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BE_279: Standesscheibe Bern (rechtes Stück der Doppelscheibe)
(BE_Bern_BHM_1904)

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Titel

Standesscheibe Bern (rechtes Stück der Doppelscheibe)

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1567
Masse
80.2 x 41 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Der heraldisch nach rechts zum Gegenstück gerichtete Bernschild erhebt sich vor dem Podium am Scheibenfuss. Er wird von einem auf dem Podium stehenden, ebenfalls nach innen gewendeten Bären begleitet. Dieser mit einem Federbarett ausgestattete Bär stützt seine rechte Hintertatze auf den Schild, während er mit seinen Vordertatzen das von ihm mitgeführte Berner Banner bzw. den Schweizerdolch an seinem Gurtband hält. Hinter ihm erhebt sich eine Rahmenarchitektur aus zwei mehrfarbigen, mit Büsten dekorierten Pfeilern und einem weinroten Bogen. Von diesem hängen vor blauem Grund ein Feston und ein mehrfach gedrehtes Band herab. In den Bogenzwickeln befinden sich in Clipei gekrönte Königsköpfe.
Die Scheibe ist analog gestaltete wie das Gegenstück (BHM, Inv. 1903).

Iconclass Code
25F23(BEAR)(+12) · Raubtiere: Bär (+ Wappentiere)
44A311 · Standartenträger, Fahnenträger
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Bern

Inschrift

Keine

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Teile des Wappens sowie weitere Stücke neu ergänzt; ein Sprung und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Bis 1884 befand sich die Berner Doppelscheibe im südlichen Chorfenster der Kirche Vinelz (vgl. Gerster 1892; von Mülinen 1893). Der Grund für ihre Stiftung im Jahr 1567 ist unklar, da damals keine Umbauten dokumentiert sind (vgl. Moser 1998).

Laut den Amtsrechnungen von Erlach des Jahres 1566 erhielt damals "Vincentz Wysshanen für das vensterwerch in der kilchen Vineltz 55 Pf. 12 Sch." (Staatsarchiv Bern, Berner Amtsrechnungen: Auszüge von Dr. Marti-Wehren, Kopien im Vitrocentre Romont). Andres Moser vermutete, dass Wysshan damals lediglich als Glaser für die Herstellung von Fenstern entlohnt wurde und die Wappenscheiben von zwei bis drei unbekannten Berner Glasmalern ausgeführt wurden. Weil die beiden von Bern und dem dortigen Schultheissen Johannes I. Steiger für die Kirche von Ligerz in Auftrag gegebenen Doppelscheiben 1567 datiert sind, ist es in der Tat höchst zweifelhaft, dass sich der genannte Rechnungsbetrag darauf bezieht (in der Regel wurden die Glasmaler erst nach Ausführung des Auftrages entlohnt). Weil Wysshan von Bern verschiedentlich ausdrücklich für die Lieferung eines Fensters mit Standeswappen bezahlt wurde, spricht freilich Vieles dafür, dass er den Glasmalerberuf ausübte. Auch ohne Vorhandensein eines sicheren Quellenbelegs darf man ihn deshalb als Schöpfer der damals nach Ligerz gelieferten Glasgemälde in Betracht ziehen, dies um so mehr, als ihn eine verwandtschaftliche Beziehung mit Vinelz verband. Im Jahr 1561 hatte er nämlich Barbara Im Haag geheiratet, die Schwester Peter Im Haags, der 1565 Landvogt zu Erlach wurde und als solcher bald danach eine Scheibe in die Kirche von Vinelz stiftete.

Die gekrönten Königsköpfe in den Bogenzwickeln finden sich in sehr ähnlicher Weise auf den zwei Brüggler-Scheiben aus der Zeit um 1559 im Berner Münster (Kurmann-Schwarz 1998, S. 434f., 478f., Abb. 292/293).

Datierung
1567
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1894 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Kirche Vinelz. – 1884–1894 Kunstmuseum Bern.

Inventarnummer
BHM 1904

Bibliografie und Quellen

Literatur

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidg. Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 530.

Carl Brun, in: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde, Nr. 1, Jan. 1886, S. 250.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 127: aus Kirche Vinelz.

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Sechstes Heft. Das Seeland, Bern 1893, S. 551.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 41, 93.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 238, 245.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 6.

R. Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. VII, 1927, S. 85.

Heinz Matile, Die Glasgemälde des 16. bis 19. Jahrhunderts in den Kirchen des Amtes Erlach, in: Aus der Geschichte des Amtes Erlach. Festgabe, Bern 1974, S. 199–202, Abb. 100, 101.

Robert Aeberhard, Kirchen im Seeland, Biel 1980, S. 231.

Andres Moser/Ingrid Ehrensperger, Arts et monuments. Jura bernois, Bienne et les rives du lac, Bern-Wabern 1983, S. 85 (nach ihnen im BHM die Kopie und in der Kirche das Original!).

Andres Moser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Landbd. II, Basel 1998, S. 310.

Auszüge aus Kirchgemeinderatsprotokollen Vinelz 1883–1890 in Unterlagen von Heinz Matile (BHM Bern, Kopien in Romont).

Vgl.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998.

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse B 1181; SNM Zürich, Neg. 9219, 9237, 9178 (Hans Huber)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_1904
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Stefan Rebsamen
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1894 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_279
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema