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BE_796: Wappenscheibe Jakob von Wattenwyl (?) / Samuel von Wattenwyl
(BE_Jegenstorf_refK_vonWattenwil)

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Titel

Wappenscheibe Jakob von Wattenwyl (?) / Samuel von Wattenwyl

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Funk, Hans · zugeschr.
Datierung
um 1515, 1716
Masse
60.4 x 46 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Die Scheibe zeigt vor blauem Damastgrund das Vollwappen des Samuel von Wattenwyl in einer spätgotischen Arkade aus schlanken Rundpfeilern und einem oben beschnittenen Astbogen. An die Rundpfeiler schliessen nach aussen bandartig hellblaue Rahmenelemente. Die 1716 datierte Stifterinschrift am Scheibenfuss ist rund 200 Jahre jünger als der obere Teil des Glasgemäldes.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Heraldik

Wappen Samuel von Wattenwyl

Inschrift

Jr. Samuel Von Wattenwil Herr Zů / Jegnstorff und Schünen Ao: 1716.
H.D. 1912 (in Helmdecke).

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die Fusszone mit der Inschrift alt ergänzt; der Wappenschild, zwei Gläser der Helmdecke und ein Stück des Helmzierflügels neu ergänzt; einige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
2. Hälfte 19. Jahrhundert: Johann Heinrich Müller, Bern. Die Restaurierung Müllers von Scheiben in Jegenstorf belegen einige Zeichnungen in dessen als Depositum des Bernischen Historischen Museums im Vitrocentre Romont befindlichen Nachlass (Inv. 28507, E 8). Dazu zählt auch eine Teilpause Müllers zum vorliegenden Glasgemälde. Darin sind der vermutlich originale Wappenschild mit Ausbrüchen und in der Helmdecke Lücken an Stelle der beiden heutigen Ergänzungen festgehalten. Das 1909 entstandene Foto 8970 des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich hingegen zeigt an deren statt drei heute nicht mehr existierende Ergänzungen, für deren Ausführung zweifellos Müller verantwortlich war. Diese wurden später durch diejenigen Drenckhahns ersetzt (s. u.).
1911/12: Hans Drenckhahn, Thun: Die Restaurierung Drenckhahns der Glasmalereien in der Kirche Jegenstorf dokumentieren einige dazu in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont vorhandene, 1911 datierte Pausen sowie dessen Monogramm auf mehreren von ihm in verschiedene Scheiben eingesetzten Ergänzungen. Beim vorliegenden Glasgemälde findet sich dieses auf den ergänzten Helmdeckenstücken. Zudem befindet sich im Vitrocentre Romont eine Pause Drenckhahns von 1911 zur Scheibe, worauf derselbe die von ihm erneuerten Stücke – den Wappenschild, die auf beiden Seiten angrenzenden Helmdeckenstücke, den ergänzten Teil des Helmzierflügels – mit Bleistift markierte. Die betreffende Pause mit der Bezeichnung "HD Juni 1911" befindet sich in einer Mappe mit der Angabe "restauriert 1911".
1940: Abnahme der Scheiben durch Glasmaler Eduard Boss sowie 1945 Wiedereinsetzung derselben durch den Berner Glasermeister Paul Wüthrich (Staatsarchiv Bern, BB 05.7.343).
1971 Konrad Vetter, Bern: Die Jegenstorfer Glasgemälde wurden 1971 durch Vetter restauriert sowie in den Fenstern neu angeordnet.

Technik

Farbloses und farbiges Glas, Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Scheibe mit dem Von-Wattenwyl-Wappen weist enge Parallelen zu den Scheiben der Stiftung Hans von Erlachs für die Kirche Jegenstorf auf (Bernisches Historisches Museum, Inv. 355–358) und lässt sich somit in die Jahre um 1515 datieren und Hans Funk zuweisen.
Die kompositorische Ähnlichkeit des Glasgemäldes zur Von-Erlach-Stiftung in Jegenstorf sowie dessen Masse legen nahe, dass es sich noch heute an derselben Stelle wie im Jahr 1515 befindet. Mit seinen 46 Zeintimetren Breite passt es zur Stiftung des Standes Bern, die mit sechs Scheiben das zentrale Chorfenster besetzt. Da im Jahr 1515 Jakob von Wattenwyl das Amt des Schultheissen von Bern bekleidete, liegt es nahe, in der vorliegenden Scheibe dessen Stiftung zu erkennen.
Samuel von Wattenwyl (1662–1739), der 1715 von seinem Schwager Niklaus von Wattenwyl die Herrschaft Jegenstorf gekauft hatte, versah die damals bereits 200-jährige Scheibe mit einer neuen Inschrift.

Jakob von Wattenwyl (1466–1525), der Sohn des Venners Niklaus und der Barbara von Erlach, ehelichte 1484 Magdalena von Muleren († 1513), die Tochter Urbans. Durch seine Frau kam er in den Besitz der Herrschaften Burgistein, Kirchdorf und Gerzensee sowie von Rebgütern in Ligerz. Er war an verschiedenen Handelsgesellschaften beteiligt und trat 1485 in Bern der adligen Gesellschaft zu Distelzwang bei. Im gleichen Jahr wurde er dort Mitglied des Grossen sowie 1487 des Kleinen Rats. 1490–1495 war er Schultheiss zu Thun, 1496–1500 und 1504–1506 Venner zu Pfistern, 1506–1512 Seckelmeister und 1512 erstmals Berner Schultheiss. Zusammen mit Wilhelm von Diesbach führte er 1499 die Berner im Schwabenkrieg an. Diese beiden vertraten Bern auch in den Verhandlungen mit Frankreich, die 1516, das heisst nach der Schlacht von Marignano, zum Abschluss des Ewigen Friedens führten (HLS 13/2014, S. 290).
Seine und seiner Frau Besitzungen in Ligerz war für Jakob von Wattenwyl Grund genug, um 1523 eine Fenster- und Wappengabe in die dort erneuerte Kirche zu machen. Er ist auch der Stifter einer dem Maler Jacob Boden zugeschriebenen Votivtafel (Privatbesitz), worauf von Wattenwyl mit seiner ganzen Familie in Anbetung von fünf Heiligen (Anna Selbdritt, Jacobus, Antonius, Magdalena, Barbara) vor einer Landschaft mit Thun sowie den Schlössern Uttigen, Gerzensee und Burgistein erscheint (Braun 2004, Abb. S. 26f.). In Bern besass er ein vornehmes Haus an der Marktgasse.

Datierung
um 1515, 1716
Zeitraum
1515 – 1716
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1984 Kirchgemeinde Jegenstorf (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Vorbesitzer*in

Staat Bern

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 409.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Drittes Heft. Mittelland. II. Jegistorf–Ottenleuebad, Bern 1881, S. 8f.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik, schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Januar 1882, Nr. 1, S. 240f.

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidg. Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 42, 68, Nr. 7 (die alten Teile von ca. 1530).

Rudolf Münger, Johannes der Täufer, Glasgemälde im historischen Museum in Bern aus der Kirche von Jegistorf, in: Berner Kunstdenkmäler, Bd. 1, 1902/03, Blatt 11.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 241.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 17/1915, S. 51.

Hans Lehmann, Die Kirche zu Jegenstorf und ihre Glasgemälde. Festschrift zur Jubiläumsfeier des vierhundertjährigen Bestandes, Bern 1915, S. 31, 47 (Hans Funk, Andreas Fueter).

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 67f.

Stefan Trümpler, Die Glasgemälde in der Kirche, in: Jegenstorf. Eine Ortsgeschichte, Jegenstorf 1989, S. 70f., 80, 83.

Vgl.

Hans Braun, Die Familie von Wattenwyl, Bern 2004.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

BHM Bern, 29562; Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Howald 06668.26 (+c); SNM Zürich, Neg. 6572, 8967 (Hans Funk)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Jegenstorf_refK_vonWattenwil
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Fribourg)
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Reformierte Kirchgemeinde Jegenstorf Urtenen
Eigentümer*in

Seit 1984 Kirchgemeinde Jegenstorf (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Inventar

Referenznummer
BE_796
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema