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BE_465: Wappenscheibe Barbara Willading
(BE_Muensingen_refK_WilladingB)

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Titel

Wappenscheibe Barbara Willading

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1562
Masse
70.5 x 51.4 cm im Licht
Standort
Lage
n III, 2b
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Über der Schriftrolle mit dem Stifternamen steht das vor blauen Damastgrund gesetzte Vollwappen von Barbara Willading. Es befindet sich in einer Renaissance-Architektur aus gelben, reich dekorierten Pfeilern mit grünen Kapitellen, worauf ein rosa Spitzgiebel ruht. In den oberen Zwickelfeldern erscheinen zwei Medaillons mit einer gekrönten Männer- bzw. Frauenbüste.
Barbara Willadings Scheibe bildet das Pendant zu derjenigen von Hans I. Steiger.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Heraldik

Wappen Willading, Barbara

Inschrift

Barbara Willending Johans Steigers Eliche Gmachel / 1562.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein Glas im blauen Damast sowie kleine Stücke unten in der Schriftrolle neu ergänzt (der erneuerte Damastteil geht auf eine ältere Restaurierung als die Ergänzungen am Scheibenfuss zurück; vgl. dazu das Foto des SNM Zürich, das an Stelle der Ergänzungen mehrheitlich Glaslücken sowie weniger Sprungbleie als heute zeigt); stellenweise geringe Schwarzlotverluste; wenige Sprünge und mehrere Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
2006 Martin Halter, Bern: Sprungsicherung, Anbringen von Kaltretuschen, Reinigung; das Glasgemälde in Metallrahmen vor Fenster gesetzt (s. Dokumentation Vitrocentre Romont).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes und blaues Überfangglas mit vorderseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Seine beiden Scheiben stiftete Johannes I. Steiger 1562, d. h. im Jahr seiner Ernennung zum Schultheissen, in den Vorgängerbau der heutigen Kirche, und zwar vermutlich anlässlich der Übernahme der dortigen Twingherrschaft (s. u.). Ob damals am Gotteshaus Erneuerungsarbeiten im Gange waren, weiss man nicht. 1709 wurden seine Scheiben in den Neubau übernommen, wo sie wahrscheinlich wie die damals gemachten Stiftungen in einem der Chorfenster zur Aufstellung kamen.
Brigitte Kurmann-Schwarz vergleicht die beiden Glasgemälde Steigers in ihrer monumentalen Ausgestaltung mit den beiden Scharnachtal-Scheiben und der Nägeli-Scheibe im Obergaden des Berner Münsters, die sie um 1567 ansetzt (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 260, 261, 264). Sie schreibt diese Werke in überzeugender Weise demselben unbekannten Meister zu. Unhaltbar ist die auf dem Foto des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich vermerkte Zuschreibung an Simon Steinegger. Die von Steinegger stammenden Arbeiten haben stilistisch nichts mit den beiden Glasgemälden in Münsingen und den genannten Münster-Scheiben gemein. Besser vergleichbar sind die Werke in Münsingen und im Berner Münster mit der ebenfalls monumental wirkenden, mit Vinzenz Wysshan in Verbindung gebrachten Berner Doppelscheibe von 1567 aus der Kirche Vinelz im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 1903/04). Allerdings sind ihre stilistischen Bezüge auch dazu nicht eng genug, um sie diesem Berner Meister zusprechen zu können.

Hans I. Steiger (1518–1581), Sohn von Bartholomäus II., war ab 1538 Berner Grossrat, 1539–1544 Vogt zu Nyon, ab 1545 Mitglied des Kleinen Rats, 1546/47 Vogt zu Nidau, 1547/48 Venner zu Gerbern, 1548–1562 Welschseckelmeister und seit 1562 Schultheiss zu Bern. Als einer der reichsten Berner seiner Zeit besass er neben der Freiherrschaft Rolle u. a. die Herrschaften Mont-le-Grand, Mont-le-Vieux, Bière, Begnins, Sépey, Rosey, Mollens und für kurze Zeit auch Oron und Palézieux. Zudem wurde er 1562 Teilhaber an der Twingherrschaft Münsingen und Niederwichtrach sowie später deren Alleinherr. Bern diente er oftmals als Gesandter. 1537 ehelichte er Barbara Willading, die Tochter Konrads. In zweiter Ehe war er seit 1567 mit Magdalena Nägeli, der Tochter von Hans Franz, verheiratet (HLS 11/2012, S. 853; HBLS 6/1931, S. 520. Abb. Porträt).
Von Johannes I. Steiger gibt es die beiden 1562 in die Kirche Münsingen gestifteten Glasgemälde, eine Doppelscheibe aus der Zeit um 1559 im Berner Münster (Kurmann-Schwarz 1998, S. 456–459, Abb. 300–303), zwei um 1566 in die Berner Nydegg-Kirche verehrte Rundscheiben und eine Doppelscheibe von 1567 aus der Kirche Vinelz im Bernischen Historischen Museum (Inv. 18490/91). Zudem ist dieses Museum im Besitz eines Risses Samuel Sybolds von 1574 für eine Allianzwappenscheibe Steigers (BHM Bern, Inv. 20036.263; Hasler 1996/97, Bd. 1, Nr. 246). Verschollen ist Steigers Rundscheibe von 1579 mit dessen Wappen sowie denjenigen seiner beiden Frauen.

Datierung
1562
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1984 Kirchgemeinde Münsingen (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Vorbesitzer*in

Staat Bern

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 117.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Drittes Heft. Mittelland. II. Jegistorf–Ottenleuebad, Bern 1881, S. 228f.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 41, 43, 79.

J. Lüdi, Das Kirchenwesen von Münsingen, in: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, 18/1922, S. 213.

Ulrich Moser, Schultheiss Hans Steiger. Bern und die Waadt in der Mitte des 16. Jahrhunderts, Bern 1977, S. 113.

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 117.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998, S. 381, 404, 406, Abb. 421/22.

Regula Hug/Hans Maurer/Hans Gugger, Münsingen (Schweiz. Kunstführer), Bern 2004, S. 29f.

Albert Kündig (Leitung), Münsingen. Geschichte und Geschichten, Münsingen 2010, S. 188–191.

Vgl.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Halter 3 und 8 (Negative bei Frau R. Sigg, KDP, vgl. Dokumentation Vitrocentre); SNM Zürich, Neg. 9954 (Simon Steinegger)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Muensingen_refK_WilladingB
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© reformierte Kirchgemeinde Münsingen
Eigentümer*in

Seit 1984 Kirchgemeinde Münsingen (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Inventar

Referenznummer
BE_465
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema