Forschung
Johann Leonhard Engel (22.2.1621–2.8.1682), Sohn des Kupferschmieds Hieronymus, war Notar von Beruf und 1648 Registrator im Archiv-Gewölbe. 1651 gelangte er in den Grossen Rat zu Bern und wurde dort 1652 Gerichtsschreiber. 1653 nahm er an den Bauernverhandlungen und 1656 als Feld-, Kriegs- und Ratsschreiber am 1. Villmergerkrieg teil. 1656–1662 amtete er als Hofmeister zu Königsfelden sowie 1663–1666 und 1669 als Sechzehner zu Schmieden. 1669 wurde er Heimlicher von Burgern und Kleinrat sowie 1676 Venner zu Schmieden. 1679–1682 hatte er das Amt des Deutschseckelmeisters inne. Engel war zweimal verheiratet, in erster Ehe seit 1641 mit Franziska Wächinger, der Tochter des Landvogts Konrad Wächinger, und in zweiter seit 1661 mit Euphrosine Fischer, Tochter des Burkhard (HLS 4/2005, S. 208; HBLS 3/1926, S. 37).
Den Riss zu einer Allianzwappenscheibe Engels und dessen zwei Frauen fertigte 1662 Hans Ulrich II. Fisch (Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 76). Wappenscheiben Engels haben sich in den Kirchen von Hasle bei Burgdorf (1678), Erlach (1678), Nidau (1680) und Steffisburg (1681) erhalten. Verschollen sind die vormals in den Kirchen von Wohlen (1678) und Kirchdorf (1679) vorhandenen Glasgemälde (Thormann/von Mülinen 1896, S. 72, 95). Zudem bewahrt das Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg i. Ü. eine Wappenscheibe Engels von 1676 (Bergmann 2014, Bd. 2, Kat.-Nr. 160). Drei weitere Wappenscheiben des Stifters aus den Jahren 1678, 1679 und 1680 befinden sich im Besitz des Bernischen Historischen Museums (BHM Bern, Inv. 397, 63460, 1907). Verschollen ist ein Glasgemälde Engels aus dem Jahre 1681 (ehemals im Basler Kunsthandel; BHM Bern, Foto 4131). Vielleicht ist dasselbe mit der Wappenstiftung identisch, die Engel als Seckelmeister um 1681 in die Kirche oder Landvogtei von Gottstatt (Orpund) machte. Der Staatsmann Johann Leonhard Engel war demnach ein freudiger Spender von Wappenscheiben, die meist nur in wenigen Details voneinander abweichen und mehrheitlich in der Berner Werkstatt Güders in Auftrag gegeben wurden.
Laut den Amtsrechnungen von Erlach des Jahres 1679 erhielt damals der Berner Glasmaler Hans Jakob Güder 32 Kronen für sechs vom Stand Bern gestiftete Ehrenwappen: "für die 6 Ehrenwappen in der Kirchen allhier, die mir von Hr. Güder überschickt worden, 32 Kr." (Dr. Marti-Wehren, Auszüge aus den Berner Amtsrechnungen, Staatsarchiv Bern [Kopien im Vitrocentre Romont]). Dabei handelt es sich um die Bernscheibe (signiert) sowie die Scheiben des Deutschseckelmeisters Samuel Fischer und der vier Venner Engel, Tillier, Willading und Wurstemberger. Engels Scheibe in Erlach ist dessen Glasgemälde im Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg aufs Engste verwandt, sodass sie beide von der gleichen Hand stammen müssen.
Datierung
1678
StifterIn
Engel, Johann Leonhard (1621–1682), Venner
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kirchgemeinde Erlach.
Die Unterhaltspflicht der drei Glasgemälde im Chor 1881 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).