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BE_878: Wappenscheibe Johann Leonhard Engel
(BE_Bern_BHM_1907)

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Titel

Wappenscheibe Johann Leonhard Engel

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Güder, Hans Jakob · zugeschr.
Datierung
1680
Masse
48 x 36.5 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor hellgelbem Grund ist das auf die grün-rote Rollwerkkartusche mit dem Stifternamen gesetzte Vollwappen Johann Leonhard Engels dargestellt. Dahinter erhebt sich eine dreiachsige Architektur mit zentralem Rundbogen und zwei auf Säulen vorkragenden schmalen Seitenöffnungen. Vor diesen stehen auf dem gefliesten Boden des Podiums zwei schildbegleitende gekrönte Engel in langen bräunlichgelben Gewändern und roten Tuniken. Während sich von ihnen derjenige links anhand seiner Attribute Schwert und Waage als Allegorie der Gerechtigkeit zu erkennen gibt, lässt sich sein Gefährte mit dem Palmwedel in der Hand als Allegorie des Friedens ansprechen.

Iconclass Code
11M44 · Gerechtigkeit, Justitia (Ripa: Giustitia divina), als eine der vier Kardinaltugenden
45A20 · Symbole, Allegorien des Friedens; Pax; Ripa: Pace
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
5(+1) · abstrakte Ideen und Konzeptionen (+ Personifikation)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Johann Leonhard Engel

Inschrift

Hr. Johan [Bernha]rt / Engel, diser [Zÿt Sec]kelmeister / Teutschen L[andes vnd d]eβ Täg= / lichen Rah[ts der Stadt] Bern. / 1[680].

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Das Mittelstück der Inschrift, das Glas mit der Helmzier (Engel) und ein Stück im Wappen neu ergänzt; je ein kleines altes Flickstück in der Helmdecke aussen links und in der Ecke unten links; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
Vor 1892 Restaurierung: Einsetzen von Ergänzungen (Eduard von Rodt, 1892, beschreibt die Scheibe mit den heutigen Ergänzungen).

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Inschrift der vorliegenden Scheibe wurde falsch ergänzt. Es handelt sich beim Stifter der Scheibe um Johann Leonhard Engel (nicht Bernhard), der ab 1679 Deutschseckelmeister war. Analog gestaltet ist seine ebenfalls von Güder geschaffene Scheibe von 1681 in der Kirche Steffisburg.

Der ursprüngliche Standort der vorliegenden Scheibe wurde in der Literatur mit der Kirche Hasle gleichgesetzt (von Rodt 1892; Thormann 1909). Diese sei 1843 mit anderen Scheiben aus Hasle dem Bernischen Historischen Museum übergeben worden. In der Kirche Hasle gibt es aber eine (wie die meisten dortigen Scheiben nach anderem Muster als die vorliegende komponierte) Vennerscheibe Johann Leonhard Engels aus dem Jahr 1678. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Engel 1678 eine Scheibe als Venner und 1680 erneut eine Scheibe als Seckelmeister gestiftet hätte. Ausserdem befindet sich die Scheibe des Seckelmeisters von 1678 (Samuel Fischer) noch heute in der Kirche. Es handelt sich also bei dieser Herkunftsangabe wahrscheinlich um eine Fehlinformation aufgrund einer Verwechslung.

Johann Leonhard Engel (22.2.1621–2.8.1682), Sohn des Kupferschmieds Hieronymus, war Notar von Beruf und 1648 Registrator im Archiv-Gewölbe. 1651 gelangte er in den Grossen Rat zu Bern und wurde dort 1652 Gerichtsschreiber. 1653 nahm er an den Bauernverhandlungen und 1656 als Feld-, Kriegs- und Ratsschreiber am 1. Villmergerkrieg teil. 1656–1662 amtete er als Hofmeister zu Königsfelden sowie 1663–1666 und 1669 als Sechzehner zu Schmieden. 1669 wurde er Heimlicher von Burgern und Kleinrat sowie 1676 Venner zu Schmieden. 1679–1682 hatte er das Amt des Deutschseckelmeisters inne. Engel war zweimal verheiratet, in erster Ehe seit 1641 mit Franziska Wächinger, der Tochter des Landvogts Konrad Wächinger, und in zweiter seit 1661 mit Euphrosine Fischer, Tochter des Burkhard (HLS 4/2005, S. 208; HBLS 3/1926, S. 37).
Einen Riss zu einer Allianzwappenscheibe Engels und dessen zwei Frauen fertigte 1662 Hans Ulrich II. Fisch. Dieser befindet sich in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums (Inv. 20036.666; Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 76). Wappenscheiben Engels haben sich in den Kirchen von Hasle bei Burgdorf (1678), Erlach (1678), Nidau (1680) und Steffisburg (1681) erhalten. Verschollen sind seine vormals in den Kirchen von Wohlen (1678) und Kirchdorf (1679) vorhandenen Glasgemälde (Thormann/von Mülinen 1896, S. 72, 95). Zudem bewahrt das Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg i. Ü. eine Wappenscheibe Engels von 1676 (Bergmann 2014, Bd. 2, Kat.-Nr. 160). Drei weitere Wappenscheiben von ihm aus den Jahren 1678, 1679 und 1680 sind im Besitz des Bernischen Historischen Museums (BHM Bern, Inv. 397, 63460, 1907). Verschollen ist ein Glasgemälde Engels aus dem Jahre 1681 (ehemals im Basler Kunsthandel; BHM Bern, Foto 4131). Vielleicht ist dasselbe mit der Wappenstiftung identisch, die Engel als Seckelmeister um 1681 in die Kirche oder Landvogtei von Gottstatt (Orpund) machte (Heinz Matile, in: Kartei Künstler, BHM Bern). Der Staatsmann Engel war demnach ein freudiger Spender von Wappenscheiben, die meist nur in wenigen Details voneinander abweichen und mehrheitlich in der Berner Werkstatt Güders in Auftrag gegeben wurden.

Datierung
1680
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1894 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1894 Kunstmuseum Bern

Inventarnummer
BHM 1907

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 402.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 127 (aus der Kirche von Hasle bei Burgdorf).

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 238.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 10 (aus Kirche Hasle, von 1678).

Emil Würgler, Kunst, Handwerk und Volkskunst, in: Heimatbuch des Amtes Burgdorf, Burgdorf 1930, Bd. 1, S. 491.

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern etc. 2014, Bd. 2, S. 657, Farbabb. 160.3.

Vgl.

Franz Thormann/W.F. von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. (1896).

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97.

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, 2 Bde., Bern etc. 2014.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

BHM Bern, 11082; SNM Zürich, Neg. 9236 (Hans Jakob Güder; aus der Kirche Hasle)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_1907
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1894 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_878
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema