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BE_147: Stadtscheibe Biel (rechtes Stück der Doppelscheibe)
(BE_Bern_BHM_1891)

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Titel

Stadtscheibe Biel (rechtes Stück der Doppelscheibe)

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1665
Masse
95.3 x 54.3 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Die Scheibe entspricht in der Grundkomposition ihrem Gegenstück. Der bärtige, mit dem Schwert bewaffnete Bieler Hauptmann steht im Vollharnisch auf dem grün und grau gefliesten Boden des Podiums. Während er in seiner Rechten eine Lanze hält, stützt er sich mit der Linken auf seinen mit Rollwerk umfassten Schild mit dem Bieler Wappen. Hinter ihm erhebt sich vor hellviolettem Damast eine Rahmenarkade aus blauen, hermenbesetzten Pfeilern und einem roten Dreieckgiebel. Im Eckfeld oben rechts erscheint ein geharnischter Reiter mit Lanze auf einem aufbäumenden Pferd. Die Inschrift auf der Tafel am Podium begleitet ein sitzender Putto, der Schild und Helm in seinen Händen hält.

Iconclass Code
45(+52) · Kriegsführung; Militär (+ Offiziere)
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
46A124 · Ritter
46C131 · auf einem Pferd, Esel oder Maultier reiten; Reiter(in)
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Biel

Inschrift

[...] Anno 1576 / [...] Jm 1621 Jar. / Diβ Stück Ward ernüwert. 1665. Per HHL.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Mehrere neue Ergänzungen; zwei alte Flickstücke im Damast (neben den Helmfedern); Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert. Da im alten Glasbestand keine Unterschiede festzustellen sind, hat Laubscher 1665 wohl die ganze Scheibe erneuert.

Restaurierungen
1665 Hans Heinrich Laubscher, Biel: Das rechte Stück der 1576 gestifteten, von Jakob Herold gefertigten Doppelscheibe wurde 1665 von Hans Heinrich Laubscher vollständig erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Bis 1892 befand sich die Bieler Scheibe im zentralen Chorfenster der reformierten Kirche in Aarberg (vgl. Gerster, nach 1892). Im Jahr 1576 stifteten der Stand Bern (BHM Bern, Inv. 1892), die Stadt Biel (BHM Bern, Inv. 1890, 1891), die Stadt La Neuveville (verschollen; vgl. Gross/Schnider 1914, S. 102f.) sowie der Landvogt von Aarberg Beat Ludwig von Mülinen (BHM Bern, Inv. 1888, 1889) je eine Doppelscheibe in die Kirche Aarberg.
Die 1576 von Biel nach Aarberg gestiftete Doppelscheibe ist eine dokumentierte Arbeit des Bieler Glasmalers Jakob Herold. Die Stadtrechnungen Biels verzeichnen zwei Einträge, nämlich 1576 "von des fensters zu Aarberg 50 Pfd." sowie 1581 "Jacob Herolds knaben von dem fänster zu Arberg und Nydouw z'trinckgält gäben 8 Sch." (vgl. Bourquin 1922).
Herolds Scheiben haben sich jedoch nicht im Original erhalten. Wie die Inschrift der Scheibe und die Signatur des linken Gegenstücks ausführlich darlegt, musste der Aarauer Glasmaler Hans Ulrich I. Fisch beide Scheiben im Jahr 1621 vollständig erneuern. Sicher hielt sich der Restaurator dabei möglichst eng an das alte zerstörte Vorbild von 1576, wie die altertümliche Formensprache der Architektur, der ausser Mode gekommene Damastgrund und die steifen Figuren belegen. Die rechte Doppelscheibenhälfte war zudem 44 Jahre später erneut zerstört und musste ihrerseits durch den Bieler Glasmaler Hans Heinrich Laubscher nochmals vollständig erneuert werden.
Die Arbeit Hans Heinrich Laubschers ist in den Bieler Stadtrechnungen von 1665 dokumentiert: "2. Heuwmonat verdingten Burgermeister und Seckelmeister an Hans Heinrich Laubscher m. g. h. Wapen, so zu Arberg in der Kirchen verbrochen worden 18 Kronen 15 btz." (vgl. Bourquin 1922, S. 37). Laubscher hielt sich dabei an das im Renaissancestil gemalte Gegenstück von 1621, verwendete aber seiner Zeit entsprechend mehrheitlich farblose Gläser, die er mit Emailfarben reich bemalte, während Hans Ulrich Fisch noch vorwiegend Farbgläser genutzt hatte.
Die Stadt Biel, die aus dem damals selbstverständlichen Verantwortungsgefühl heraus die Kosten für die Restaurierung übernahm, betraute gemäss damaliger Gepflogenheiten einen ortsansässigen Glasmaler mit der Arbeit. Dass jedoch 1621 ein Aarauer Glasmaler die Restaurierung ausführte, dürfte darauf hinweisen, dass es zu jener Zeit keinen Glasmaler in Biel gab, der diese Aufgabe übernehmen konnte.

Datierung
1665
Zeitraum
1576 – 1665
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1894 Bernisches Historisches Museum Bern

Vorbesitzer*in

Bis 1892 Kirche Aarberg. – Bis 1894 Kunstmuseum Bern.

Inventarnummer
BHM 1891

Bibliografie und Quellen

Literatur

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 126.

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidgenössischen Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Sechstes Heft. Das Seeland, Bern 1893, S. 44.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 41f., 53 (aus Aarberg).

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 233, 237, 245.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 7.

Josef Ludwig Fischer, Handbuch der Glasmalerei (Hiersemanns Handbücher 8), Leipzig 1914, S. 292f.

Werner Bourquin, Biel. Ein Führer für Geschichts- und Altertumsfreunde, Biel 1922, S. 42, Abb. 51 (Jakob Herold).

Werner Bourquin, Beiträge zur Geschichte Biels, Biel 1922, S. 32, 37, 41 (Abb. 10).

Felix Hunger, Geschichte der Stadt Aarberg, Aarberg 1930, S. 256f.

Gustave Amweg, Les arts dans le Jura bernois et à Bienne, t. 2, Biel 1941, S. 461, Abb. S. 462.

Werner Bourquin, Alt-Biel (Berner Heimatbücher 46), Bern 1951, Abb. S. 50 (Jakob Herold, von Hans Heinrich Laubscher teilweise erneuert).

Robert Aeberhard, Kirchen im Seeland, Biel 1980, S. 34.

Werner Bourquin/Marcus Bourquin, Biel. Stadtgeschichtliches Lexikon, Biel 1999, S. 186 (Jakob Herold).

Aarberg. Porträt einer Kleinstadt, Aarberg 1999, Farbabb. S. 163.

Uta Bergmann/Rolf Hasler/Stefan Trümpler, Die Restaurierungen von Schweizerscheiben im 17. und 18. Jahrhundert, in: Le Vitrail comme un tout, Corpus Vitrearum NewsLetter 48, Mai 2001 (hors-série), S. 11, Farbabb. 5/6.

Vgl.

Adolphe Gross und Ch. L. Schnider, Histoire de la Neuveville, La Neuveville 1914.

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9109 (Hans Heinrich Laubscher, Biel)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_1891
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Stefan Rebsamen
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1894 Bernisches Historisches Museum Bern

Inventar

Referenznummer
BE_147
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema