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BE_501: Bannerträgerscheibe, Wappenscheibe Stadt und Herrschaft (Amt, Grafschaft) Nidau
(BE_Bern_BHM_7975)

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Titel

Bannerträgerscheibe Stadt und Grafschaft (Amt) Nidau

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Huber, Hans · Werkstatt, zugeschr.
Datierung
1587

Ikonografie

Beschreibung

Vor hellblauem, mit Bandwerk gemustertem Grund steht der das ehemalige Amt beziehungsweise die Landvogtei Nidau repräsentierende silberne Schild mit der roten Bärentatze. Er wird von zwei bärtigen, mit Schwert und Schweizerdolch bewaffneten Bannerträgern mit prächtigen Federhüten begleitet. Derjenige links in geschlitzter roter Kleidung und in stahlblauem Halbharnisch hält in seiner Linken das Nidauer Amtsbanner. Sein Gegenüber in grünem Hemd, schwarzem Wams und geschlitzten weissen Pluderhosen erscheint mit dem Banner der Stadt Nidau. Die beiden Schildwächter stehen am Rand eines gelben Podiums, an dessen Front die Stifterinschrift in einer Rollwerkkartusche angebracht ist. Der rahmende Triumphbogen wird durch die beiden Figuren fast vollständig verdeckt.

Iconclass Code
44A311 · Standartenträger, Fahnenträger
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen, Banner Amt Nidau; Banner Stadt Nidau

Inschrift

Statt Vnd Graffschafft Nidouw 1587.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Das Wappen und der untere Teil des Banners sowie einige weitere Stücke neu ergänzt; wenige Sprünge und etliche Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1704 führt ein Glaser namens Schmalz Arbeiten an Fenstern und Glasgemälden aus: "Glaser Schmalz 4.8.- Arbeit Fenster und Schilten mit enschluß den bemüheten mit herauff- undt abthüyung der schilten bezahten trunckes" (Kirchenrechnungen Nidau, W7).
Vor 1893: Johann Heinrich Müller, Bern?
1913/14 Atelier Gustav Robert Giesbrecht, Bern: Restauration (unter Aufsicht Hermann Kassers, Direktor des BHM Bern).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Bern ersetzte beim Herrschaftsantritt in Nidau 1388 das alte Wappen der Grafen von Nidau durch ein neues, das wie hier das linke Banner die rote Bärentatze in Silber zeigt (= Amts- oder neues Herrschaftswappen). Im 16. und 17. Jahrhundert wurde dieses zuweilen auch als Wappen der Stadt Nidau verwendet. Das eigentliche Stadtwappen Nidaus gibt auf der vorliegenden Scheibe aber das rechte Banner wieder. Während darin in Silber ein goldener Krebs und eine silberne Forelle aufrecht nebeneinander gestellt sind, besitzt das Wappen der Stadt Nidau gewöhnlich andere Tinkturen, "nämlich gespalten von Silber mit rotem, aufrecht gestelltem Krebs und von Blau mit silberner, aufrecht gestellter Forelle" (Paul Ganz 1929) beziehungsweise in Silber einen roten Krebs und eine blaue Forelle nebeneinander. Ob in der vorliegenden Scheibe ein Fehler des Glasmalers vorliegt oder ob Nidaus Stadtwappen zu Ende des 16. Jahrhunderts wirklich so geführt wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Für letzteres dürfte aber sprechen, dass auch die Scheiben der Stadt Nidau von 1621, 1627 und 1645 das Wappen in den Tinkturen Silber und Gold wiedergeben (BHM Bern, Inv. 20793, 26961 und SNM Zürich, Inv. IN 45/4; Schneider 1971, Bd. 2, Kat.-Nr. 532).

Aus stilistischen Gründen ist anzunehmen, dass die aus der Kirche Nidau stammende Scheibe der Stadt und Herrschaft Nidau in der gleichen Werkstatt entstand wie die gleichzeitig dorthin gestiftete Scheibe des Nidauer Landvogts Hans Huber (heute im BHM Bern, Inv. 7976). Diese kann aufgrund stilistischer Vergleiche und praxisbezogener Überlegungen der Werkstatt des Stifters und Glasmalers Hans Huber in Bern zugeschrieben werden.
In Nidau befindet sich eine Kopie der Scheibe aus dem Jahr 1914/15 von Glasmaler Hans Drenckhahn. Die Scheibe ist auch durch eine Pause Hans Drenckhahns in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont dokumentiert. Die zugehörige Mappe (Inv. 1/521) trägt die Bezeichnung: "Kirche Nidau nun Hist. Mus. Bern. Kopie 1915 für Kirche Nidau". Das Bernische Historische Museum besitzt zudem eine weitere Pause des Glasgemäldes. Sie stammt vom Berner Glasmaler Johann Heinrich Müller und befindet sich als Depositum im Vitrocentre Romont.

Datierung
1587
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1913 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1913 im Schiff der Kirche Nidau

Inventarnummer
BHM 7975

Bibliografie und Quellen

Literatur

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidgenössischen Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Sechstes Heft. Das Seeland, Bern 1893, S. 394f.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 42, 80.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 236.

Jahresbericht des Historischen Museums in Bern 1914, Bern 1915, S. 20f., 30 (Hans Huber?).

Werner Bourquin, Beiträge zur Geschichte Biels, Biel 1922, S. 52.

Paul Ganz, Glasgemälde mit dem Wappen der Stadt und Grafschaft Nidau, in: Schweizer Archiv für Heraldik 43/1929, S. 159, Nr. 4, Farbtaf. VIII.

Paul Aeschbacher, Stadt und Landvogtei Nidau, Biel 1930, S. 31f.

Robert Aeberhard, Kirchen im Seeland, Biel 1980, S. 287.

Andres Moser/Ingrid Ehrensperger, Arts et monuments. Jura bernois, Bienne et les rives du lac, Bern-Wabern 1983, S. 81 (ihnen zufolge im BHM die Kopie und in der Kirche das Original).

Gabriela Neuhaus, Nidau – 650 Jahre Wandlung, Nidau 1988, S. 66f., Farbabb. 1.

Kurt Maibach/Jean Schwalm, Bilder aus der Geschichte der Kirchgemeinde. Nidau 1994, S. 66–69, 78f.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 268.

Andres Moser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Landbd. III, Bern 2005, S. 81f.

Vgl.

Jenny Schneider, Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich, 2 Bde., Stäfa o. J. [1971].

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse B 1135; SNM Zürich, Neg. 8992, 15045 (Hans Huber)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_7975
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Stefan Rebsamen
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1913 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_501
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema