Forschung
Johann Anton VI. Tillier (13.6.1675–19.9.1731), ein Sohn Johann Antons V. (1648–1678) und Johanna Maria Frischings, ehelichte 1699 Salome von Muralt (1682–1749), eine Tochter des Johann Bernhard von Muralt. Er stand zunächst im Solddienst, wurde 1701 zum Schultheissen des Äusseren Standes und 1710 zum Grossrat in Bern gewählt. Schon 1714 stieg er in den Kleinen und Heimlichen Rat auf, wurde 1717 Venner zu Mittellöwen und 1723 Deutschseckelmeister. Tillier wurde mit zahlreichen wichtigen Gesandtschaften betraut. Seit 1700 besass er die Herrschaft Gerzensee und seit 1708 das Rebgut La Lance im Lavaux und nannte auch Landgüter in Deisswil (Gemeinde Stettlen) sein eigen. Zusammen mit seinem Bruder Samuel und seinen Vettern Johann Franz und Johann Rudolf wurde er 1715 von Kaiser Karl VI. in den Reichsritterstand erhoben (HBLS 6/1931, S. 791, HLS 12/2013, S. 392f.). Bildnisse des Schultheissen des Äusseren Standes und seiner Frau aus dem Jahr 1703 von Johann Rudolf Huber (1668–1748) wurden 2012 in Zürich versteigert (Kat. Schuler 2012, Nr. 4225). Ein weiteres spätes Porträt von 1723 befindet sich im Kunstmuseum Bern (Inv. G 0264 SIK-ISEA Inv.-Nr. 93548).
Wappenscheiben Johann Anton VI. Tilliers von 1728 haben sich auch in den Kirchen von Herzogenbuchseee und Hilterfingen/Oberhofen erhalten. Diese durchwegs analog komponierten Werke lassen sich über Quellen alle dem Berner Glasmaler Andreas Fueter zuweisen. Eine von Tillier 1719 in die Schaffnerei (Zehnthaus) von Ligerz (Bipschal) gestiftete Scheibe gelangte ins Bernische Historische Museum (BHM Bern, Inv. 406).
Die Scheiben des Berner Standes, des Seckelmeisters und der vier Venner für die nach dem Dorfbrand neu errichtete Kirche in Frutigen wurden laut den Seckelmeisterrechnungen von 1728 dem Glasmaler Andreas Fueter mit 164 Pfund bezahlt: "Dem Glassmahler Fueter für Mrghhrn. wie auch Mrhhrn. Seckelmeister u. Venneren EhrenWappen in die Kirche Frutigen zalt pf. 164 lb" (Keller-Ris 1915). Sie bilden damit auch eine sichere Grundlage für die Zuschreibung anderer Werke an diesen Meister.
Datierung
1728
StifterIn
Tillier, Johann Anton VI. (1675–1731), Deutschseckelmeister
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kirchgemeinde Frutigen.
Die Unterhaltspflicht der sechs Glasgemälde im Chor 1892 vom Staat Bern damals zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).