Forschung
Der Kirchenneubau in Melchnau von 1709 bot Anlass zu Fenster- und Wappenschenkungen seitens der Berner Obrigkeit, benachbarter Städte sowie des Stifts Beromünster und des Klosters St. Urban.
Das Stift Beromünster hatte wie das Kloster St. Urban enge Beziehungen zu Melchnau. Am Ursprung dieser Beziehungen standen die Grafen von Kyburg, die einst die hohe Gerichtsbarkeit über Melchnau besassen und nach dem Absterben der Grafen von Lenzburg Kastvögte des Stifts Beromünster waren. Das Chorherrenstift Beromünster selbst hatte bis 1480 die Kollatur der Pfrund Melchnau inne. Zudem verfügte das Stift über die Kollatur in Grossdietwil, wo die Melchnauer bis 1528 kirchgenössig waren (s. Kirchengeschichte).
Hans Lehmann weist die zwei Glasgemälde des Stifts Beromünster ebenso wie diejenigen Berns und des Klosters St. Urban Hans Jakob Bucher aus Sursee zu. Von Bucher stammen müssen ihm zufolge auch die zwei Figurenscheiben, die sich von diesem Stift aus den Jahren 1688 und 1692 erhalten haben (Lehmann 1941, S. 219f., Abb. 331, 334). Wie auf den beiden Werken in Melchnau sind darauf in den oberen Bildecken die Wohltäter des Stifts, Bero und Ulrich II. von Lenzburg, festgehalten. Weil es mit der Bernscheibe von 1710 ein nachweislich von Bucher für Melchnau geschaffenes Glasgemälde gibt und die beiden Stiftsscheiben von 1709 in der Komposition Bucher'sche Merkmale aufweisen, spricht Einiges für Lehmanns Zuschreibung. Dabei bleibt allerdings zu beachten, dass sich die Doppelstiftung Beromünsters in Melchnau stilistisch nicht ohne weiteres Buchers Bernscheibe anschliessen lässt. Damit stellt sich die Frage, ob sie allenfalls durch einen Mitarbeiter der Bucher-Werkstatt wie z.B. Johann Christoph Thuot zur Ausführung gelangt sein könnte (vgl. dazu Lehmann 1941, S. 226–228).
Datierung
1709
StifterIn
Beromünster, Propst, Kapitel
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1984 Kirchgemeinde Melchnau (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).
Vorbesitzer*in