Forschung
Die vorliegende Scheibe befand sich bis 1907 in der Siechenhauskapelle in Bern (vgl. Thormann 1909). Sechs weitere Glasgemälde des 16. und 17. Jahrhunderts, die mit der vorliegenden Scheibe ursprünglich im mittleren Chorfenster des Siechenhauskirchleins eingelassen waren, kamen 1907 in die Sammlung des Bernischen Historischen Museums (BHM Bern, Inv. 395, 6510–6515).
Die 1501 erbaute, zum Siechenhaus der Stadt Bern gehörende Kapelle war 1682/83 zu klein geworden und wurde unter Verwendung der Schiffsmauern nach Osten erweitert und zu einem einheitlichen rechteckigen Barocksaal umgebaut. Dieser Umbau gab Anlass zur vorliegenden Scheibenstiftung des damaligen Deutschseckelmeisters Dachselhofer.
Niklaus Dachselhofer (15.6.1634–19.4.1707), Sohn des Niklaus (1599–1670) und der Barbara Stölli, wurde 1657 des Grossen Rats zu Bern, 1661 Grossweibel, 1662 Hofmeister zu Königsfelden, 1681 des Kleinen Rats, 1682 Deutschseckelmeister und 1687 Venner. Er vertrat in den 1680er Jahren in Bern die antifranzösische Partei. Seit 1653 war er mit Barbara von Büren (1634–1698), Tochter des Freiherrn zu Vaumarcus David von Büren und der Maria von Bonstetten, verheiratet. Nach der Scheidung dieser ersten Ehe führte er 1679 Anna Salome Effinger heim. 1682 erwarb er im Tausch gegen das Talgut Ittigen von Samuel Jenner Schloss und Freiherrschaft Utzigen bei Bern. Porträts des Ratsherren und Seckelmeisters haben sich im Bernischen Historischen Museum und in der Sammlung von Schloss Wildegg erhalten (HLS 3/2004, S. 563).
Neben dem vorliegenden Stück existiert auch eine von Jakob Forrer 1698 signierte Scheibe Dachselhofers in Freiburger Privatbesitz (dazu ausführlich Bergmann 2014).
Die von Hans Jakob Güder signierte Scheibe Hieronymus von Luternaus von 1677 aus der Kirche von Payerne (heute in der dortigen Salle de Municipalité; SNM Zürich, Foto-Neg. 20723) weist die identisch gestalteten Allegorien der Fortitudo und der Justitia auf. Auch aus Gründen des Malstils und der Kalligraphie ist die vorliegende Scheibe Güder zuzuschreiben.
Datierung
1683
StifterIn
Dachselhofer, Niklaus (1634–1707), Deutschseckemeister
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1907 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1907 Siechenhauskapelle (Kirche des äusseren Krankenhauses) an der Bolligenstrasse Bern.
Inventarnummer
BHM 6512