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BE_899: Wappenscheibe Johann Jakob Bucher
(BE_Bern_BHM_396)

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Titel

Wappenscheibe Johann Jakob Bucher

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Güder, Hans Jakob · zugeschr.
Datierung
1671
Masse
35 x 24.5 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Das über die Rollwerktafel mit der Stifterinschrift gesetzte Vollwappen Johann Jakob Buchers steht vor blauem wolkigem Grund inmitten eines reichen, stark nach hinten fluchtenden dreiteiligen Gehäuses in den Farben Blau, Gelb, Braunrot und Violett. Darunter befindet sich die dem Podium vorgestellte Inschriftenkartusche.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Heraldik

Wappen Johann Jakob Bucher

Inschrift

Hr. Johan Jacob Bucher / diser Zeit Seckelmeister Teütschen / Landts Vnd deβ Rahts der / Statt Bern. 1671.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauen, grünen und violetten Schmelzfarben. Das grüne Email ist sehr dick aufgetragen.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Johann Jakob Bucher (10.8.1610–Okt./Nov. 1672) war ein Sohn des Kleinrats Jakob, der das Bucher'sche Regimentsbuch verfasst hatte. Johann Jakob Bucher war ab 1631 mit Maria von Werd und ab 1637 mit Anna Tillier verheiratet. Nach seinen Studien der Philosophie 1629–1632 in Heidelberg, Amsterdam, Groningen, Leiden und Paris wurde er 1638 Grossrat in Bern. 1641 war er Gerichtsschreiber, 1644 Landvogt von Saanen, 1651 Sechzehner zu Schmieden und Kleinrat, 1656–1660 und 1664–1666 Venner zu Schmieden und 1666 Deutschseckelmeister. Bucher diente seiner Stadt 1655 auch als Gesandter nach Turin und 1663 nach Paris (HBLS 2/1924, S. 388; HLS 2/2003, S. 786).
Von Bucher gibt es Wappenscheiben in den Kirchen von Habkern (1666) und Ringgenberg (1671). Verschollen sind Buchers Glasgemälde von 1666, das bis 1881 in der Sammlung Friedrich Bürkis in Bern war (Kat. Slg. Bürki 1881, Nr. 7) und dasjenige, das dieser bzw. Bern 1670 ins Pfrundhaus von Grosshöchstetten stiftete (Keller-Ris 1915, S. 169). Die vormals in der Sammlung Bürki nachweisbare Scheibe ist möglicherweise mit der 1666 datierten Allianzwappenscheibe Johann Jakob Buchers und Anna Tilliers identisch, die sich in der Claire Mendel Collection in Miami Beach befindet (Caviness u. a. 1987, S. 45).

Die vorliegende Scheibe Buchers im Bernischen Historischen Museum gibt sich als Arbeit Hans Jakob Güders zu erkennen. Stilistisch verwandte Vergleichsbeispiele bieten zum Beispiel die von diesem 1675 für die Kirche Leissigen und 1680 für diejenige von Nidau geschaffenen Glasgemälde. Zur Scheibe des Seckelmeisters Bucher gibt es in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums einen von Güder stammenden Entwurf (Inv. 20036.628). Auf dessen Rückseite findet sich ein Teilentwurf mit der Darstellung der Helmzier zu einer Scheibe Rohr (Hasler 1996/97, Bd. 2, Abb. 461.2). Die betreffende Helmzier entspricht derjenigen auf der Scheibe des Landvogts von Interlaken Gerhard Rohr von 1671 in der Kirche Leissigen. Dieses Glasgemälde ist analog komponiert wie die vorliegende Scheibe. Die zwei betreffenden Werke müssen somit für den gleichen Ort geschaffen worden sein. Da Rohrs Scheibe jedoch kaum für die erst 1675 erneuerte und damals mit einem Glasgemäldezyklus ausgestattete Kirche von Leissigen bestimmt war (s. d.), ist der ursprüngliche Standort unsicher. Die beiden Scheiben müssen mit anderen Worten nicht in eine 1675, sondern bereits um 1671 erneuerte Kirche der Landvogtei Interlaken gestiftet worden sein, und zwar vermutlich zusammen mit verschollenen Vennerscheiben und einer Berner Standesscheibe. Zu denken wäre beispielsweise an die 1670/71 erbaute Kirche von Ringgenberg, wohin damals Güder unter anderem Scheiben mit den Wappen von Landvogt Rohr und Seckelmeister Bucher zu liefern hatte. Weil die Kirche Ringgenberg zwei – allerdings nicht von Güder stammende – Scheiben mit diesen Wappen besitzt, muss letztlich aber offen bleiben, ob sie tatsächlich ihr ursprünglicher Standort war.

Datierung
1671
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1882 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1881 Sammlung Friedrich Bürki Bern.

Inventarnummer
BHM 396

Bibliografie und Quellen

Literatur

Catalog der Sammlungen des verstorb. Hrn. Alt-Grossrath Fr. Bürki. Auktion in der Kunsthalle Basel, 13. Juni 1881 und folgende Tage, Nr. 8.

Katalog der Sammlungen des historischen Museums in Bern, Bern 1882, S. 54.

Johann Rudolf Rahn, Erinnerungen an die Bürki'sche Sammlung, in: Kunst- und Wanderstudien aus der Schweiz, Wien 1883, S. 337.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1884 (2. Aufl.), S. 54.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 48.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 10.

"Einer Eidgenossenschaft zu Lob". Entwürfe zu Schweizer Glasgemälden des 16. und 17. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog Bernisches Historisches Museum, Bern 1996, Nr. 166a.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97, Bd. 2, Kat.-Nr. 461, Abb. 461.1.

Rolf Hasler, "Hie Obenn sol Eynner mitt Eynnem Albhornn hornn". Die Scheibenrisse der Sammlung Wyss: ein verkannter Schatz in neuem Licht, in: Kunst+Architektur in der Schweiz 50/1999, Heft 4, S. 40f., Abb. 2.

Vgl.

J. Keller-Ris, Die Fenster- und Wappenschenkungen des Staates Bern von 1540 bis 1797, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 17/1915.

Madeline H. Caviness u. a., Stained glass before 1700 in American collections. Mid-atlantic and southeastern seabord states (CVMA USA, Checklist II), Washington 1987.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9232 (Hans Jakob Güder, Bern)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_396
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1882 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_899
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016