Acht einzelne in Blei gerahmte und in Form eines umgekehrten U's angeordnete Bildchen bilden den im Uhrzeigersinn zu lesenden Bildzyklus zum "Vaterunser". Es handelt sich um die Fragmente einer vormals hochrechteckigen Bildscheibe mit dem Namenszug und Wappen Mathis Walthers, die bei der letzten Restaurierung 1987 zerlegt und neu angelegt wurde. Der Fussteil wird heute im Pfarrhaus Einigen aufbewahrt.
Die allegorische Bilderfolge beginnt links unten mit der Anrede und Vermittlung des Vaterunsers: in blauer Kleidung auf einer kleinen Anhöhe stehend spricht Jesus zu seinen Jüngern. Unter diesen ragt in der vorderen Bildebene der glatzköpfige Petrus in blauem Überwurf heraus.
Im ersten Bild des Gebets thront Gottvater mit der Weltkugel in den Händen, von Engeln begleitet, im Wolkenkranz. Unter den Wolken kniet eine Gruppe von Frauen und Männern andächtig im Gebet. Über ihren Köpfen senkt sich die Taube des Heiligen Geistes herab (Mt 6, 9).
Die zweite Bitte des Gebets wird durch die Pfingstdarstellung illustriert: Vor einer Hütte sind die Gottesmutter und die Jünger andächtig versammelt, um den Heiligen Geist zu empfangen, der in Gestalt der Taube und in Form von Flammenzungen zu ihnen herabschwebt. Ein Apostel wendet sich bereits ab, um die Lehre Christi in die Welt zu tragen.
Zur Illustration der dritten Bitte führt Christus in blauem Gewand mit der Dornenkrone einen Zug kreuztragender Männer an. Über ihnen thront Gottvater mit Globus und Zepter in den Wolken, in denen die geretteten Seelen Aufnahme gefunden haben.
Die vierte Bittdarstellung zeigt im Kircheninnern eine sitzende Menschengruppe im Bann des zu ihnen auf der Kanzel predigenden Pfarrers. Ein Gläubiger empfängt die Hostie aus der Hand eines Geistlichen. Im Hintergrund öffnet sich der Blick in eine Stadtgasse, wo Menschen an einer Tafel zum Mahl versammelt sind, um das tägliche Brot einzunehmen.
Bei der fünften Bitte erscheint Christus in blauem Gewand im Kerker und lässt die angeketteten Übeltäter aus ihrer misslichen Lage befreien. Er gibt hiermit das Vorbild der Nächstenliebe und Barmherzigkeit.
Bei der sechsten Bitte sitzt Hiob von Schwären befallen auf einem Misthaufen. Er erblickt in seinem Rücken sein in Flammen stehendes Hab und Gut. Während ihn seine Frau anklagt, erscheint ihm der Teufel, um den Leidgeprüften zu versuchen. Darüber schwebt Gottvater im Wolkenkranz. Da Hiob seine Sünden erkennt, wird er die Gerechtigkeit Gottes erfahren.
Die siebte und letzte Bitte stellt im Vordergrund einen Sterbenden im Bett dar. Er wird von Christus gesegnet, welcher mit Maria im Kreise Klagender steht und die Hoffnung auf das Seelenheil vermittelt.
Wappen Mathis Walther (heute entfernt): in Gold auf Dreiberg ein rotes Eichhorn an schwarzem Stamm.
In den einzelnen Bildfeldern:
1. Jn der zÿt sprach / Jesus zů sinen Jünger / So ier bättend so söllen / ier nit vÿl reden. sprech / end also mathey am VI.
2. Vatter vnser der du bist in dem himmel / geheiliget werd din nam.
IHS (bei Taube).
3. Zů kum vnβ din Rich.
4. Din will gescheche vff erde als im himel.
5. Vnser ta(e)glich brot gib vns hüt.
6. Vnd vergib vns vnser schuld / als wier verga(e)ben vnsren / schuldnerren.
7. Vnd fuo(e)r vns nit / in versůchnuβ.
8. Sunder erlo(e)β vns vom übel / Amen.
Auf dem 1987 entfernten Fussteil: Mathis Waltter 1563.
MW