist analog komponiert und mit den gleichen Figuren besetzt wie bei den anderen 1673 in den Neubau der Kirche Beatenberg gelangten Vennerscheiben.

Von der Scheibe von Graffenrieds existiert eine Pause aus der Hand des Glasmalers Johann Heinrich Müller im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich (SNM, Inv. LM 24498). Darauf ist der untere rechte Teil der Inschrift leer gelassen, das heisst wohl durch Müller ergänzt worden.
Diese Scheibe ist ausserdem als farbige Zeichnung im Album des Emanuel Edmund von Graffenried (1829–1881) im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 6202.6) dokumentiert.

Datierung
1673
Herstellungsort
Eigentümer*in

Kanton Bern: Der vom Kanton am 25. 1. 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihevertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Erstes Heft. Oberland und Emmenthal, Bern 1879, S. 17.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 47, 56.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 249.

Charles Byland, Wappenscheibe von Habkern, in: Schweizer Archiv für Heraldik 30/1916, Heft 1, S. 36f.

Gottfried Buchmüller, St. Beatenberg. Geschichte einer Berggemeinde, Bern 1914 (Nachdruck 1979), Sf.. 191f., Abb. 24 (Hans Jakob Güder, sich auf Hans Lehmann berufend).

Güder, Hans Jakob, in: Allgemeines Künstlerlexikon 64/2009, S. 343.

Vgl.

Galerie Jürg Stuker Bern, Katalog zu Auktionen 167–178, 16. November–6. Dezember 1978.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9580 (Hans Jakob Güder)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Beatenberg_refK_Graffenried
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© reformierte Kirchgemeinde Beatenberg
Eigentümer*in

Kanton Bern: Der vom Kanton am 25. 1. 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihevertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.

Inventar

Referenznummer
BE_42
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016