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BE_895: Willkommscheibe Peter Lehmann, Barbara Wäber (Weber) und Ulrich Dietrich, Susanna Scherz
(BE_Bern_BHM_2479)

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Titel

Willkommscheibe Peter Lehmann, Barbara Wäber (Weber) und Ulrich Dietrich, Susanna Scherz

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1606
Masse
32.5 x 43 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Die Willkommscheibe zeigt die beiden gegengleich komponierten Stifterpaare vor einem weissen, aus brauner Lasur radierten Blattdamast. Die beiden langbärtigen, in blaue Beinkleider, ein weisses Hemd und ein schwarzes Wams gehüllten und mit einem Federhut bedeckten Männer haben ihre Büchse geschultert und halten in der Hand die Gewehrgabel. Ihre in einen langen grün-roten Rock und eine damaszierte Schürze gekleideten Frauen präsentieren ihnen den Willkommenstrunk in einem Pokal. Zu Füssen der beiden Stifter sind am Podium mit der Stifterinschrift deren Wappen platziert. Hinter den Figuren erhebt sich eine Rahmenarchitektur mit einer violetten, kopfgeschmückten Mittelstütze und einem roten Gebälk. Im Oberbild sind zwei Bauern beim Pflügen mit einem Ochsen- bzw. Pferdegespann dargestellt.

Iconclass Code
11(+5) · christliche Religion (+ Stifter, Bittsteller, mit oder ohne Schutzheilige(n))
41C322 · Krug, Becher, Pokal
42D3 · Ehe, verheiratetes Paar, Ehestand; Matrimonium
45C16(RIFLE) · Schußwaffen: Gewehr
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
46A14 · Bauern
46C13141 · Pferd
47I123 · pflügen
47I21111 · Ochse
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Peter Lehmann, Ulrich Dietrich

Inschrift

Petter Leman vnd Barbl Wäber. Vlrich Dietherich vnd Susana Schertz / 16 06.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Sehr gut. Ein Sprung und ein Sprungblei; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das vorliegende Glasgemälde ist noch heute in einen vermutlich originalen Fensterflügel mit Butzenscheiben integriert. Mit drei weiteren Fenstern und Wappen stammt es aus einem Wohnstock in Herzwil (Herzwyl) bei Köniz, aus dem es 1896 ins Bernische Historische Museum überführt wurde (Jahresbericht BHM Bern 1896).
Alle vier Scheibe aus Herzwil (BHM Bern, Inv. 2479–2482) sind "Prachtstücke" von Bauernscheiben (Jahresbericht BHM Bern 1907). Es sind Geschenke von vermögenden Bauern aus Herzwil, die diese dem unbekannten Erbauer des Wohnstockes stifteten. Noch heute ist Herzwil das Musterbeispiel eines Bauerndorfes im Bernischen Mittelland mit sieben gediegenen Höfen. Der Wohnstock gehörte zu einem Bauernhaus, das um 1772 für den damaligen Besitzer Niklaus Spycher neu errichtet wurde. Der einstige Wohnstock war einer der ältesten Bauten des Weilers. 1917 wurde der Stock, der die Jahreszahl 1603 an einem Dachbalken trug, durch einen Neubau ersetzt. Fotos aus der "Herzwiler Bilderserie" von Albert Stumpf (1867–1951) in der Burgerbibliothek Bern zeigen den Bau jedoch noch vor seinem Abbruch (Zemp 1945, Taf. XXVI und XXXI). Die Fenster waren dort im oberen Geschoss eingebaut. Über die beiden Stifterpaare Peter Lehmann und Barbara Wäber sowie Ulrich Dietrich und Susanna Scherz weiss man nicht viel. Die Geschlechter Lehmann und Scherz sind mit den Spycher in den Kirchenbüchern von Köniz (1553–1570) als Hofbesitzer in Herzwil belegt. Peter war wahrscheinlich der im August 1564 geborene Sohn des Grundbesitzers Balthasar Lehmann (Zemp 1945, S. 129).
Nach Rudolf Wegeli stammen die Scheiben aus Herzwil vom gleichen unbekannten Glasmaler wie die Scheibe der Brüder Niklaus, Bendicht und Peter Schürer von 1600 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 401; Wegeli 1922, S. 94) und wie die ebendort befindliche grosse Doppelscheibe, die 1611 Stefan Brötti und Augustin Kunz mit ihren Frauen stifteten (BHM Bern, Inv. 14417). Während die letztgenannte Stiftung im ganzen Aufbau der vorliegenden Scheibe aus Herzwil sehr nahekommt, aber in der Ausführung doch stark abweicht, ist die Scheibe der Gebrüder Schürer technisch und stilistisch sicher nicht vergleichbar. Ebenso unterscheidet sich die in der Komposition gut vergleichbare Doppelstiftung Peter Remunds und Benedikt Zedos und ihrer Ehefrauen aus der Zeit um 1600 im Schweizerischen Nationalmuseum von Zürich letztendlich im stilistischen Detail (SNM, Inv. LM 2205; Schneider 1971, Bd. 2, Nr. 441). Sicher sind auch innerhalb der vier nach Herzwil gestifteten Bauerscheiben zwei bis drei Glasmalerhände zu unterscheiden. Unter diesen Werken besitzt die Scheibe Peter Lehmanns und Ulrich Dietrichs mit der Willkommscheibe Hans Lehmanns und Uli Zedos die grössten stilistischen Gemeinsamkeiten.

Ein mit der vorliegenden Scheibe übereinstimmender Bleiriss hat sich in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums erhalten (Hasler 1996/97, Bd. 2, Kat.-Nr. 396). Nach den darauf notierten Maleranweisungen sollten auf der entsprechenden Scheibe jedoch andere Oberbildszenen zu sehen sein, nämlich eine Feldscherer-Werkstatt und eine Hammerschmiede. Es ist daher anzunehmen, dass der Bleiriss für die Ausführung weiterer Scheiben diente.

Datierung
1606
Ursprünglicher Standort
Bauernhaus, Herzwil · Wohnstock
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1896 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1895 Wohnstock von Herrn Balsiger, Herzwil

Inventarnummer
BHM 2479

Bibliografie und Quellen

Literatur

Hermann Kasser, Vier Berner Bauernscheiben, in "Der Bund" Jg. 47, Nr. 120, 29./30. April 1896.

Carl Brun, Kleinere Nachrichten, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde 8/1896, S. 69.

Hermann Kasser, Vier Berner Bauernscheiben, in: Der Bund, 29./30. April 1896, Nr. 120.

Jahres-Bericht des Historischen Museums in Bern pro 1896, Bern 1897, S. 23, 44.

Hermann Kasser, Katalog des Historischen Museums in Bern (4. Aufl.), Bern 1897, S. 156.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 65f., 246 (Anm. 266).

Hermann Kasser, Das Bernbiet ehemals und heute, II. Mittelland, 1. Zwischen Aare und Stockhornkette, Bern 1906, S. 20f.

Jahresbericht des Historischen Museums in Bern 1907, Bern 1908, S. 10.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 11.

E. Badertscher, Beiträge zur Darstellung des Bauernhauses im Kanton Bern, Dissertation ETH Zürich 1935, S. 147, Taf. XXVII.

"Einer Eidgenossenschaft zu Lob". Entwürfe zu Schweizer Glasgemälden des 16. und 17. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog BHM Bern, Bern 1996, Nr. 165a.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97, Bd. 2, Nr. 396, Abb. 396.1.

Vgl.

Rudolf Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. II, 1922.

Jenny Schneider, Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich, 2 Bde., Zürich o.J. [1971].

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9574 (Hans Jakob Dünz)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_2479
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1896 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_895
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016