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BE_900: Wappenscheibe Christoph von Graffenried
(BE_Burgistein_Schloss_GraffenriedC1668)

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Titel

Wappenscheibe Christoph von Graffenried

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Güder, Hans Jakob · zugeschr.
Datierung
1668
Masse
43.2 x 28.5 cm im Licht · 44.6 x 29.9 cm mit Rahmen
Standort
Lage
Fenster im Grossen Saal
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Vor zurückgezogenem rotem Vorhang und blauem Grund ist das oval umkränzte Vollwappen des Christoph von Graffenried über die von zwei Löwenmasken flankierte Rollwerkkartusche mit der Stifterinschrift gesetzt. In den beiden oberen Zwickelfeldern erscheint je ein geflügelter Puttenkopf.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
48A9843 · Löwenkopf (Ornament)
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Christoph von Graffenried

Inschrift

Hr. Christoff Von / Graffenried Herr Zů Worb, / Venner Vnd deβ Täglichen Rahtβ / der Statt Bern, 1668

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Das obere linke Eckstück mit dem Engelskopf und der Wappenhelm neu ergänzt; ein kleines altes Flickstück oben rechts; zahlreiche geklebte Sprünge und Sprungbleie; vorderseitig Farbspritzer über der ganzen Scheibe; die Verbleiung erneuert.
Restaurierungen
2. Hälfte des 19. Jahrhunderts: Der Engelskopf wurde vermutlich anlässlich einer Restaurierung in der Berner Werkstatt Johann Heinrich Müllers (1822–1903) ersetzt (s. u.).
2011 Daniel Stettler, Lyss: Füllung einer kleinen Glaslücke mit Klebstoff am oberen Rand, Klebung von Sprüngen, Anbringen kleiner Retuschen (Inschrift), Reinigung.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe; in der Schwarzlotbemalung die Lichter mit dem Pinsel oder Federkiel radiert; die grüne Emailfarbe rückseitig mit Schwarzlotlasur übermalt.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Christoph von Graffenried (1603–1687), der Sohn Abrahams (1580–1620), trat nach Studien in Lausanne, Genf, Dijon und Paris in die Leibgarde des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien ein.Zurück in Bern wurde er hier 1635 Mitglied des Grossen und 1651 des Kleinen Rats. 1642–1648 amtete er als Landvogt von Nidau. 1654 war er Bauherr und 1657–1685 viermal Venner zu Pfistern. Daneben durchlief er eine militärische Karriere, unter anderem 1655 als Kriegsrat, 1659 als Kommandant der Waadt sowie 1683 als Oberkommandant der deutschen Lande. Er war dreimal verheiratet, seit 1631 mit Anna von Mülinen, der Tochter Josuas und Witwe des Sulpitius Tscharner, seit 1648 mit Barbara Augsburger, der Tochter des Johann Ludwig und Witwe des Samuel Zehender sowie seit 1659 mit Margaretha Tscharner, der Tochter Samuels und Witwe des Johann Georg von Werdt (HLS 5/2006, S. 588; HBLS 3/1926, S. 629).
Scheiben erhalten haben sich von Christoph von Graffenried in den Kirchen Habkern (1666), Ringgenberg (1671), Kirchenthurnen (1673), Gsteig (1673), Beatenberg (1673), Langnau (1674), Leissigen (ca. 1675) und Steffisburg (1681) sowie zwei im Schloss Burgistein (von 1668 und 1677). Verschollen sind die vormals von ihm im Pfarrhaus von Grosshöchstetten (1670) sowie in den Kirchen von Unterseen bei Interlaken (1675), Gampelen (1677), Sigriswil (1678) und Kirchdorf (1678) vorhandenen Glasgemälde (Thormann/von Mülinen 1896, S. 64, 72, 86, 91f.). Zudem war 1978 eine Wappenscheibe von ihm aus der Zeit um 1660 im Kunsthandel (Kat. Stuker 1978, Nr. 3022).

Von Graffenrieds Scheibe entspricht in Stil, Komposition und den Massen exakt den 1668 von Kirchmeier Vinzenz Stürler, Ratsmitglied Karl von Bonstetten und Schultheiss Samuel Frisching in die Nydeggkirche von Bern gestifteten Glasgemälden. Obwohl Johann Rudolf Rahn sowie Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen in ihrer Auflistung der 1883 beziehungsweise 1896 in der Nydeggkirche vorhandenen Glasgemälde die Scheibe von Graffenrieds nicht erwähnen, ist davon auszugehen, dass diese 1668 dorthin gelangte (vermutlich wurde sie bei einer Kirchenrenovation vor 1883 aus dem Bau entfernt). Wie die anderen Scheiben von 1668 in der Nydeggkirche stammt sie von Hans Jakob Güder.

Von der Scheibe gibt es eine Pause Johann Heinrich Müllers im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich (Inv. 24498). Darauf ist der vermutlich von Müller erneuerte Engelskopf oben links nicht festgehalten. Als farbige Zeichnung ist die Scheibe ebenfalls im Album des Emanuel Edmund von Graffenried (1829–1881) im Bernischen Historischen Museum dokumentiert (BHM Bern, Inv. 6202.3).

Datierung
1668
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort

Bibliografie und Quellen

Literatur

"Einer Eidgenossenschaft zu Lob". Entwürfe zu Schweizer Glasgemälden des 16. und 17. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog BHM Bern, Bern 1996, Nr. 177a, Farbabb.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97, Bd. 2, Nr. 452, Abb. 452.3 (Hans Jakob Güder).

Daniel Stettler, Restaurierungsbericht Wappenscheibensammlung von Grafenried Schloss Burgistein BE, 12. 4. 2001 (im Schloss Burgistein).

Vgl.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern 1896.

Galerie Jürg Stuker Bern, Auktionskatalog 167–178, 16. November–6. Dezember 1978.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse A 1277

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Burgistein_Schloss_GraffenriedC1668
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Rechteinhaber

Inventar

Referenznummer
BE_900
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Angela Schiffhauer 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema