Forschung
Ausser dem Glasgemälde von 1510 besitzt das Bernische Historische Museum von Hans Funk noch eine zweite für die Stadt Bremgarten geschaffene Scheibe (BHM Bern, Inv. 20274). Dass Bremgarten diese beiden in den Massen annähernd übereinstimmenden Werke als Pendants in Auftrag gab, wird von der Forschung wohl zu Recht in Zweifel gezogen (die andere Stiftung Bremgartens stammt vermutlich von 1501; vgl. Jahrbuch BHM 1930; Kat. Manuel 1979).
Laut dem Foto des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich soll die vorliegende Scheibe aus Bremgarten im Kanton Aargau stammen. Heinz Matile hält es sogar für denkbar, dass es der Chronist Werner Schodoler war, der Funk den Auftrag für diese vermittelte. Schodoler, einer Bremgartner Schultheissenfamilie entstammend, war von 1503 bis 1508 Lehrling auf der bernischen Kanzlei. Danach kehrte er nach Bremgarten zurück und wurde dort 1509 Stadtschreiber (Matile, in: Kat. Manuel 1979). Die Herkunft der Scheibe aus Bremgarten lässt sich jedoch nicht sicher belegen.
Im Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums von 1930 werden die beiden dargestellten Heiligen als Nikolaus und Margaretha angesprochen. Die weibliche Figur ist jedoch mit Maria Magdalena zu identifizieren. Diese ist erstmals im Jahre 1300 als Hauptpatronin der Stadtkirche Bremgarten bezeugt. An ihre Stelle trat bei der Rekonziliation von 1532 der hl. Nikolaus, dem 1300 zusammen mit Aegidius und Katharina der "nider altar" der Kirche geweiht worden war (Felder 1967, S. 42; Matile, in: Kat. Manuel 1979). Seine beiden Stadtheiligen liess Bremgarten im 16. Jahrhundert mehr als einmal auf Wappengaben festhalten. Beispielsweise befindet sich im Stift Muri-Gries bei Sarnen ein 1514 von der Stadt gestiftetes Scheibenpaar mit diesen beiden Heiligen (Henggeler 1965/66, Kat.-Nrn. 12/13, Taf. 21a/b). Die zwei Stadtpatrone zeigt ebenfalls der in einer Antwerpener Privatsammlung vorhandene, um 1530/40 möglicherweise von einem Berner Meister gezeichnete Entwurf für eine Scheibenstiftung Bremgartens. Bei diesem bietet Maria Magdalena ihre Büchse dem hl. Nikolaus an, so wie man es von den Figurenpaaren bei Willkommscheiben kennt.
In der älteren Literatur wird das Monogramm zum Teil fälschlicherweise "HG" gelesen und auf Heinrich beziehungsweise Hans Grebel (Gräbel) aus Zürich bezogen (Kat. BHM Bern 1882; von Rodt 1885, 1895; Stammler 1903). Wie Hans Lehmann (1914) aufzeigte, handelt es sich jedoch um das ligierte Monogramm "HFG", das sich in Hans Funk Glasmaler auflösen lässt. In dieser Arbeit Funks machen sich Einflüsse Niklaus Manuels bemerkbar. Heinz Matile verweist diesbezüglich auf den grünen Rock der Heiligen, der in seinem "eckig-sperrigen" Faltenwurf an denjenigen in Manuels Zeichnung mit dem "Mädchen mit aufgespiesstem Herzen" erinnert (Kat. Manuel 1979, Nr. 152, Abb. 87 und S. 430).
Von der auf der Scheibe dargestellten Figur des hl. Nikolaus existiert eine Pause Johann Heinrich Müllers, die sich als Depositum des Bernischen Historischen Museums im Vitrocentre Romont befindet (BHM Bern, Inv. 55871).
Datierung
1510
StifterIn
Bremgarten (Kt. AG), Stadt
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1882 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
- Jahrhundert: Niklaus Friedrich von Mülinen (laut Akten zur Slg. Bürki im BHM). – Bis 1881 Sammlung Friedrich Bürki, Bern. – 1881 Burgergemeinde Bern (erworben für das BHM).
Inventarnummer
BHM 370