Forschung
Von den Wappenscheiben in der Kirche Muri sind die meisten 1731 datiert. Obwohl aus dem betreffenden Jahr keine Nachrichten über Umbauarbeiten am Gotteshaus vorliegen, dürften damals solche durchgeführt worden und der Grund für die Wappenstiftungen gewesen sein. Dass die Kirche 1731 mit Wappenscheiben beschenkt wurde, steht ausser Zweifel. Dies belegt die Berner Seckelmeisterrechnung aus diesem Jahr, worin der Ausgabeposten für die beiden damals von Andreas Fueter für die Kirche Muri geschaffenen Standesscheiben enthalten ist (s. d.).
In der Werkstatt Fueters entstanden auch die beiden 1731 in die Kirche Muri verehrten, ganz ähnlich komponierten Wappenscheiben von Barbara Elisabeth Kirchberger und Emanuel Gruber, zu denen ursprünglich jeweils ein Pendant mit dem Wappen ihres Gatten bzw. seiner Gattin existierte (s. u.). Dass es sich um Arbeiten aus dessen Werkstatt handelt, belegen die nahe verwandten Berner Vennerscheiben, die Fueter 1730 für die Kirche Stettlen schuf.
Emanuel Gruber (1685–1736), der Sohn des Berner Chirurgen Samuel und der Katharina Schellhammer, übte den gleichen Beruf wie sein Vater aus. In Bern war er Inseldoktor. Er wurde dort 1718 in den Grossen Rat sowie 1727 und 1735 zum Sechzehner berufen. 1736 ernannte man ihn zum Landvogt nach Aarwangen. Am 7. November 1718 heiratete er in Köniz Rosina Esther Stettler (1696–1775), die Tochter Johann Jakobs und der Rosina Sinner (HBLS 3/1926, S. 773).
Emanuel Grubers Wappenstiftung entspricht im Grundschema dem Glasgemälde Barbara Elisabeth Kirchbergers, zu dem vormals nachweislich ein Pendant mit dem Wappen ihres Mannes Albrecht von Mülinen vorhanden war. Auch zur Scheibe Emanuel Grubers existierte ursprünglich ein solches Pendant mit dem Wappen seiner Gemahlin Rosina Esther Stettler. Von diesem 1896 noch in der Kirche befindlichen (vgl. Thormann/von Mülinen), heute aber verschollenen Glasgemälde mit der Stifterinschrift "Und Frauw Rosina Ester Stettler Sei Ehgemalin Anno 1731" gibt es eine Pause von Hans Drenckhahn in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont (Mappe 252).
Auch Grubers Scheibe ist durch eine (nur teilweise ausgeführte) Pause Hans Drenckhahns vom 29. September 1917 in dessen Nachlass dokumentiert (Mappe Nr. 252). Im Drenckhahn-Nachlass findet sich zudem eine kurze Notiz zur Scheibe (Mappe 252/118).
Die in der Kirche Muri erhaltenen acht alten Glasgemälde hatten ihren Platz ursprünglich vermutlich in den Chorfenstern. Dass zumindest ein Teil davon sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts dort befand, belegt das in der Kirchgemeinde Muri vorhandene alte Foto, worauf einerseits die 1881 ins Langhausfenster bei der Kanzel eingesetzte Christusfigur Karl Wehrlis und andererseits in den Chorfenstern zwölf leider nur undeutlich erkennbare Glasgemälde zu sehen sind. Weil sich davon zumindest das eine mit einer der beiden Bernscheiben von 1731 identifizieren lässt, darf man annehmen, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts die genannten acht Glasgemälde alle im Chor platziert waren. Wann genau sie von dort entfernt wurden, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Zumindest steht fest, dass sie bei der Renovation von 1969 in den Fenstern des Kirchenvorraums (Westwand) bzw. im Fenster der Sakristei (Bernscheiben) zur Aufstellung kamen.
Datierung
1731
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kirchgemeinde Muri.
Die Unterhaltspflicht der zwei Glasgemälde im Chor 1895 vom Staat Bern damals zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).