Forschung
Johann Anton I. Tillier (1494/1500–1562), der Sohn Johann Rudolfs und der Antonia Techtermann, wurde 1525 des Grossen Rats zu Bern, 1529 Schultheiss zu Burgdorf, 1533 Gubernator von Aigle, 1536 Berner Kleinrat und Landvogt von Avenches, 1540 Venner zum Roten Löwen, 1541 Landvogt von Lausanne, 1548 Venner, 1552 Deutschseckelmeister und 1560 Bauherr. Er war dreimal verheiratet, in erster Ehe mit einer Angehörigen der Familie Schaller, in zweiter seit 1536 mit Barbara Hübschi, der Tochter des Lienhard, sowie in dritter seit 1542 mit Katharina von Diesbach, der Tochter Rudolfs. Von Kaiser Karl V. wurde er seiner Verdienste wegen geadelt (HLS 12/2013, S. 392; HBLS 6/1931, S. 791).
Von Johann Anton Tillier gibt es das Glasgemälde von 1557 im Bernischen Historischen Museum. Zudem schenkte dieser 1560 eine Wappenscheibe in die Kirche von Oberdiessbach. Von ihm gestiftet wurde vermutlich auch die verschollene Scheibe, die 1560 in die Kirche Röthenbach (Würzbrunnen) kam (Thormann/von Mülinen 1896, S. 41, 83f). Auf einer von ihm vor 1562 gemachten Stiftung beruhen möglicherweise die beiden 1693 von Samuel Fueter erneuerten Wappenscheiben der Familie Tillier im Berner Münster (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 298/299). Für eine Scheibe von ihm bestimmt ist ein Entwurf aus der Zeit um 1545 in unbekanntem Besitz (Scheidegger 1947, Nr. 40; Thöne 1970, Nr. 1002).
Alfred Scheidegger betrachtet die Scheibe als eine Arbeit Joseph Göslers. Nach den Angaben zum Foto des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich soll ihr Schöpfer jedoch Mathis Walther sein. Weil sich für Gösler keine gesicherten Glasgemälde namhaft machen lassen und die Mathis Walther zuzuweisende Vaterunserscheibe in der Kirche Einigen mit der Stiftung Tilliers nicht vergleichbar ist, vermögen diese Zuschreibungen nicht zu überzeugen. Näher als der Vaterunserscheibe steht das Glasgemälde Tilliers der 1565 entstandenen Rundscheibe des Niklaus IV. von Diesbach im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 23896), deren Schöpfer entgegen Scheideggers Annahme nicht Joseph Gösler, sondern Hans Jakob Hübschi war. Seine Stilbezüge dazu sind jedoch zu wenig eng, um es Hübschi zusprechen zu können. Zwei andere Rundscheiben verwandter Art bilden die 1553 von Andres und Bendicht von Diesbach in die gleichnamige Kapelle des Berner Münsters gemachten, von Scheidegger wiederum als Werke Göslers bezeichneten Wappengaben (Kurmann-Schwarz 1998, S. 377f., 478–482, Abb. 320, 321). Bei ihnen sind als stilistische Besonderheit die "ausgestanzten Blättchen" in den Helmdecken zu nennen (Scheidegger 1947, S. 44f.). Dieses auf Scheiben der Zeit von rund 1535 bis 1565 nachweisbare Motiv glaubt Brigitte Kurmann-Schwarz (S. 481) als persönliches Stilmerkmal eines unbekannten, in der Nachfolge Hans Funks anzusiedelnden Glasmalers interpretieren zu können. Sofern ihre Interpretation zutrifft, kann die das betreffende Motiv nicht aufweisende Stiftung Tilliers demnach auch nicht vom "Meister der ausgestanzten Blättchen" geschaffen worden sein.
Datierung
1557
StifterIn
Tillier, Johann Anton I. (1494/1500–1562), Seckelmeister
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1882 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1881 Sammlung Friedrich Bürki, Bern
Inventarnummer
BHM 382