Forschung
Bern ersetzte beim Herrschaftsantritt in Nidau 1388 das alte Wappen der Grafen von Nidau durch ein neues, das wie hier das linke Banner die rote Bärentatze in Silber zeigt (= Amts- oder neues Herrschaftswappen). Im 16. und 17. Jahrhundert wurde dieses zuweilen auch als Wappen der Stadt Nidau verwendet. Das eigentliche Stadtwappen Nidaus gibt auf der vorliegenden Scheibe aber das rechte Banner wieder. Während darin in Silber ein goldener Krebs und eine silberne Forelle aufrecht nebeneinander gestellt sind, besitzt das Wappen der Stadt Nidau gewöhnlich andere Tinkturen, "nämlich gespalten von Silber mit rotem, aufrecht gestelltem Krebs und von Blau mit silberner, aufrecht gestellter Forelle" (Paul Ganz 1929) beziehungsweise in Silber einen roten Krebs und eine blaue Forelle nebeneinander. Ob in der vorliegenden Scheibe ein Fehler des Glasmalers vorliegt oder ob Nidaus Stadtwappen zu Ende des 16. Jahrhunderts wirklich so geführt wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Für letzteres dürfte aber sprechen, dass auch die Scheiben der Stadt Nidau von 1621, 1627 und 1645 das Wappen in den Tinkturen Silber und Gold wiedergeben (BHM Bern, Inv. 20793, 26961 und SNM Zürich, Inv. IN 45/4; Schneider 1971, Bd. 2, Kat.-Nr. 532).
Aus stilistischen Gründen ist anzunehmen, dass die aus der Kirche Nidau stammende Scheibe der Stadt und Herrschaft Nidau in der gleichen Werkstatt entstand wie die gleichzeitig dorthin gestiftete Scheibe des Nidauer Landvogts Hans Huber (heute im BHM Bern, Inv. 7976). Diese kann aufgrund stilistischer Vergleiche und praxisbezogener Überlegungen der Werkstatt des Stifters und Glasmalers Hans Huber in Bern zugeschrieben werden.
In Nidau befindet sich eine Kopie der Scheibe aus dem Jahr 1914/15 von Glasmaler Hans Drenckhahn. Die Scheibe ist auch durch eine Pause Hans Drenckhahns in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont dokumentiert. Die zugehörige Mappe (Inv. 1/521) trägt die Bezeichnung: "Kirche Nidau nun Hist. Mus. Bern. Kopie 1915 für Kirche Nidau". Das Bernische Historische Museum besitzt zudem eine weitere Pause des Glasgemäldes. Sie stammt vom Berner Glasmaler Johann Heinrich Müller und befindet sich als Depositum im Vitrocentre Romont.
Datierung
1587
StifterIn
Nidau, Amt, Stadt, Grafschaft, Herrschaft
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1913 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1913 im Schiff der Kirche Nidau
Inventarnummer
BHM 7975