Forschung
Die Grafschaft Kyburg war im 15. Jahrhundert an Zürich gelangt, das ihren Vogteisitz in der Kyburg bei Winterthur einrichtete. Um 1500 muss der damalige Landvogt das vorliegende Glasgemälde in Auftrag gegeben haben, das stilistisch in das Werk des Zürcher Glasmalers Lukas Zeiner (um 1454–vor 1513) einzuordnen ist. Dies macht ein Vergleich mit den Standesscheiben für den Tagsatzungssaal in Baden AG deutlich, die Zeiner Anfang des 16. Jahrhunderts schuf. Am nächsten steht ihm sicher die Schwyzer Standesscheibe im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich. Sie weist in der Haltung der Schildbegleiter, der Behandlung der Rüstung und im Gesichtsschnitt des linken Kriegers auffallende Parallelen auf (Inv.-Nr. IN 2/2. Schneider 1954. Abb. 7; Schneider 1971. Bd. I. S. 44, Nr. 67; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 295.1). Eine zweite Scheibe der Vogtei Kyburg, die ebenfalls als Werk Lukas Zeiners betrachtet wird, stellt dem Wappen ein Wildleutepaar zur Seite. Die möglicherweise aus der Pfarrkirche Pfäffikon stammende, um 1490 entstandene Scheibe wird heute im Victoria and Albert Museum in London aufbewahrt (Inv.-Nr. C. 9:1-1923. Boesch 1954. S. 78; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 295.2).
Der schreitende goldene Löwe im Wappen der vorliegenden Scheibe wurde auffallenderweise einmal vorderseitig und einmal rückseitig ins rote Überfangglas graviert. Wahrscheinlich unterlief dem Glasmaler beim Zuschnitt ein Fehler, so dass er das Glas mit dem falsch gerichteten Löwen wenden musste.
Datierung
vers 1500 – 1515
Zeitraum
1490 – 1525
Eingangsdatum
24.01.1996
StifterIn
Schenker*in / Verkäufer*in
Sibyll Kummer-Rothenhäusler, Zürich (Schenkerin)
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Aus einer englischen Sammlung. 1996: Schenkung Sibyll Kummer-Rothenhäusler, Zürich.
Inventarnummer
VMR 277