Forschung
Wie die Wappenscheiben in der Kirche ursprünglich angeordnet waren, lässt sich nicht mehr sicher rekonstruieren. Von Mülinens Beschreibung von 1883 lässt einiges unklar. Die Berner Standesscheibe und die Scheibe des Seckelmeisters Fischer waren sicher für das zentrale Chorfenster bestimmt. Sie sind beide etwas grösser als die vier Vennerscheiben, welche die beiden seitlichen Fenster schmückten. Die Scheibe Wurstemberger befand sich nach der Beschreibung von Mülinens auch im Chor, wohl im zweiten südlichen Chorfenster. In den vier Fenstern des Schiffes waren die zwei Scheiben von Erlach, die Scheibe von Wattenwyl, die Scheibe Hopf sowie die Scheibe von Kirchenthurnen angebracht (vgl. von Mülinen 1883). Bereits 1906 befanden sich alle zwölf Scheiben im zentralen Chorfenster (vgl. Kasser 1906).
Friedrich von Luternau (9.12.1624–1672) war ein Sohn des Grossrats und Rathausammanns Gabriel und der Elisabeth Andreae. Nach Solddiensten im Piemont zog er 1656 als Hauptmann in den 1. Villmergerkrieg. In Bern sass Friedrich von Luternau ab 1651 im Grossen Rat. 1654–1657 amtete er als Grossweibel und 1657–1663 als Landvogt zu Romainmôtier, 1669 stieg er als erster seiner Familie in den Kleinen Rat auf und erreichte 1672 das Venneramt zu Gerbern. Friedrich von Luternau war mit Margaretha Thellung, Tochter des Abraham Thellung und der Katharina Braun verheiratet. Sie hatten vier gemeinsame Kinder (HBLS 4/1927, S. 740f.; HLS 8/2009, S. 115). Friedrich von Luternau war Besitzer von Schloss und Herrschaft Schönegg (bei Burgistein). Diese Herrschaft war 1630 an Dorothea Tscharner, seit 1611 Gemahlin von Hans Rudolf von Luternau, gelangt. Da Hans Rudolf von Luternau 1657 bei seinem Tod keine Kinder hinterliess, kam Schönegg an seinen Neffen Junker Friedrich von Luternau (von Tscharner 1914, S. 238), der kurz vor seinem Tod die Scheibenstiftung in die erneuerte Kirche von Thurnen machte. Seine Frau Margaretha Thellung lebte bis zu ihrem Tod im Schloss Schönegg und wurde danach in der Kirche Thurnen bestattet (ihr Grabmal ist dort noch vorhanden).
Friedrich von Luternau stiftete noch zwei weitere Scheiben in seinem Amt als Venner. Sie stammen ebenfalls aus seinem Todesjahr und befinden sich in den Kirchen von Beatenberg und Gsteig.
Die Von-Luternau-Scheibe, die sich in der Komposition von den anderen Venner-Scheiben in Kirchenthurnen unterscheidet, erscheint in den Berner Seckelmeisterrechnungen ein erstes Mal im Oktober 1673 (Staatsarchiv Bern, Sign. B VII) : "Den 25sten dito Lt. befälchs bezahlt H. Johann Jacob Güder dem glaßmaler für mghrn und mhrn der Venneren Ehrenwapen in die Kirchen um Gsteyg, Beattenberg und Thurnen 236 lb 13 ß 4 d." Im Juni 1674 findet sie darin ein zweites Mal Erwähnung: "Den 22. h. Jacob Güder dem glaβmahler, für mhrn. Sekellmeyster Wurstenbergers und Hrn. Venners von Luternauw sel.: ehrenwappen, in die Kirchen zu Thurnen bezahlt 10 Kr. 33 lb 6 β 8 d" (Keller-Ris 1915, S. 169). Möglicherweise musste die 1673 gestiftete Scheibe noch in demselben Jahr wegen eines Schadens verändert werden. Die Entlöhnung Güders erfolgte nach dem Tod Friedrich von Luternaus.
Datierung
1673
StifterIn
Luternau, Friedrich von (1624–1673), Venner
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kirchgemeinde Kirchenthurnen.
Die Unterhaltspflicht der sieben Glasgemälde im Chor 1915 vom Staat Bern damals zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).