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BE_578: Standesscheibe Bern
(BE_Seeberg_refK_Bern)

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Titel

Standesscheibe Bern

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Funk, Hans · Werkstatt, zugeschr.
Datierung
um 1517
Masse
44.7 x 31.1 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Die bekrönte, vor blauen Damastgrund gesetzte Wappenpyramide Bern-Reich begleiten zwei schwertbewaffnete Krieger, die auf grau und weiss gefliestem Boden stehen. Es handelt sich um den durch ein grünes Hemd und ein prächtiges Federbarett ausgezeichneten Berner Bannerträger sowie um einen blondgelockten jugendlichen Halbartier im Halbharnisch. Das seitlich rahmenlose Glasgemälde wird nach oben hin durch einen gelben Astbogen mit stilisiertem eingerolltem Blattwerk abgeschlosssen.

Iconclass Code
25F33(EAGLE)(+12) · Greifvögel: Adler (+ Wappentiere)
44A311 · Standartenträger, Fahnenträger
45C14(HALBERD) · Streitwaffen (zum Schlagen, Stechen, Stoßen): Hellebarde
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen, Banner Bern

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Stellenweise Verluste in der Schwarzlotbemalung.

Restaurierungen
1922 Renovation der Butzenverglasung, ausgeführt durch Glasmaler Eduard Boss aus Bern (Inschrift bei Fenster s II unten).
1908/1931(?) Hans Drenckhahn, Thun: Die Scheibe, von der mehrere Teilpausen Drenckhahns existieren, wurde von diesem möglicherweise in geringem Masse überarbeitet (Neuverbleiung?). Von mehreren Glasgemälden in Seeberg gibt es Pausen Hans Drenckhahns. Auf zwei davon notierte dieser als Herstellungsjahr 1908 (Pause zur Scheibe mit der Mondsichelmadonna) beziehungsweise 1931 (Pause zur Stadtscheibe Wangens). Wann genau er die Reparatur vornahm (1908 und/oder 1931), bleibt zu klären.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Bern spendete sein Fenster und Wappen 1516/17 als Landesherrin Wangens in den Kirchenneubau von Seeberg. Die von Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen geäusserte Vermutung, Bern habe ebenso wie das Schwarzwaldkloster St. Peter damals eine Doppelscheibe dorthin verehrt, wird durch die von Hans Drenckhahn erhaltenen Teilpausen der für Seeberg bestimmten Berner Vinzenzenscheibe erhärtet (Nachlass Drenckhahns im Vitrocentre Romont, Mappe mit Inv.-Nr. 19). Die Berner Standesscheibe besitzt ein erheblich kleineres Format als die Glasgemälde des Schwarzwaldklosters St. Peter und Burgdorfs. Deshalb und aufgrund des Umstands, dass der Berner Rat die Kirchgemeinde 1515 beim Neubau des Kirchenschiffs unterstützte, kann man sich natürlich fragen, ob die Berner Standes- und Vinzenzenscheibe entgegen der gängigen Praxis allenfalls nicht im Chor, sondern in einem Fenster des Langhauses zur Aufstellung gebracht wurden. Gegen diese Annahme spricht jedoch das damalige Selbstverständnis Berns. Zudem befand sich die Standesscheibe laut Egbert Friedrich von Mülinen 1890 im nördlichen Chorfenster. Man darf somit davon ausgehen, dass auch Berns Doppelscheibe ihren Platz ursprünglich im Chor hatte, und zwar wohl eher im dortigen Mittel- (zusammen mit den Stiftungen des Klosters St. Peter und der Stadt Wangen?) denn im Nordfenster.

Die sechs in der Kirche Seeberg aus dem frühen 16. Jahrhundert vorhandenen Glasgemälde bilden eine stilistisch homogene Gruppe. Ihre Einheitlichkeit unterstreicht das verwendete Damastmuster, das mit Ausnahme der beiden Burgdorfer Stiftungen die vier übrigen Werke auszeichnet. Hans Lehmann betrachtet die sechs Seeberger Scheiben denn auch als Arbeiten derselben Hand. Darin glaubt er diejenige von Jakob Wyss erkennen zu können. Ob dieser Berner Glaser auf Glas malte, ist jedoch nicht gesichert. Lehmanns Zuschreibung ist deshalb abzulehnen. Unter den aus dem zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts stammenden Scheiben, die sich Berner Glasmalern zuweisen lassen, sind solche aus der Werkstatt Hans Funks mit denjenigen in Seeberg am besten vergleichbar. Zu nennen sind insbesondere die Berner Vinzenzenscheibe von 1513 und die Aarberger Bannerträgerscheibe von 1515 aus der Kirche Kerzers im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 1886, 1887) sowie die ebenfalls dort aufbewahrte Aarauer Stadtscheibe aus der Zeit um 1515 (BHM Bern, Inv. 17631). Die drei genannten Werke stehen in der Figurengestaltung den Glasgemälden in Seeberg nahe. Zudem besitzen die Aarbeger und Aarauer Stiftungen ein ganz ähnliches Damastmuster wie vier der dortigen Scheiben sowie die Aarberger ein Rahmenwerk in der Art wie bei den von Burgdorf nach Seeberg verehrten Glasgemälden. In ihrem Damastmuster hinwiederum entsprechen diese zwei Burgdorfer Glasgemälde exakt demjenigen der Vinzenzenscheibe Berns aus der Kirche Kerzers. Dem gleichen Damastmuster begegnet man nochmals auf den Scheiben mit der Mondsichelmadonna und dem hl. Leodegar, die das Stift Schönenwerd 1520 sicherlich in der Werkstatt Funks für die Kirche von Uerkheim in Auftrag gab (Hasler 2002, S. 279–283, Farbabb. S. 92, 93). Alles in allem spricht damit Vieles dafür, dass der Zyklus von Seeberg im Atelier von Funk geschaffen wurde.

Von der Scheibe existieren mehrere Teilpausen Hans Drenckhahns in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont (Mappe mit Inv.-Nr. 19).

Datierung
um 1517
Zeitraum
1516 – 1520
Herstellungsort
Eigentümer*in

1890 trat Bern den Chor der Kirche an die Kirchgemeinde ab (aber ohne die dort befindlichen Scheiben).
Der vom Kanton Bern am 25. 1. 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihevertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Fünftes Heft. Der Oberaargau, Bern 1890, S. 196f.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 84.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei,1905, S. 238.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 16/1914, S. 219–223, Abb. 8 (Jakob Wyss).

K. Frei, Wyss, Jakob, in: Schweizerisches Künstler-Lexikon 4/1917, S. 460 (Jakob Wyss).

Siegfried Joss, Aus Seebergs Vergangenheit, Herzogenbuchsee 1931, S. 19f. (vor 1510, eventl. nach Entwurf Niklaus Manuels).

Conrad de Mandach, Die St. Bartholomäus-Kapelle in Pérolles-Freiburg, in: Bericht der Gottfried Keller Stiftung 1932–1945, Zürich 1946, S. 35 (Jakob Wyss).

Walter Gfeller, Auf den Spuren alter Wappen im Oberaargau, in: Jahrbuch des Oberaargaus 36/1993, Farbabb. 12.

Karl H. Flatt, Zur älteren Geschichte von Seeberg, in: Jahrbuch des Oberaargaus 36/1993, S. 68.

Peter Eggenberger u. a., Seeberg, Pfarrkirche. Die Ergebnisse der Bauforschungen von 1999/2000, Bern 2009, S. 18, 46–48, Abb. 58.1.

Vgl.

Rolf Hasler, Glasmalerei im Kanton Aargau. Kirchen und Rathäuser, Aarau 2002.

Weiteres Bildmaterial

BHM Bern, 29554 (vermutlich Aufnahme Hans Drenckhahn); Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse 04643 B, Neg. Howald 08285 (1979); SNM Zürich, Neg. 8998 (Jakob Wyss)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Seeberg_refK_Bern
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Seeberg
Eigentümer*in

1890 trat Bern den Chor der Kirche an die Kirchgemeinde ab (aber ohne die dort befindlichen Scheiben).
Der vom Kanton Bern am 25. 1. 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihevertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.

Inventar

Referenznummer
BE_578
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016