Forschung
Das 1912 abgebrochene Zunfthaus der Berner Gesellschaft zu Schmieden an der Marktgasse wurde ab 1718 über Jahre grundlegend erneuert. Zu den letzten Umbauphasen zählte die 1748 erfolgte Einsetzung neuer Fenster in die vordere "façe" des Gesellschaftshauses. Dabei erbat man sich zum Schmuck der Fenster von den zur Zunft gehörenden Meisterschaften "einiche Lichter samt den Schilten". Laut Paul Wäber kamen in der Folge die Meisterschaften des Kupferschmied-, Hufschmied- und Messerschmiedhandwerks der Aufforderung nach und schenkten je ein Fenster mit ihrer "Schliffscheibe" (Wäber 1938). Bei diesen Schenkungen handelte es sich freilich nicht um Schliffscheiben, sondern um Glasgemälde in Grisaillemalerei. Unter den heute erhaltenen drei Meisterschaftsscheiben findet sich zudem keine des Messerschmiedhandwerks. Vielmehr sind es zwei Stiftungen des Huf- und Waffenschmiedhandwerks von 1739 und 1748 sowie diejenige der Kupferschmiede von 1749. Die Huf- und Waffenschmiede hatten das Gesellschaftshaus demnach bereits bei einer früheren Umbauphase mit einem Glasgemälde beehrt. Die Stiftung der Messerschmiede hingegen dürfte beim Unwetter (Hagelschlag) gegen Ende des 19. Jahrhunderts zerstört worden sein (s. u.). Ausser den drei Glasgemälden der Meisterschaften existieren aus der gleichen Periode sieben weitere Grisaillescheiben mit den Wappen von Gesellschaftsangehörigen. Nach Paul Wäber erfolgten diese Stiftungen, nachdem die Zunft, das heisst die "Committierten zu den Gesellschaftsfenstern", 1750 ein jedes "Ehrenglid" der Waisenkommission um sein Wappen für ein Fenster gebeten hatten. Von den betreffenden Scheiben datieren allerdings lediglich zwei von 1750 und 1751, die restlichen fünf jedoch aus den Jahren zwischen 1745 und 1749. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Zunft bereits gegen 1745 mit der Bitte um Wappengaben an einzelne ihrer Angehörigen gelangt war. Wie viele solche Gaben die Gesellschaft zu Schmieden damals in ihr erneuertes Haus erhielt, weiss man zwar nicht. Es werden aber sicher mehr als die heute noch vorhandenen zehn Glasgemälde gewesen sein.
1892/93 erneuerte die Gesellschaft ihr Anwesen an der Zeughausgasse, das Haus zu Hinterschmieden gegenüber dem Kornhaus. Kurz zuvor war der Scheibenzyklus im Gesellschaftshaus an der Marktgasse durch einen Hagelschlag beschädigt worden. Nach seiner Reparatur wurde er ins Hinterschmiedengebäude versetzt. Hier befindet er sich noch heute (Wäber 1938).
Der Berner Hufschmied und "Fürgschauer" Samuel Jakob Bigler (1712–1781) war der Sohn Jakobs und der Margaretha Fehlbaum. 1738 ehelichte er Maria Elisabeth Bodmer. Der Huf- und Herrenschmied David Wäber (1714–1805), der Sohn von Enoch und Anna Barbara Wäber, war seit 1744 mit Barbara Zumbrunnen verheiratet. Der Hufschmied Hieronymus Gruner (1722–1792), der Sohn Abrahams und der Maria Magdalena Berger, heiratete 1745 in Belp Anna Maria Brunner. Der Hufschmied und Bettelvogt Niklaus Wyttenbach (1725–1775), der Sohn Abrahams und der Maria Magdalena Erhard, heiratete 1749 Katharina Schumacher († 1771), 1771 Johanna Rosina Nöthiger († 1792) und 1774 Elisabeth Gutmann. Der Hufschmied (Christian) Emanuel Stauffer (* 1725) war der Sohn Davids und der Johanna Magdalena Schumacher. 1756 ehelichte er Johanna Rosina Nöthiger (Kessel 2016).
Von den zehn Grisaillescheiben ist die älteste, diejenige von 1739, eine signierte Arbeit Samuel Küpfers (1712–1786). Dass dieser auf die Anfertigung von Grisaillescheiben spezialisierte Berner Glasmaler um die Mitte des 18. Jahrhunderts die ganze in Glas gebrannte Wappenserie für das alte Gesellschaftshaus schuf, ist aufgrund ihrer Einheitlichkeit nicht zu bezweifeln.
Datierung
1748
Herstellungsort