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BE_60: Wappenscheibe Sigmund von Erlach
(BE_Privatbesitz_BE_60)

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Titel

Wappenscheibe Sigmund von Erlach

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Güder, Hans Jakob · zugeschr.
Datierung
1668

Ikonografie

Beschreibung

Den vor blauen Grund gesetzten, mit einer Freiherrenkrone geschmückten Wappenschild des Sigmund von Erlach umkränzen zwei Palmzweige. Die seitliche Rahmung bilden zwei schmale graue Leisten. Diese fussen auf dem Podium, vor dem sich der Stiftername in einer Schriftrolle befindet.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Heraldik

Wappen Sigmund von Erlach

Inschrift

Sigiβmund / von Erlach / 16 68.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die Scheibe wurde in der Neuzeit anlässlich zweier Restaurierungen stark ergänzt. Nur das Wappen und die Inschrift sowie der rechte Teil der Krone sind noch original. Sprungbleie.

Restaurierungen
1810/11 erhielt die Nydeggkirche sechs neue Chorfensterflügel, wobei man die zehn alten Wappenscheiben darin einsetzte. Bei dieser Kampagne wurden einige der Glasgemälde durch Glasmaler Eggimann ausgebessert (dazu Quellenmaterial im Stadtratmanual, vgl. Hofer/Mojon 1969).
1879 wurden die Wappenscheiben der Nydegg in Bern durch Glasmaler Johann Heinrich Müller und Fräulein Adele Beck "mit grossem Geschick" restauriert.
1962 befand sich die Scheibe des Sigmund von Erlach im Depot von Glasmaler Paul Wüthrich in Bern. Damals erfolgte vermutlich eine Restaurierung durch diesen.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb sowie blauer und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Seit der Reformation als Keller benutzt, wurde die Nydeggkirche 1566 wieder eröffnet, was Anlass zu Fenster- und Wappenstiftungen bot. Laut den Seckelmeistereintragungen umfassten die damaligen Stiftungen sieben Fenster (mit Wappen), für die Simon Steinegger wohl als ausführender Glasmaler und Mathis Walther wohl als Glaser entlohnt wurden. 1668 erhielt die Nydeggkirche erneut mehrere Scheibenstiftungen, von denen ein Teil dort noch erhalten ist. Anlass dazu bot die damalige Kirchenerweiterung im Schiff und Chor zur Behebung der Raumnot. Die Haupterneuerung betraf den "Lättner", das heisst den Einbau der Doppelempore vor der Norwest- und Westwand. Zugleich wurde die Westfassade mit zwei Rundbogenfenstern versehen.
1810/11 wurden die alten Glasgemälde in neuer Anordnung in die damals neu gemachten sechs Chorfensterflügel eingefügt. 1929 erfolgte eine Neuverglasung der Schifffenster, wobei man die alten Scheiben neu gruppierte und in die Schiff- und Chorfenster einfügte (Hofer/Mojon 1969). Anlässlich der Restaurierung von 1951–1953 wurden die alten Glasgemälde und die drei Scheiben des 19. Jahrhunderts in die neu verglasten Südostfenster des Langhauses sowie ins Fenster des Pfarrerzimmers versetzt (Hofer/Mojon 1969).

Das Glasgemälde des Sigmund von Erlach sahen Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen 1896 noch in der Nydeggkirche, und zwar im Fenster rechts im Chor. Wann genau dasselbe aus der Kirche entfernt wurde, konnte bislang nicht geklärt werden. Spätestens 1951 war es jedenfalls nicht mehr dort. 1962 befand es sich dann im Depot von Glasmaler Paul Wüthrich in Bern (Hofer/Mojon, S. 273, Anm. 1).
Wie die anderen 1668 in die Nydeggkirche gelangten Scheiben wurde auch diejenige des Sigmund von Erlach in der Werkstatt Hans Jakob Güders gefertigt. Zum Vergleich bietet sich unter anderem die ebenfalls 1668 entstandene, von Güder signierte Scheibe des gleichen Stifters in der Kirche Steffisburg an.

Sigmund von Erlach (1614–1699), Herr zu Spiez und Schadau, war ein Sohn des Johann Rudolf III. von Erlach (1577–1628) und ein Neffe des Berner Schultheissen Franz Ludwig von Erlach (1575–1651). Unter Bernhard von Weimar wurde er Oberst über ein Regiment in Deutschland und 1648 Maréchal de champ in französischen Diensten. In Bern war er seit 1645 Mitglied des Grossen und seit 1652 des Kleinen Rats. Er diente 1653 als General im Bauernkrieg und 1656 im 1. Villmergerkrieg und wurde 1667 Venner zu Schmieden sowie 1670 Salzdirektor. 1675 wurde er erstmals Berner Schultheiss. Von da an bis zu seinem Tod übte er dieses Amt alternierend aus. Als Gesandter begab er sich unter anderem zu König Ludwig XIV. nach Breisach (1673) und nach Ensisheim (1681). Seine 1638 mit Ursula Esther von Mülinen geschlossene Ehe blieb kinderlos (von Erlach 1989, S. 303–328; HLS 4/2005, S. 258f. mit Abb. des Bildnisses von Erlachs im Bernischen Historischen Museum).
Die Wappenscheibe, die Sigmund von Erlach 1668 in die Nydeggkirche von Bern schenkte, befindet sich heute in Privatbesitz (BE_60). Zudem gibt es von ihm die Doppelscheibe von 1676 aus der Kirche Spiez im dortigen Schlossmuseum sowie je ein 1681 in die Kirchen von Jegenstorf und Steffisburg verehrtes Glasgemälde.

Datierung
1668
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Privatbesitz

Vorbesitzer*in

Bis 1951 Nydegg-Kirche, Bern. – 1962 im Depot von Glasmaler Paul Wüthrich, Bern (Hofer/Mojon).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde Bd. IV, 1880–83, Zürich 1883, S. 184.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 57.

Hans Lehmann, Die zerstörten Glasgemälde in der Kirche von Hindelbank und ihre Beziehungen zur Familie von Erlach, in: Berner Kunstdenkmäler, Bd. 4, o. J. [1913], S. 21, 40 (Hans Jakob Güder).

Paul Hofer/Luc Mojon, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Bd. V, Basel 1969, S. 273, Abb. 314.

Quellenmaterial: Manual Stadtrat: VII, S.409 (2.6.1810); VIII/1, S. 77 (22.10.1810); VIII, S. 106 (12.11.1810); VIII, S. 108 (29.1.1811); VIII, S. 313 (17.6.1811); Kirchmeierrechnung 12./19. Sept. 1811 (Ausbesserung durch Glasmaler Eggimann) und 20.12.1811 (vgl. dazu Hofer/Mojon 1969).

Vgl.

Hans Ulrich von Erlach, 800 Jahre Berner von Erlach. Die Geschichte einer Familie, Bern 1989.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9999 (Hans Jakob Güder)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Privatbesitz_BE_60
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Rechteinhaber
Eigentümer*in

Privatbesitz

Inventar

Referenznummer
BE_60
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016