Forschung
1630 wurde die Kirche Münchenbuchsee neu ausgestattet. Damals stiftete Landvogt Hans Dick eine Holzkanzel und einen Abendmahlstisch aus Sandstein. Gleichzeitig wurde ein neues Gestühl eingerichtet. Zu dieser Neuausstattung gehörte ebenfalls Lerbers Scheibenstiftung.
Daniel Leber (1569–1648) war der Sohn des Urs und der Brigitte Rohrer. Er wurde in Bern 1596 Gross- und 1608 Kleinrat sowie 1598 Rathausammann, 1601 Landvogt von Trachselwald, 1610 Landvogt von Lenzburg und 1618 Bauherr vom Rat. Von 1627–1634 und von 1639–1646 bekleidete er das Amt des Deutschseckelmeisters, dazwischen wirkte er 1635–1639 als Venner zu Gerbern. Als Gesandter Berns nahm er an mehreren Tagsatzungen teil. Seit 1590 war er mit Margaretha von Werdt verheiratet, der Tochter des Kleinrats Lienhard (HLS 7/2008, S. 786). Als Landvogt zu Lenzburg ist Daniel Lerber in einem Bildnis dokumentiert (Jahrbuch BHM Bern 1932, S. 96).
Von Daniel Lerber gibt es drei Glasgemälde in Berner Kirchen, eines von 1630 in derjenigen von Münchenbuchsee, eines von 1638 in derjenigen von Oberwil bei Büren und eines von 1643 in derjenigen von Unterkulm im Kanton Aargau (Hasler 2002, Kat.-Nr. 161). Eine weitere Scheibe von ihm, die er als Seckelmeister 1640 stiftete, ist im Besitz des Bernischen Historischen Museums (BHM Bern, Inv. 25395). Verschollen sind drei weitere Glasgemälde Lerbers. In Auftrag gegeben wurden diese von ihm 1596 (Kat. Helbing 1910, Nr. 210), 1630 für das Pfrundhaus von Thunstetten (Kasser 1909, S. 128, 383) sowie 1634 (SNM Zürich, Foto Neg. 22316). In der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums sind zudem drei Risse zu Wappenstiftungen Lerbers erhalten (Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nrn. 55, 73, 355).
Die stilistische Verwandtschaft von Lerbers Stiftung zu den 1624 entstandenen, von Abraham Sybold signierten Glasgemälden der Gemeinde Oberwil in der Kirche Oberwil und des Johann Jakob Heimberg im Bernischen Historischen Museum (BE_188, BHM Bern, Inv. 2431) lässt den Schluss zu, dass auch sie von diesem Berner Meister stammt.
Laut Thormann und von Mülinen war Lerbers Glasgemälde 1896 über den drei Wappenfragmenten aus der Berner Standesscheibe eingesetzt. In gleicher Weise sah sie Hans Lehmann 1912, und zwar in einem Chorfenster (so dokumentiert im Foto 12214, SNM Zürich).
Datierung
1630
StifterIn
Lerber, Daniel (1569–1648), Seckelmeister
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kirchgemeinde Münchenbuchsee.
Die Unterhaltspflicht der acht 1907 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).