Forschung
Johann Rudolf IV. Tillier (30.4.1629–6.5.1695), Sohn des Grossweibels Johann Anton IV. (1604–1680) und der Magdalena Zehender, war seit 1646 mit Elisabeth Thellung, einer Tochter des fürstbischöflichen Schaffners und Meiers von Biel, Abraham Thellung, verheiratet. Dieser Ehe entsprangen fünf Kinder (Kessel 2015). 1651 kam Johann Rudolf in den Grossen Rat von Bern und wurde 1655 Ohmgeldner. 1657–1663 war er Landvogt zu Interlaken und 1674 Schultheiss zu Thun. 1681 stieg er in den Kleinen Rat auf, amtete 1683 als Zeugherr und 1687 als Deutschseckelmeister. Hans Rudolf Tillier stockte das Familienstipendium mit einem Legat auf und besass ein Haus in der unteren Junkerngasse in Bern (HBLS 6/1931, S. 791; HLS 12/2013, S. 393). Ein mutmassliches Porträt Johann Rudolf Tilliers und das seiner Frau wurde im Frühling 2013 in der Galerie Stuker versteigert (Kat. Stuker, Gemälde Teil 1, Nr. 1010).
Weitere Scheibenstiftungen Hans Rudolf Tilliers haben sich in den Kirchen von Biel-Mett (1688), Gsteig (1662) und Steffisburg (1681) erhalten. Verschollen ist die Wappenscheibe, die 1678 in die Kirche von Sigriswil kam (Thormann/von Mülinen 1896, S. 86), ebenso wie die Scheibe von 1657 aus Tilliers Landvogtzeit in Interlaken (Kat. Fischer 1938, Nr. 355).
Tilliers Scheibe ist ähnlich gestaltet wie dessen Wappenstiftung von 1662 in der Kirche Gsteig. Sie stammt von der gleichen Hand wie die 1727 von Andreas Fueter reparierte Bernscheibe in Hilterfingen und ist damit ebenfalls dem Berner Glasmaler Hans Jakob Güder zuzuschreiben. Es ist anzunehmen, dass die Berner Obrigkeit schon 1689 eine Reihe von Wappenscheiben des Standes, der vier Venner und des Seckelmeisters in die alte Kirche von Hilterfingen gestiftet hatte, von denen das Berner Wappen 1727 wiederverwendet und erneuert werden konnte. Die Scheibe des damaligen Seckelmeisters Tillier blieb ebenfalls erhalten und wurde in den Neubau von 1727 übertragen, während die Scheiben der Venner von 1689 verloren gingen bzw. aufgrund der Schäden durch die neueren von 1728 ersetzt wurden.
Datierung
1689
StifterIn
Tillier, Johann Rudolf IV. (1629–1695), Deutschseckelmeister
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1984 Kirchgemeinde Hilterfingen (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).
Vorbesitzer*in