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BE_697: Figurenscheibe Stand Freiburg mit hl. Nikolaus
(BE_Ursenbach_refK_Nikolaus_sV.2a)

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Titel

Figurenscheibe Stand Freiburg mit hl. Nikolaus

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
um 1516

Ikonografie

Beschreibung

Im Bischofsornat gekleidet steht der hl. Nikolaus vor blauem Damastgrund auf grünem Wiesengrund. In der Linken hält er den Bischofsstab und in der Rechten ein Buch, worauf die drei Goldkugeln (Äpfel) liegen, die er der Legende nach drei armen Mädchen zugeworfen haben soll. Die Figur ist von einer spätgotischen Architektur aus schlichten Säulen und einem gelben, blattgeschmückten Astbogen eingerahmt.

Iconclass Code
11H(NICHOLAS) · der Bischof Nikolaus von Myra (oder Bari); mögliche Attribute: Anker, Boot, drei goldene Kugeln (auf einem Buch), drei Geldbörsen, drei Kinder in einer Wanne, drei Mädchen
Iconclass Stichworte
Anker · Ball · Bari · Bischof · Boot · Buch · drei · Geldbeutel · Kind · Maedchen · Myra · Nikolaus (Heiliger) · Wanne
Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Alle Gläser am rechten Rand (Säule) sowie mehrere Stücke der Kleidung des Heiligen neu ergänzt; Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1679 Reparaturarbeiten an Glasgemälden? Laut dem Berner Vennermanual vom 6. Mai 1679 (XXIX, S. 482) waren die gnädigen Herren von Bern 1679 bei der von der Gemeinde Ursenbach geplanten Kirchenerweiterung bereit, die Kosten für die Chorreparatur und die Neubemalung der ganzen Kirche zu übernehmen sowie allenfalls auch neue Fenster einsetzen zu lassen: "...Wegen den allten gemahlten Fenstren dan hab. M.G.H. Euch Herrn Vogt überlassen, sellige nach ewerem Gutfinden zu Ersparung dess Kostens mit neuen Fensteren zu menagiren und anzuwenden" (Lehmann 1916).
1747/48 Reparaturarbeiten an Glasgemälden? Laut den Amtsrechnungen Wangens von 1747/48 wurden damals neue Fenster im Kirchenchor von Ursenbach eingesetzt: "für neue Fenster im Kirchenchor zu Ursenbach bezahlt 166 lb 25β 8 d" (Kopien von Auszügen aus den Berner Amtsrechnungen, angelegt durch Dr. Marti-Wehren, Kopien im Vitrocentre Romont). Möglicherweise war diese Fenstererneuerung mit Reparaturarbeiten an den alten Glasgemälden verbunden.
1872 Johann Jakob Röttinger, Zürich: Restaurierung der Glasgemälde mit Anfügung eines zusätzlichen Glasfelds am unteren Rand (dieses heute wieder entfernt; vgl. Fotos SNM Zürich) und Wiedereinsetzung derselben an neuen Standorten.
1933 Louis Halter, Bern. Die Glasgemälde-Restaurierung Halters ist durch die Inschrift in Fenster s III dokumentiert: "renoviert Arct. H. Bühler – W. Reber Maler – L. Halter Glasm. 1933".

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Möglicherweise war es Matthäus Ensinger, der selbst mit einer Wappenscheibe in der Kirche vertretene Vogt von Wangen, der sich anlässlich des 1515 errichteten Neubaues darum bemühte, dass ausser Bern weitere Stände und Institutionen dorthin Fenster und Wappen schenkten. Bern selbst machte seine Stiftung 1515, die meisten anderen Donatoren wohl aber etwas später, zum Teil vielleicht ab 1519 im Anschluss an die Übernahme des Kirchensatzes durch Bern.

Weil die zwischen 1515 und 1523 in die Kirche Ursenbach gekommenen Scheiben stilistisch keine wirklich homogene Gruppe bilden, müssen an ihrer Herstellung mehrere Glasmaler beteiligt gewesen sein. Beim gegenwärtigen Kenntnisstand lässt sich allerdings nicht beantworten, wie diese organisiert waren, d. h. ob sie verschiedenen Werkstätten angehörten oder ob sie für das Projekt in Ursenbach zeitweilig in einer Werkstattgemeinschaft zusammenarbeiteten. Kaum aufrechtzuerhalten sind die von der Forschung im 20. Jahrhundert gemachten Zuschreibungen an einzelne Berner Glasmaler.
So sollen laut Hans Lehmann die Ursenbacher Scheiben mit Ausnahme derjenigen Solothurns von Jakob Stächeli (Stäheli) stammen. Von Stächeli kennt man jedoch weder signierte noch durch Schriftquellen bezeugte Glasgemälde. Dass dieser Berner Glaser auf Glas malte, ist demnach nicht erwiesen (Anderes 1963, S. 125) und Lehmanns Zuschreibung somit nicht stichhaltig. Bernhard Anderes hingegen betrachtet die Freiburger Doppelstiftung in Ursenbach als eine Arbeit des Berner Glasmalers Jakob Meyer. Diesem werden die von Freiburg (und von Bern) nach Ursenbach verehrten Glasgemälde auch von Heinz Matile (in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde, BHM Bern) zugesprochen. Anderes und Matile verweisen dabei auf die Nähe der Einflüsse Niklaus Manuels aufweisenden Ursenbacher Nikolausscheibe zu der um 1515 entstandenen, im Damastmuster übereinstimmenden Mauritiusscheibe in der Kirche Jegenstorf, worin sie die Hand Meyers sehen. Dass diese Mauritiusscheibe von Meyer stammt, ist freilich nicht völlig gesichert (s. d.). Die Kombination von hochrechteckiger Figuren- und runder Ämterscheibe kennt man ebenfalls von Berns Doppelstiftung von 1519 in der Kirche Aeschi. Während die dortige Vinzenzenscheibe hinsichtlich der Figurenkomposition mit derjenigen in Ursenbach übereinstimmt, besitzt Berns runde Ämterscheibe in Aeschi mit der Freiburger von Ursenbach verwandte Züge. Von der Annahme ausgehend, dass Jakob Meyer der Schöpfer der beiden genannten Glasgemälde in Aeschi war, sieht Matile darin einen weiteren Hinweis dafür, dass Freiburg und Bern ihre Stiftungen für Ursenbach bei Meyer in Auftrag gaben. Dazu bleibt jedoch festzuhalten, dass die Zuschreibung der zwei Glasgemälde in Aeschi an Meyer nicht überzeugt und dass Freiburgs Scheiben in Ursenbach von ihrer Qualität her nicht an Meyers Werke in Jegenstorf heranreichen. Beim gegenwärtigen Kenntnisstand hat man deshalb davon auszugehen, dass die Doppelscheibe Freiburgs in Ursenbach eher von einem anonymen, unter dem Einfluss Meyers stehenden Glasmaler denn von diesem selbst geschaffen wurde.

Laut Egbert Friedrich von Mülinen (1872) wurden die alten Glasgemälde nach der Restaurierung Röttingers von diesem in den Fenstern "unrichtig und bunt durcheinander" eingesetzt. Vor dieser Restaurierung waren die beiden Freiburger Scheiben im "4. Fenster" des Chores eingefügt und dort dürften sie sich bereits ursprünglich befunden haben (Thormann/von Mülinen 1896).

Datierung
um 1516
Zeitraum
1515 – 1518
Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Ursenbach.
Die Unterhaltspflicht der zwölf 1901 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Egbert Friedrich von Mülinen, Über die Glasmalerei in der Schweiz, in: Alpenrosen 22. Dez. 1872, No. 51, S. 504f. (zur Restaurierung Röttingers).

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Nr. 1, Januar 1882, S. 251.

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Fünftes Heft. Der Oberaargau, Bern 1890, S. 211f.

Hermann Kasser, Eine Standesscheibe von Freiburg von 1516, in: Schweizer Archiv für Heraldik 8/1894, Nr. 25, S. 204.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 26, 92.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 240.

Paul Kasser, Geschichte des Amtes und des Schlosses Aarwangen, in: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern, Bd. XIX, 1909, S. 134.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 16/1914, S. 148–150 (Jakob Stächeli).

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) 7/1934, S. 171.

Hans Lehmann, Stächeli, Jakob, in: Ulrich Thieme/Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig, Bd. 31/1937, S. 439 (Jakob Stächeli).

Bernhard Anderes, Die spätgotische Glasmalerei in Freiburg i. Ü., Freiburg 1963, S. 125, 183 (Nr. 79), 212, Nr. 243, Abb. 97 (Jakob Meyer).

Wilhelm Liechti/Werner Heiniger/Otto Holenweg, Die Kirchenfenster von Ursenbach, in: Jahrbuch des Oberaargaus 26/1983, S. 49–73, Farbabb. S. 69.

Georges Descoeudres, Archäologische Ausgrabungen in der Pfarrkirche von Ursenbach, in: Jahrbuch des Oberaargaus 37/1994, S. 89, 108.

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern etc. 2014, Bd. 1, S. 82, 198, Bd. 2, S. 486, Farbabb. 22.1 (Jakob Meyer zugeschr.).

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse 04067 (1963); SNM Zürich, Neg. 8272 (Jakob Stächelin)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Ursenbach_refK_Nikolaus_sV.2a
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Ursenbach
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Ursenbach.
Die Unterhaltspflicht der zwölf 1901 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_697
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Patricia Sulser 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema