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BE_6744: Wappenscheibe Hans Sebastian Ryhiner (Richener) und Vinzenz Dick
(BE_Holligen_Schloss_Richener_Dick)

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Titel

Wappenscheibe Hans Sebastian Ryhiner (Richener) und Vinzenz Dick

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Sybold, Abraham · zugeschr.
Datierung
1633
Masse
30.5 x 20.2 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Die Vollwappen Hans Sebastian Ryhiners und Vinzenz Dicks befinden sich vor farblosem Grund über der Schrifttafel, welche die Stirnseite des gefliesten Podiums ziert. Auf diesem erhebt sich hinter den Wappenschilden eine zweiachsige Rahmenarchitektur. Sie besteht aus verschiedenfarbigen Säulen und Pfeilern und einem zurückfluchtenden roten Gebälk, auf dem zwei Fruchtschalen stehen.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Heraldik

Wappen Hans Sebastian Ryhiner, Vinzenz Dick

Inschrift

Hr. Hans Sebastian Richener Altt / LandtVogt zů Schwartzenburg. vnd Herr / Vicentz Dick. gewesener Vogt zu Wangen 1633:

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Das Glas mit der Helmzier des Wappens Dick und ein kleines Zwickelstück unten in der Inschrift neu ergänzt; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.
Restaurierungen
Die Einfügung der Ergänzungen dürfte in der Zeit um oder bald nach 1900 erfolgt sein. Die damals erneuerte Helmzier des Wappens Dick hatte dabei eine ältere, wohl aus dem 19. Jahrhundert stammende Ergänzung zu ersetzen. Diese im Depot von Schloss Holligen erhalten.

Technik

Farbloses und farbiges Glas, rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff, Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe; rückseitig die auf fast allen Gläsern eingeritzte Brandmarke "3".

Entstehungsgeschichte

Forschung

Im Schloss Holligen befinden sich elf weitgehend analog komponierte und in den Massen übereinstimmende Freundschaftsscheiben aus den Jahren von 1632 bis 1634. Sie enthalten jeweils die Wappen zweier aus Berner Familien stammender Stifter. Davon entstanden diejenigen mit den Wappen Stürler/Wurstemberger und Tillier/Archer 1632, diejenigen mit den Wappen Ryhiner/Dick, Berseth/Baumgarter, Fellenberg/Kohler und Kirchberger/Tillier 1633 sowie diejenigen mit den Wappen von Bonstetten/von Diesbach, von Erlach/Michel, Morlot/von Graffenried, Steiger/Manuel und von Wattenwyl/Steiger 1634. Im Bernischen Historischen Museum gibt es drei weitere zu diesem Zyklus gehörende Werke. Davon wurden zwei 1632 von Marquard Zehender dem Älteren und Franz Güder sowie Marquard Zehender dem Jüngeren und Martin Fels gestiftet (BE_1568, BE_1569, BHM Bern, Inv. 58084, 58085). Das dritte von 1634 zeigt die Wappen von Hans Franz von Luternau und Franz Ludwig von Graffenried (BE_6414, BHM Bern, Inv. 4988). Schliesslich gesellt sich dazu die verschollene, durch eine Aufnahme dokumentierte Scheibe von 1632 mit den Wappen des (Hans) Rudolf Zehender und des Wilhelm Fels (SNM Zürich, Foto-Neg. 96568). Mehrere der angeführten Glasgemälde besitzen in der oberen Zone Ergänzungen (vor allem in Form blauer Gläser). Wie im Falle der Wappenscheibe Morlot/von Graffenried dürften bei den meisten von ihnen an deren statt ursprünglich zwei Fruchtschalen dargestellt gewesen sein. In der Komposition heben sich die fünf Glasgemälde von 1632 zwar leicht von denjenigen beider folgender Jahre ab, indem ihre Inschriftentafeln reich mit Rollwerk verziert sind und nicht die ganze Scheibenbreite einnehmen. Weil sie in den Massen sowie im Stil und Schriftcharakter mit den übrigen Stücken übereinstimmen, darf man aber auch sie zu diesem Zyklus zählen. Bislang konnten aus den Quellen keine Hinweise zur Beantwortung der Frage gewonnen werden, wohin derselbe gestiftet wurde. Als Bestimmungsort in Betracht ziehen darf man aber das Schloss Holligen selbst. Man kann sich nämlich fragen, ob Abraham Wurstemberger 1631 als neuer Besitzer des Schlosses dieses baulich verändert und im Anschluss daran von Freunden, Kollegen und Verwandten Fenster und Wappen erbeten haben könnte. Mit Beat Ludwig Wurstemberger ist unter den Stiftern zumindest ein Mitglied seiner Familie vertreten. Ob und, wenn ja, in welcher Weise die zahlreichen übrigen Wappeninhaber mit ihm verbunden waren, liess sich bislang allerdings nicht klären.
Im Schriftcharakter (Inschrift mit reichem Schnörkelwerk) und in der Gestaltung von Wappen und Helmdecken erinnern die Scheiben an Abraham Sybolds monogrammiertes Glasgemälde von 1624 für Johann Jakob Heimberg im Bernischen Historischen Museum (BE_188, BHM Bern, Inv. 2431). Man darf Hans Lehmann deshalb folgen, wenn er Sybold als Schöpfer dieser Serie betrachtet.

Hans Sebastian Ryhiner (1594–1648), dessen gleichnamiger Vater 1593 in Bern das Burgerrecht erhalten hatte, war Schreiber von Beruf. Er diente seiner Stadt als Inselschreiber und Ohmgeltner. 1625 wurde er Landvogt zu Schwarzenburg und ab 1638 übte er das gleiche Amt in Interlaken aus. Seit 1634 war er Mitglied des Berner Kleinrats. 1613 heiratete er in Bern Christina Güder, die Tochter Franz Ludwigs und der Ursula Willading, sowie nach deren Tod 1629 Barbara von Mülinen, die Tochter Adalbert Albrechts und der Dorothea von Erlach (HBLS 5/1929, S. 777; Kessel 2015).
Vinzenz Dick (1591–1654), der Sohn von Hans Dick und Eva Tschannen, war Inselschreiber in Bern, Vogt zu Wangen und Schaffner im Frienisberghaus. Er ehelichte in Bern 1613 Magdalena Gering, die Tochter von Hieronymus und Eva Lando. Mit ihr hatte er fünf Töchter und einen Sohn (Kessel 2015).

Datierung
1633
Herstellungsort
Eigentümer*in

Stiftung zum Turm Schloss Holligen

Vorbesitzer*in

Sammlung von Mutach, Schloss Holligen

Bibliografie und Quellen

Literatur

Hans Lehmann, Sybold, Abraham, in: Ulrich Thieme/Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig, Bd. 32/1938, S. 359 (Abraham Sybold).

Vgl.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

P. Kessel, Berner Geschlechter, 2015 URL: [http://www.bernergeschlechter.ch/humo-gen/family.php?database=humo_&id=F18416&main_person=I51510; http://www.bernergeschlechter.ch/humo-gen/family.php?database=humo_&id=F27370&main_person=I79903; 11.11.2015].

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Hess Neg. A 708; SNM Zürich, Neg. 9946 (Abraham Sybold)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Holligen_Schloss_Richener_Dick
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Turmstiftung Schloss Holligen
Eigentümer*in

Stiftung zum Turm Schloss Holligen

Inventar

Referenznummer
BE_6744
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016