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BE_538: Wappenscheibe Hans Jakob Dübelbeiss
(BE_OberwilBueren_refK_DuebelbeissHJ)

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Titel

Wappenscheibe Hans Jakob Dübelbeiss

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Forrer, Jakob · zugeschr.
Fueter, Andreas · Restaurator, zugeschr.
Datierung
1710
Masse
51.2 x 38.5 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor blauem Damastgrund steht in einer von zwei Palmzweigen umkränzten Rokoko-Kartusche das Wappen von Johann Jakob Dübelbeiss. Es ist mit einer Grafenkrone geschmückt, über der sich zwei fliegende Engel mit einem Palmzweig in der Hand befinden. Der Wappenschild ist auf die blattumrankte Tafel mit der Stifterinschrift gesetzt.

Iconclass Code
11G23 · Engel, die jemanden krönen und/oder Palmzweige bringen
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Dübelbeiss, Johann (Hans) Jakob

Inschrift

Hr [Jo]h: Jacob Dübelbeiß Vener / und des Kleinen Rahts der Statt / Bern A.O: 1710 (in eckigen Klammern der ergänzte Teil).

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Vermutlich ist der ganze obere Bereich alt ergänzt. Technisch heben sich die dortigen Gläser durch den blauen, mit Silbergelb übermalten Emailauftrag ab (bei den Originalgläsern findet sich grüne Emailbemalung). Das Wappen und vier unten links daran anschliessende Gläser sind neu ergänzt (davon zwei Stücke mit einem kleinen "B" bezeichnet). Links vom Wappen gibt es einige motivische Unstimmigkeiten. Einige Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
Vor 1742 vermutlich vom Berner Glasmaler Andreas Fueter (1660–1742) durchgeführte Restaurierung, bei der dieser die Engel ergänzte.
Das Foto des SNM Zürich zeigt an Stelle des originalen Wappens eine Lücke, darum herum noch ein originales Helmfragment und Stücke der originalen Helmdecke. Diese originalen Fragmente wurden wahrscheinlich durch den unbekannten Restaurator "B" (s.o) im frühen 20. Jahrhundert aus der Scheibe entfernt und durch die heutige Ergänzung ersetzt. Das betreffende Helmfragment befindet sich im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 20234).

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Kirche Oberwil erfuhr am Ende des 17. und am Anfang des folgenden Jahrhunderts eine grundlegende Umgestaltung, die gegen Ende von dessen erstem Jahrzehnt mit dem Langhausumbau (1708 datierter Südeingang) vollendet wurde. Zum Abschluss ihrer Erneuerung erhielt die Kirche nicht nur mehrere Wappengaben, sondern offenbar auch ein neues Gestühl.

Berns Obrigkeit verehrte der fertig renovierten Kirche gleich mehrere Wappenscheiben. Unter den dort heute vorhandenen alten Glasgemälden zählen dazu die drei 1710 datierten des Deutschseckelmeisters Alexander von Wattenwyl und der Venner Johann Jakob Dübelbeiss und Johann Anton Kirchberger sowie die Bernscheibe von 1711. Im Laufe der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war die Berner Regierung dazu übergegangen, ihre erneuerten Landkirchen jeweils mit einer ganzen Glasgemäldeserie zu beschenken. Dazu gehörten normalerweise sechs Scheiben, nämlich diejenigen mit den Wappen Berns, des Deutschseckelmeisters und der vier Venner (Thormann/von Mülinen 1896, S. 47f.). Dieser Schenkungsmodus kam vermutlich auch im Falle der Kirche Oberwils zur Anwendung. Man darf deshalb davon ausgehen, dass Bern 1710 noch zwei weitere, heute verschollene Vennerscheiben dorthin vergabte.

Im Chorgerichtsmanual Oberwils ist unter dem 27. November 1710 die folgende sich auf den Glasmaler Jakob Forrer beziehende Abrechnung eingetragen: "Ist mit Mr. Mahler Forrer abrechnung geschehen, und hat sichs funden, dz er an der Kirchen die wapen der Hrn. Ambtleuten aufgenommen, in arbeit verdient 102 Cr., woran die Oberkeit denen zalt 41 Cr. 15 bz., die übrigen 60 der Kirchmeyer. Die daraus entstandenen weitläufigkeiten übergehen diesmalen." (Kocher 1942). Mit den erwähnten "Wappen der Herren Amtleute" können nur die bernischen Stiftungen von 1710 gemeint sein. Wie die an Forrer ausbezahlten 102 Kreuzer nahe legen, betraf dieser geringe Betrag von weniger als 2 Pfund jedoch nicht ihre Herstellung, sondern offenbar ihre Einfügung ("Aufnahme") in die Fenster. Weil sich mit Anton Kirchbergers Scheibe unter den genannten Wappen eine von Forrer signierte Arbeit findet, ist freilich nicht zu bezweifeln, dass die stilistisch übereinstimmenden Stiftungen Berns von 1710/11 allesamt von Forrer geschaffen wurden. Darauf weist ebenfalls ihr einfach gemusterter Damastgrund. Ihm begegnet man in vergleichbarer Weise auf verschiedenen anderen Werken dieses Meisters wie zum Beispiel auf der "J. Forer M" signierten Wappenscheibe Abraham Tilliers von 1700 in Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 943).
Wie das Glasgemälde des Standes und Spitals Bern musste dasjenige von Dübelbeiss offenbar durch Andreas Fueter repariert werden. Die alt ergänzten Engel der vorliegenden Scheibe lassen sich so mit den Figuren auf Fueters Scheiben in der Kirche Münsingen vergleichen und der alt ergänzte Löwe der Bernscheibe von Oberwil weist Parallelen zu dessen Standesscheibe in der Kirche Frutigen auf (s. Erhaltungszustand und Restaurierungen).

Hans Jakob Dübelbeiss (1644–1715), der Sohn des Arztes Hans Jakob und der Anna Schöni, betätigte sich ebenfalls als Wundarzt und Chirurg. Er war 1681–1687 Landvogt zu Landshut und wurde 1700 des Rats, 1702 Zeugherr und 1708 Venner des Landgerichts Konolfingen. 1666 ehelichte er in Oberbipp Anna Katharina Jenner, die Tochter von Adrian Jenner und Elisabeth Isoth. Mit ihm starb 1715 sein Geschlecht in Bern aus (HBLS 2/1924, S. 752).
Von Dübelbeiss gibt es je eine Wappenscheibe in den Kirchen von Münsingen (1709) und Oberwil bei Büren (1710). Eine weitere Scheibe, die Dübelbeiss 1686 als Landvogt zu Landshut stiftete, ist im Besitz des Museumsdepot des Burgdorfer Kornhauses (Inv. 4. 1307).
Nach Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen befand sich die Scheibe von Dübelbeiss 1896 im "3. Fenster" des Chors, das heisst im Fenster sII. Bei der Kirchenrenovation von 1929/30 wurden die alten Glasgemälde im Chor umplatziert (Kocher 1942). Dasjenige von Dübelbeiss verblieb dabei im Fenster sII.

Datierung
1710
Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Oberwil.
Die Unterhaltspflicht über die acht Glasgemälde im Chor 1901 zusammen mit dem Chor vom Staat Bern an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Sechstes Heft. Das Seeland, Bern 1893, S. 414f.

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidg. Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 49, 81.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 236 (Andreas Fueter?).

E. Kocher, Zur Geschichte der bernisch-solothurnischen Kirchgemeinde Oberwil b. Büren, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 1942, Heft 4, S. 207f.

Fueter, Andreas, in: Allgemeines Künstlerlexikon 46/2005, S. 171f.

Vgl.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Weiteres Bildmaterial

BHM Bern, Neg. 2318 (29202); SNM Zürich, Neg. 12218 (Scheibe im 3. Chorfenster, Jakob Forrer)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_OberwilBueren_refK_DuebelbeissHJ
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Oberwil bei Büren
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Oberwil.
Die Unterhaltspflicht über die acht Glasgemälde im Chor 1901 zusammen mit dem Chor vom Staat Bern an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_538
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema