Forschung
Johann Rudolf Thormann (18.12.1672–1742), Sohn des Georg Thormann (1641–1693) und der Johanna Page sowie Bruder Georgs (1664–1717), war Herr zu Sullens, 1701 Schultheiss des Äusseren Standes zu Bern, 1725 Landvogt in Aarwangen, 1732 des Kleinen Rats und 1733 Gesandter nach Basel (HBLS 6/1931, S. 733). Er diente auch als Rathausamman und Venner in Bern. Johann Rudolf Thormann heiratete am 6. Dezember 1697 in Bümpliz Elisabeth von Wattenwyl (1678–1743), die Tochter des Alexander und der Margaretha Steiger (Kessel 2016). Die vorliegende Scheibe von 1729 vergabte er als Landvogt der benachbarten Vogtei Aarwangen in die neu errichtete Kirche von Herzogenbuchsee .
Für die Herstellung der obrigkeitlichen Wappenscheiben in die Kirche Herzogenbuchsee wurden 1728 dem Glasmaler Andreas Fueter 184 Pfund und im folgenden Jahr noch einmal 164 Pfund durch den Berner Seckelmeister bezahlt. Die Stiftung umfasste den Berner Wappenschild sowie die Ehrenwappen der vier Venner (von Graffenried, Steiger, Willading und von Mülinen) und des Deutschseckelmeisters, wahrscheinlich auch die Wappenscheiben der Landvögte von Wangen und Aarwangen: "Dem Glaasmahler Fueter für Mrghhrn. Ehrenwaapen wie auch Mrhhrn. Teutsch Seckelmeister und Venneren in die Kirchen zu Herzogenbuchsee, und Hilterfingen zalt An d 184 lb." // "Dem Glaassmahler Fueter Oberkeitl. Schilten in die Kirchen zu Herzogenbuchsee 164 lb." (Staatsarchiv Bern, Seckelmeisterrechnung 1728 und 1729, nach Keller-Ris 1915, S. 170).
Die Scheiben der drei Landvögte in der Kirche Herzogenbuchsee folgen in der Komposition bis auf farbliche Details (weisser statt blauer Grund) exakt den Vennerscheiben (mit Ausnahme jener Wolfgang von Mülinens). Sie sind typische Werke des Berner Glasmalers Andreas Fueter, der 1728 nach gleichen Vorlagen auch die obrigkeitlichen Scheiben für die Kirchen in Frutigen und Hilterfingen/Oberhofen schuf.
Datierung
1729
StifterIn
Thormann, Johann Rudolf (1672–1742), Landvogt Aarwangen
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kirchgemeinde Herzogenbuchsee.
Die Unterhaltspflicht der acht Glasgemälde im Chor wurde 1885 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936 [Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343]).