Forschung
Das formatidentische Bildchen gehört der gleichen Serie von Monatsdarstellungen an wie sein Pendant PSV_446 (Inv.-Nr. RY 535). Auch hier sind zur Belebung des Goldgrundes einzelne Partien wie der berittene Falkner, das Laub der Bäume und Büsche sowie die Erdscholle unten rechts mit Muschelgold ausgeführt. In der Rahmenleiste ersetzt eine blaue Eglomisierung die ockergelbe Farbe des Pendants.
Wohl zur Betonung der Kostbarkeit des Werkes hat man bis um 1620 das Glas wie hier oder auf Arbeiten Hans Jakob Sprünglis (um 1559–1637) bisweilen mit Riefen und Kugelschliff versehen. Als Vorlage dienten dem Künstler Stiche Jost Ammanns (1539–1591), die er in der Breite seinen Glastafeln anpasste und vereinfachte, da diese für die Wandungen von Hohlgefässen bestimmt waren. Möglicherweise waren die Hinterglasmalereien als Einsatz für einen prunkvollen Kabinettschrank bestimmt. Ein vergleichbares Werk mit der Monatsdarstellung September nach der gleichen Vorlagenserie besitzt das Museo S. Martino in Neapel (o. Inv.-Nr.). Über Virgil Solis (1514–1562) ist 1547 durch Johann Neudörfer die Mitteilung überliefert, er sei "Des Gamalierens (...) also frei und künstlich, dass ich nicht weiss, ob darin seinesgleichen gefunden wird". Nach dem Tode von Virgil Solis in Nürnberg trat der Zürcher Jost Ammann dessen künstlerische Nachfolge an. Nicht nur die Wahl seiner Stichfolge als Vorlage, sondern auch die damals in Nürnberg bekannte und gepflegte Hinterglastechnik "Gold vor Gold" machen es wahrscheinlich, dass die beiden in dieser Technik hergestellten Goldradierungen der Monatsbilder im unmittelbaren Umkreis Jost Ammanns entstanden sein dürften. Die Mitteilung Sandrarts von 1675 über Jost Ammann, er sei auch "wegen seiner rühmlichen Werke in Glaß mahlen (...) billich gerühmet" könnte sich zwar nur auf seine Glasmalereien beziehen: oft taucht der Begriff des Glasmalens jedoch auch für Hinterglasmalerei auf, und es ist höchst unwahrscheinlich, dass Jost Ammann nicht auch die Amelierkunst bestens gekannt hätte.
Datierung
Um 1570
Zeitraum
1560 – 1580
Eingangsdatum
2000
Schenker*in / Verkäufer*in
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Max Knöll, Basel (KAM Basel) · R.+F. Ryser (1980)
Inventarnummer
RY 534