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BE_581: Wappenscheibe Lienhard Meiss(?)
(BE_Seeberg_refK_MeissL)

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Titel

Wappenscheibe Lienhard Meiss (?)

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Funk, Hans · Werkstatt, zugeschr.
Datierung
1517
Masse
43. x 32. cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Den Wappenschild begleiten zwei vor blauem Damastgrund auf hellgrauem Fliesenboden stehende Halbartiere. Beide sind schwertbewaffnet sowie mit einem langärmeligen grünen beziehungsweise lila Hemd, gelb-schwarz gestreiften Strümpfen und einem Federbarett bekleidet. Die architektonische Rahmung bildet eine gelblichgrüne Arkade aus verschlungenen, sich nach unten in Wurzelwerk auflösenden Stämmchen. Am Scheitel des mit eingerolltem Blattwerk geschmückten Astbogens ist in einem Schriftband das Stiftungsjahr festgehalten.

Iconclass Code
45C14(HALBERD) · Streitwaffen (zum Schlagen, Stechen, Stoßen): Hellebarde
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen (Meiss, Lienhard?): In Rot über grünem Dreiberg ein goldener Sechsstern aus zwei verschlungenen Triangeln, besetzt von einer silbernen Taube.

Inschrift

1517.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein kleines Zwickelstück im Zentrum der linken zopfförmigen Astsäule neu ergänzt (das von Hans Drenckhahn stammende Foto 29559 im BHM Bern zeigt stattdessen eine kleine Lücke und in der rechten Astsäule noch keine Sprungbleie); einige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1922 Renovation der Butzenverglasung, ausgeführt durch Glasmaler Eduard Boss aus Bern (Inschrift bei Fenster s II unten).
1908/1931(?) Hans Drenckhahn, Thun: Die in der Scheibe vorhandene Ergänzung dürfte auf die Restaurierung Drenckhahns zurückgehen. Von mehreren Glasgemälden in Seeberg fertigte dieser Pausen an. Auf zwei davon notierte er als Herstellungsjahr 1908 (Pause zur Scheibe mit der Mondsichelmadonna) beziehungsweise 1931 (Pause zur Stadtscheibe Wangens). Wann genau er die Reparatur vornahm (1908 und/oder 1931), bleibt zu klären.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Hans Lehmann vermutet, dass es sich beim Wappeninhaber um Lienhard Meiss handelt. Dieser war 1517 der Vogt Burgdorfs in der Herrschaft Grasswil, zu der Seeberg gehörte. Lehmanns Gleichsetzung des Scheibenstifters mit Lienhard Meiss ist allerdings eine Hypothese (ob es sich beim dargestellten Wappen um dasjenige der Meiss handelt, ist ungesichert).
Die Scheibe befand sich zusammen mit der Madonnenscheibe 1890 (von Mülinen) und 1896 (Thormann/von Mülinen) im Fenster s III der Chors. Ebenso gut wie im Chor könnten diese beiden Scheiben, die wesentlich kleiner sind als die Stiftungen Burgdorfs und des Klosters St. Peter, ursprünglich aber auch in einem Fenster des Langhauses platziert gewesen sein.

Die sechs in der Kirche Seeberg aus dem frühen 16. Jahrhundert vorhandenen Glasgemälde bilden eine stilistisch homogene Gruppe. Ihre Einheitlichkeit unterstreicht das verwendete Damastmuster, das mit Ausnahme der beiden Burgdorfer Stiftungen die vier übrigen Werke auszeichnet. Hans Lehmann betrachtet die sechs Seeberger Scheiben denn auch als Arbeiten derselben Hand. Darin glaubt er diejenige von Jakob Wyss erkennen zu können. Ob dieser Berner Glaser auf Glas malte, ist jedoch nicht gesichert. Lehmanns Zuschreibung ist deshalb abzulehnen. Unter den aus dem zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts stammenden Scheiben, die sich Berner Glasmalern zuweisen lassen, sind solche aus der Werkstatt Hans Funks mit denjenigen in Seeberg am besten vergleichbar. Zu nennen sind insbesondere die Berner Vinzenzenscheibe von 1513 und die Aarberger Bannerträgerscheibe von 1515 aus der Kirche Kerzers im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 1886, 1887) sowie die ebenfalls dort aufbewahrte Aarauer Stadtscheibe aus der Zeit um 1515 (BHM Bern, Inv. 17631). Die drei genannten Werke stehen in der Figurengestaltung den Glasgemälden in Seeberg nahe. Zudem besitzen die Aarbeger und Aarauer Stiftungen ein ganz ähnliches Damastmuster wie vier der dortigen Scheiben sowie die Aarberger ein Rahmenwerk in der Art wie bei den von Burgdorf nach Seeberg verehrten Glasgemälden. In ihrem Damastmuster hinwiederum entsprechen diese zwei Burgdorfer Glasgemälde exakt demjenigen der Vinzenzenscheibe Berns aus der Kirche Kerzers. Dem gleichen Damastmuster begegnet man nochmals auf den Scheiben mit der Mondsichelmadonna und dem hl. Leodegar, die das Stift Schönenwerd 1520 sicherlich in der Werkstatt Funks für die Kirche von Uerkheim in Auftrag gab (Hasler 2002, S. 279–283, Farbabb. S. 92, 93). Alles in allem spricht damit Vieles dafür, dass der Zyklus von Seeberg im Atelier von Funk geschaffen wurde.

Datierung
1517
Herstellungsort
Eigentümer*in

1890 trat Bern den Chor der Kirche an die Kirchgemeinde ab (aber ohne die dort befindlichen Scheiben).
Der vom Kanton Bern am 25. 1. 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihevertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Fünftes Heft. Der Oberaargau, Bern 1890, S. 196f.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 84.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei,1905, S. 238.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 16/1914, S. 219–223, Taf. XXIVb (Jakob Wyss).

K. Frei, Wyss, Jakob, in: Schweizerisches Künstler-Lexikon 4/1917, S. 460 (Jakob Wyss).

Siegfried Joss, Aus Seebergs Vergangenheit, Herzogenbuchsee 1931, S. 21.

Conrad de Mandach, Die St. Bartholomäus-Kapelle in Pérolles-Freiburg, in: Bericht der Gottfried Keller Stiftung 1932–1945, Zürich 1946, S. 35 (Jakob Wyss).

Karl H. Flatt, Zur älteren Geschichte von Seeberg, in: Jahrbuch des Oberaargaus 36/1993, S. 68.

Peter Eggenberger u. a., Seeberg, Pfarrkirche. Die Ergebnisse der Bauforschungen von 1999/2000, Bern 2009, S. 18, 46–48, Abb. 58.5.

Vgl.

Rolf Hasler, Glasmalerei im Kanton Aargau. Kirchen und Rathäuser, Aarau 2002.

Weiteres Bildmaterial

BHM Bern, 29559 (darauf: "Photo Drenckh."); Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse 04646 B, Neg. Howald 08289 (1979); SNM Zürich, Neg. 8995 (hier 1514 datiert; Jakob Wyss)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Seeberg_refK_MeissL
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Seeberg
Eigentümer*in

1890 trat Bern den Chor der Kirche an die Kirchgemeinde ab (aber ohne die dort befindlichen Scheiben).
Der vom Kanton Bern am 25. 1. 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihevertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.

Inventar

Referenznummer
BE_581
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016