Forschung
Möglicherweise war es Matthäus Ensinger, der selbst mit einer Wappenscheibe in der Kirche vertretene Vogt von Wangen, der sich anlässlich des 1515 errichteten Neubaues darum bemühte, dass ausser Bern weitere Stände und Institutionen dorthin Fenster und Wappen schenkten. Bern selbst machte seine Stiftung 1515, die meisten anderen Donatoren wohl aber etwas später, zum Teil vielleicht ab 1519 im Anschluss an die Übernahme des Kirchensatzes durch Bern.
Im Gegensatz zu den anderen im frühen 16. Jahrhundert nach Ursenbach gestifteten Glasgemälden schreibt Hans Lehmann die beiden von Solothurn nicht Jakob Stächeli zu, weil sich diese seiner Meinung nach deutlich von den übrigen abheben. Ihm zufolge dürften sie vielmehr von Jakob Wyss stammen, dem er auch die Scheiben Solothurns aus Hindelbank (BHM, Inv. 8556) und aus der Kirche Wengi im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 369) zuspricht. Wyss kann jedoch kaum ihr Schöpfer gewesen sein, war er doch von Beruf offenbar kein Glasmaler, sondern ausschliesslich Glaser.
In der Grundkomposition stimmt Solothurns Standesscheibe in Ursenbach mit den eben genannten aus den Kirchen von Hindelbank und Wengi sowie mit der fast vollständig erneuerten Stiftung dieses Standes in der Kirche Scherzligen überein. Zudem ist sie analog gestaltet wie diejenige in der Kirche Leuzigen von 1519, die Jakob Meyer zugeschrieben wird (wie dort wird ihre ergänzte rechte Engelsfigur ursprünglich ihr Gegenüber angeblickt haben). Stilistisch allerdings verrät das Leuziger Vergleichsstück eine andere Hand als die Standesscheibe in Ursenbach, ist es doch in der Bemalung feiner ausgeführt als diese. Man darf deshalb annehmen, dass Solothurn seine Stiftung für Ursenbach nicht durch Meyer selbst, sondern durch einen vermutlich durch diesen beeinflussten Glasmaler anfertigen liess.
Laut Egbert Friedrich von Mülinen (1872) wurden die alten Glasgemälde nach der Restaurierung Röttingers von diesem in den Fenstern "unrichtig und bunt durcheinander" eingesetzt. Vor dieser Restaurierung waren die beiden Solothurner Scheiben im "3. Fenster" des Chores eingefügt und dort dürften sie sich bereits ursprünglich befunden haben (Thormann/von Mülinen 1896).
Datierung
1518
StifterIn
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kirchgemeinde Ursenbach.
Die Unterhaltspflicht der zwölf 1901 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).