Forschung
Peter Malacrida († 1684) stammte aus einem reich begüterten Geschlecht des Veltlins. Sein Vater Elisäus war dem Veltliner Blutbad (Protestantenmord) von 1620 entronnen und nach Frankreich entflohen. Peter schlug die geistliche Laufbahn ein, amtete zunächst als Pfarrer zu Reutigen bei Thun (1654–1659) und anschliessend als Pfarrer zu Wil/Schlosswil (1659–1684). 1671 diente er als Feldprediger im französischen Regiment von Erlach und erhielt im gleichen Jahr das Recht eines ewigen Einwohners in Bern. Er starb 1684 als Seelsorger zu Höchstetten (Grosshöchstetten). Peter Malacrida war mit Esther Fischer (* 1636), Tochter des Niklaus und der Johanna Tribolet, verheiratet und brachte mit ihr acht Kinder zur Taufe (Archiv Hist. Ver. Kt. Bern 1913–1915, Heft 1, S. XVIII; HBLS 5/1929, S. 5; HLS 8/2009, S. 235; Kessel 2016). Unter ihm wurde 1660 die Kirche Wil erneuert, was ihn zusammen mit der Gemeinde zur Stiftung veranlasste.
Im dekorativeren Schriftcharakter unterscheidet sich das Glasgemälde des Pfarrers und der Gemeinde Wil von den Scheiben des Ehepaares von Diesbach-Dachselhofer. Es lässt sich deshalb kaum Matthias Zwirn zuweisen, der 1660 die Stiftung Petermann von Diesbachs signierte. Ebenso wenig besitzt es stilistische Bezüge zum Werk Hans Jakob Güders. Weil von Beat Herport, dem dritten damals in Bern tätigen Glasmaler, keine gesicherten Arbeiten vorliegen, kann dieser ebenfalls nicht als Schöpfer dafür in Anspruch genommen werden. Einiges spricht denn auch dafür, dass sein Herstellungsort nicht Bern, sondern die Werkstatt der Kupferschmid in Burgdorf war. Die auffallend ornamentale und sorgfältige Schrift von Malacridas Stiftung zeichnet nämlich mehrere vermutlich dort produzierte Glasgemälde aus. Dazu zählen die Scheiben Philipp Albrecht von Berndorffs und Niklaus von Wattenwyls aus dem Jahr 1662 in der Kirche Sumiswald und die ovale Wappenscheibe der Talschaft Grindelwald im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 343). Einen ganz ähnlichen Schriftcharakter besitzen die gleichfalls der Kupferschmid-Werkstatt zugeschriebenen Bildscheiben Heinrich Stählis von 1656 und Michael Imhofs von 1662 im Museumsdepot des Burgdorfer Kornhauses (Inv. 40.52, 4.386) sowie die laut Rechnungsbeleg 1666 an Bendicht Kupferschmid bezahlte Stadtscheibe Wangens in der Kirche Seeberg. Aufgrund dieses Rechnungsbelegs darf man annehmen, dass in den 1660er Jahren der genannte Bendicht Kupferschmid (1633–1673) der Werkstattleiter war. Neben ihm waren damals aber auch seine beiden Onkel Heinrich (1623–1689) und Samuel (1627–1688) Kupferschmid als Glasmaler in Burgdorf aktiv. Sie werden wohl alle in der gleichen Werkstatt gearbeitet haben. In welcher Weise die drei Glasmaler Kupferschmid zusammen kooperierten, weiss man zwar nicht. Stilistisch dürften sie sich in ihrem Schaffen aber kaum grundlegend unterschieden haben. Es muss deshalb offen bleiben, welcher oder welche der drei betreffenden Glasmaler an der Ausführung einer Scheibe jeweils beteiligt war(en).
Datierung
1660
StifterIn
Malacrida, Peter († 1684) · Schlosswil, Gemeinde / Kirchgemeinde
Herstellungsort
Eigentümer*in