Forschung
Wie aus dem am Astbogen aufgehängten Wappenschild des Deutschordens hervorgeht (in Silber ein schwarzes Kreuz), machte Rudolf von Fridingen seine Stiftung nach Neuenegg in den Jahren zwischen 1508 und 1521, als er Komtur der Deutschordenskommende Köniz war. In dieser Zeit, d. h. zwischen 1512 und 1516, gab es an der Kirche Umbauarbeiten. Dass sie wie für Bern und Freiburg auch für ihn Anlass zu seiner Stiftung boten, ist zwar nicht ganz auszuschliessen. Aufgrund seines Stils scheint das Glasgemälde des Rudolf von Fridingen jedoch eher aus dem ersten denn aus dem zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts zu datieren. Es dürfte mit anderen Worten einige Jahre älter sein als die in den Ausmassen grösseren Scheiben Berns und Freiburgs. Man kann sich somit fragen, ob von Fridingen sein Glasgemälde allenfalls bereits 1508 stiftete, als er die Komturei zu Köniz übernahm, welche damals die Kollatur über die Kirche Neuenegg inne hatte.
Mit den Standesscheiben Berns und Freiburgs in Neuenegg lässt sich das Glasgemälde von Fridingens stilistisch nicht vergleichen. Das zeigt sich insbesondere an der breitflächigen Anordnung seiner Helmdecke, die sich deutlich von denjenigen der beiden anderen Werke abhebt. Von Fridingen wird seine Stiftung demnach kaum beim gleichen Meister wie die diese beiden Stände in Auftrag gegeben haben. Als unhaltbar erweist sich die von Hans Lehmann vorgeschlagene Zuschreibung an Lukas Schwarz († zwischen 1520 und 1526), lässt sich doch kein einziges von den aus dem frühen 16. Jahrhundert erhaltenen bernischen Glasgemälden diesem Meister durch eine Signatur oder einen Quellenbeleg sicher zuordnen (HLS 11/2012, S. 264).
Rudolf von Fridingen, Angehöriger einer Adelsfamilie aus dem Hegau und Deutschordensritter, wurde 1490 Hofmeister in Beuggen, 1497 Komtur der Deutschordenskommende in Sumiswald und 1508 derjenigen in Köniz. 1522 bis 1538 war er Landkomtur der Ballei Elsass-Burgund (Kurmann-Schwarz 1998, S. 437–41; HBLS 3/1929, S. 333).
Scheiben von ihm gibt es im Berner Münster (Kurmann-Schwarz 1998, S. 437–41, Abb. 278), in der Kirche Sumiswald und in derjenigen von Neuenegg. Ein runder Wappenschild von Fridingens wurde 1911 beim Brand der Kirche zu Hindelbank zerstört (Lehmann, Hindelbank 1913, Abb. 13.5).
Von Fridingens Scheibe in Neuenegg ist durch eine vollständig ausgeführte Pause Johann Heinrich Müllers im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich dokumentiert (Inv. LM 24498.62).
Laut der Beschreibung von Mülinens aus dem Jahr 1881 dürfte sich die Scheibe damals im gleichen Fenster wie heute befunden haben. Wo ihr ursprünglicher Standort war, weiss man nicht.
Datierung
um 1508
Zeitraum
1508 – 1521
StifterIn
Herstellungsort
Eigentümer*in
Der Kirchenchor wird 1883 vom Staat Bern an die Kirchgemeinde abgetreten. Scheiben: Seit 1984 Kirchgemeinde Neuenegg (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).
Vorbesitzer*in