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BE_506: Wappenscheibe Samuel Fischer
(BE_Nidau_refK_FischerS)

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Titel

Wappenscheibe Samuel Fischer

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Güder, Hans Jakob · durch Quelle gesichert
Laubscher, Hans Heinrich · Randergänzung
Datierung
1680
Masse
76. x 53. cm im Licht (mit Rahmenbordüre) · 67.8 x 46 cm im Licht (ohne Rahmenbordüre)

Ikonografie

Beschreibung

Das von zwei grünen Palmzweigen umkränzte Vollwappen Samuel Fischers steht auf der Rollwerkkartusche mit der Stifterinschrift. Diese ist dem mit einem violetten Tuch dekorierten Podium vorgesetzt. Hinter dem Wappenschild erheben sich vor farblosem Grund zwei reich geschmückte Säulen mit einem eingestellten, violett marmorierten Rundbogen, der mit einem Vorhang und am Scheitel mit einem geflügelten Engelskopf geschmückt ist. Seitlich gerahmt wird die Scheibe durch zwei einfache braune Randleisten, die oben durch einen blauen Vorhang mit den inneren Säulen verbunden sind. Weil sie zu klein war, wurde die Scheibe nachträglich zu beiden Seiten und oben erweitert, indem man ihr eine in Grisaille- und Silbergelbmalerei ausgeführte Architekturrahmung mit einer Maskenkartusche im Gebälk anfügte (s. u.).

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Heraldik

Wappen Fischer, Samuel

Inschrift

Hr. Samuel Fischer / diser Zeit Venner Vnd / deß Täglichen Rahts / der Statt Bern / 1680.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die Bogenrahmung mit Ausnahme des Engelskopfes neu ergänzt; einige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert. Wie der Vergleich mit den Aufnahmen Hesses sowie des BHM Bern und des SNM Zürich zeigt, wurden in der Neuzeit einzelne Glasstücke in den beiden seitlichen Randeinfassungen mehr als einmal verschoben und ausgewechselt (im Erhaltungsschema sind diese Stücke nicht erfasst).

Restaurierungen
1704 führt ein Glaser namens Schmalz Arbeiten an Fenstern und Glasgemälden aus: "Glaser Schmalz 4.8.- Arbeit Fenster und Schilten mit enschluß den bemüheten mit herauff- undt abthüyung der schilten bezahten trunckes" (Kirchenrechnungen Nidau, W7).
1986 Atelier Reich & Co., Bern: Neumontierung der Scheiben in Rahmen und Einsetzen neuer Metallfenster, teilweise Restaurierung der Glasgemälde ("defekte Randstücke neu kopieren und ersetzen").

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Als die Kirche Nidau 1678 grundlegend umgestaltet wurde, entschloss sich die Berner Obrigkeit, das heisst ihre deutsche Vennerkammer dazu, für den dortigen neuen Chor einen ganzen Scheibenzyklus anfertigen zu lassen. Der darauf bezügliche Eintrag im Manual der Vennerkammer vom Mai 1679 lautet folgendermassen: "Ehrenwappen in die Kirche zu Nidau und Kilchdorf. Nach derer von Nidau und Kilchdorf Anhalten haben Mgh. die Venner Ihnen bewilliget, des Standes und Mgh. dieser Vennerkammer Ehrenwappen in Ihre neu erbauten Kirchen zu setzen. Ihr Mgh. Seckelmeister werdet fründtlich ersucht, diese Wappen für beide Orte nach dem Mass der Fenster, so von jedem Ort eingegeben werden soll, machen zu lassen und zu bezahlen" (Maibach/Schwalm, S. 69). Ursprünglich sah die Vennerkammer also vor, für die Kirchen von Nidau und Kirchdorf ausser den Wappenscheiben des Schultheissen, des Seckelmeisters und der vier Venner auch das Ehrenwappen des Standes selbst in Auftrag zu geben. Im Falle Nidaus verzichtete man aber dann auf die Herstellung einer neuen Standesscheibe. Stattdessen begnügte man sich damit, die beiden 1607 in den Vorgängerbau verehrten Bernscheiben in den 1678 erstellten Chor zu übernehmen (s. d.). Der zusätzlich dazu in Auftrag gegebene Zyklus mit den Wappen der sechs genannten Amtmänner wurde 1680/81 in der Werkstatt Hans Jakob Güders geschaffen. Dies belegen zum einen dessen Monogramm auf der Scheibe von Seckelmeister Engel und zum anderen die 200 Pfund, die Güder laut der vom bernischen Vogt in Nidau 1682/83 erstellten Amtsrechnung dafür erhielt (Heinz Matile, in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde und Kartei Künstler, Bernisches Historisches Museum). Auf die Werkstatt Güders als Produktionsort weist ebenfalls folgender Eintrag in der im Burgerarchiv Nidau erhaltenen Burgermeisterrechnung dieses Ortes von 1681 (S. 6): "wegen denen Schilden by Hrn Glasmaler Güder gewesen" (Moser 2005, S. 421, Anm. 285). Den Grund für diese Angabe bildeten wohl die Fenstermasse, welche, wie im Vennermanual von 1679 vermerkt (s. o.), die um die Scheiben bittenden Gemeinden Nidau und Kirchdorf offenbar direkt an den mit der Werkausführung betrauten Glasmaler übermittelten. Im Falle Nidaus passierte bei der Übermittlung der Masse jedoch ein Fehler. Die sechs 1680/81 von Bern zusätzlich gestifteten Wappenscheiben schuf Jakob Güder nämlich in zu kleiner Grösse. Vor ihrer Einsetzung in die Kirchenfenster fügte ihnen deshalb der Bieler Glasmaler Hans Heinrich Laubscher Randergänzungen bei. Dokumentiert ist die betreffende Anpassung in der Burgermeisterrechnung Nidaus von 1681/82 (S. 16): "Hrn. Hans Heinrich Loupscher dem Glasmahler zu Biel, obgemelte Ehrenwappen etwas grössers zu mahlen und einzufassen, deren 6 wahren" (Moser 2005, S. 81). Bei der Wappenscheibe Johann Rudolf Wurstembergers ist Laubschers architektonische Randergänzung einheitlich durchgestaltet. Bei den fünf anderen Scheiben hingegen besteht dieselbe mit Ausnahme der oberen Gebälkzone in grossen oder zumindest kleineren Partien aus zusammengestückelten Teilen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Laubscher auch diese Glasgemälde mit einer einheitlichen architektonischen Einfassung versah und dass es in ihrem Falle bei späteren Restaurierungen diesbezüglich zu Verschiebungen und Auswechslungen kam.

Samuel Fischer (1618–1682) von Bern, Sohn des Venners Beat (1577–1629), war in erster Ehe seit 1641 mit Katharina Seiler von Aarau und in zweiter seit 1661 mit Elisabeth Wunderlich verheiratet. Ab 1645 sass er im Grossen Rat Berns. 1648 wurde er Deutschseckelschreiber, 1654 Landvogt von Fraubrunnen, 1661 Sechzehner zu Gerbern und erster Heimlicher von Burgern. 1661 gelangte er ein erstes Mal in den Kleinen Rat. 1666 amtete er als Bauherr, 1671–1672 als Venner zu Gerbern, 1673–1679 erneut als Kleinrat, 1672–1679 als Deutschseckelmeister und 1679–1682 wiederum als Venner zu Gerbern. Samuel Fischer lehnte 1675 den Vorschlag zur Übernahme des Schultheissenamtes ab. Musikalisch interessiert, war er Musikinspektor und Gründer des Frauengesangvereins (HLS 4/2005, S. 538; HBLS 3/1926, S.162; Braun u. a. 2004, S. 19).
Glasgemälde mit dem Wappen Samuel Fischers haben sich in den Kirchen von Kirchenthurnen (1673), Beatenberg (1673), Langnau (1674), Leissigen (1675), Hasle (1678), Nidau (1680) und Steffisburg (1681) erhalten. Eine 1678 in die Kirche von Erlach gestiftete Scheibe Fischers wird im Bernischen Historischen Museum (BHM Inv. 1912) aufbewahrt. Verschollen sind die vormals in den Kirchen von Unterseen bei Interlaken (1675), Gampelen (1677), Wohlen (1678), Walperswil (1678), Sigriswil (1678), Brienz (1680) und vermutlich Oron (1680) vorhandenen Glasgemälde des Stifters (Thormann/von Mülinen 1896, S. 60, 64, 86, 91f., 94f.). Für Brienz bestimmt war möglicherweise die in unbekanntem Besitz befindliche Scheibe von 1680 (Bernisches Historisches Museum, Foto 29189), die den Vennerscheiben in Hasle nachgebildet ist und Hans Jakob Güder zugeschrieben werden kann. In dessen Berner Werkstatt entstanden auch die meisten anderen von Samuel Fischer bekannten Wappenscheiben.

Egbert Friedrich von Mülinen sah 1893 die Scheibe Fischers in einem Fenster der Chorsüdseite ("im Chor rechts"), das heisst vermutlich am gleichen Standort wie heute. Ihm zufolge waren damals die Glasgemälde im Chor, besonders die der linken Seite, stark beschädigt sowie diejenigen im Schiff restauriert.

Datierung
1680
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1984 Kirchgemeinde Nidau (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Vorbesitzer*in

Staat Bern

Bibliografie und Quellen

Literatur

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidg. Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Sechstes Heft. Das Seeland, Bern 1893, S. 394f.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 47, 80.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 236.

Robert Aeberhard, Kirchen im Seeland, Biel 1980, S. 287.

Andres Moser/Ingrid Ehrensperger, Arts et monuments. Jura bernois, Bienne et les rives du lac, Bern-Wabern 1983, S. 81.

Gabriela Neuhaus, Nidau – 650 Jahre Wandlung, Nidau 1988, S. 66f., Farbabb. 9.

Kurt Maibach/Jean Schwalm, Bilder aus der Geschichte der Kirchgemeinde. Nidau 1994, S. 66–69.

Andres Moser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Landbd. III, Bern 2005, S. 81f., 421 (Anm. 283).

Güder, Hans Jakob, in: Allgemeines Künstlerlexikon 64/2009, S. 343.

Archiv der Kant. Denkmalpflege Bern, Dokumentation 1913/14 und 1986.

Vgl.

Hans Braun u. a., Beat Fischer (1641–1698). Der Gründer der bernischen Post, Bern 2004.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse Neg. 06020, Neg. Howald 010384/3c, 010384/1, 010384/2; SNM Zürich, Neg. 8985 (Hans Jakob Güder)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Nidau_refK_FischerS
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Nidau
Eigentümer*in

Seit 1984 Kirchgemeinde Nidau (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Inventar

Referenznummer
BE_506
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema