Forschung
Niklaus von Wattenwyl (8.7.1624–23.8.1679) war ein Sohn Sigmund von Wattenwyls und Katharina Stöllis. Durch seine Heirat im Jahr 1646 mit Anna von Bonstetten (1626–1660), Tochter Karl von Bonstettens und Johanna Manuels, kam er in den Besitz der Herrschaft zu Jegenstorf. Niklaus von Wattenwyl wurde Grossrat und 1651 Vogt der Deutschordens-Komturei in Sumiswald (HBLS 7/1934, S. 431; Braun 2004, S. 104; Kessel 2015). Als dortiger Vogt stiftete er 1662 seine Scheibe in die Kirche Sumiswald. 1674 vergab er auch eine Wappenscheibe in die Kirche in Langnau, ein Werk Hans Heinrich Laubschers. Auf einer lateinischen Grabinschrift im Vorraum des Chors der Kirche Sumiswald beklagt Niklaus von Wattenwyl als Ehemann und Vater den im Jahr 1660 erfolgten Tod seiner Gattin und ihrer Drillinge.
Die Scheiben mit den Wappen Philipp Jakob von Berndorffs und Niklaus von Wattenwyls in Sumiswald stammen sicher aus derselben Werkstatt. In Komposition und Technik zeigen sie Bezüge zu den Glasgemälden Hans Heinrich Laubschers in Biel, die sich vor allem im Vergleich zur Wappenscheibe Karl von Bonstettens von 1662 im Bernischen Historischen Museum (BE_880, BHM Bern, Inv. 40055) zu erkennen geben. Der noch schmuckvollere Schriftcharakter und die Physiognomie der Oberwappenfigur unterscheiden sich jedoch von Laubschers Werken. Auch findet sich hier nicht die von Laubscher ebenso wie von Güder und Zwirn mit Vorliebe verwendete grüne Schmelzfarbe, hat sie doch der Glasmaler durch den Auftrag blauer Schmelzfarbe auf Silbergelb ersetzt. Aufgrund der Kalligraphie und der genannten technischen Besonderheiten lassen sich dem Meister auch die Scheibe der Talschaft Grindelwald von 1663 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 343) und die Scheibe Peter Malacridas in der Kiche Schlosswil von 1660 zuschreiben. Die von Hans Lehmann 1941 vorgeschlagene Identifizierung dieses Meisters mit Hans Jakob I. Geilinger ist aufgrund mangelnder Hinweise sicher abzulehnen. Vom Berner Glasmaler Beat Herport, der aus zeitlichen Gründen zur Diskussion stehen könnte, sind leider keine gesicherten Werke erhalten. In Betracht zu ziehen hat man in erster Linie aber sicher die Werkstatt der Kupferschmid in Burgdorf, deren Scheiben in der Kirche Seeberg und im Museum Burgdorf einen ganz ähnlichen Schriftcharakter aufweisen und auch stilistische Parallelen zeigen. Werkstattleiter war 1662 vermutlich Bendicht Kupferschmid (1633–1673). Seine wie er als Glasmaler in Burgdorf nachgewiesenen beiden Onkel Heinrich (1623–1689) und Samuel (1627–1688) Kupferschmid werden damals aber wohl in der gleichen Werkstatt gearbeitet haben. In welcher Weise die drei Glasmaler Kupferschmid bei der Herstellung einer Scheibe zusammen kooperierten, weiss man zwar nicht. Stilistisch dürften sie sich in ihrem Schaffen aber kaum grundlegend unterschieden haben. Es muss deshalb offen bleiben, welcher oder welche der drei betreffenden Glasmaler an der Ausführung der Sumiswalder Scheibe beteiligt gewesen sein könnte(n).
Datierung
1662
StifterIn
Wattenwyl, Niklaus von (1624–1679), Vogt Sumiswald
Herstellungsort
Eigentümer*in
1934 kam der Chor als Eigentum vom Kanton Bern in den Besitz der Kirchgemeinde. Die im Chor befindlichen Glasgemälde blieben aber im Besitz des Kantons (von Steiger, 1973).
Der vom Kanton Bern am 4. April 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihvertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.