Forschung
Junker Gerhard (David) von Diesbach (1620–1680) war ein Sohn des Jost, Herrn zu Liebistorf, Champvent und Lamotte, aus dessen erster Ehe mit Amalia von Diesbach. 1643 erhielt er durch das Testament seines Vetters Christoph die Herrschaft Diessbach, die er jedoch nicht behielt. Nach Abtretung seines Vaters übernahm er 1646 die Herrschaft Liebistorf und nach dem Tod desselben 1671 diejenige von Champvent. 1651 wurde Gerhard Grossrat in Bern, 1664 Oberst und 1669 Landvogt zu Morges. Gerhard von Diesbach war zweimal verheiratet. Um 1645 ehelichte er Jacqueline Peronne de Mestral d'Aruffens, Tochter des Franz Kaspar de Mestral und der Anna de Gingins, sowie am 20. April 1666 Magdalena Marcuard von Murten. Aus seinen zwei Ehen hinterliess er drei Söhne und drei Töchter. Nach seinem Tod am 10. Juni 1680 wurde er in Murten beigesetzt. (Jahresbericht BHM Bern 1913, S. 33f.; Kessel 2016). Seine Devise "Trau, schau, wem" bedeutet Achtsamkeit vor dem Unbekannten. Sie beruht auf der Fabel Aesops vom Löwen und der Ziege, worin diese vom Löwen aufgefordert wird, das schöne Gras neben ihm zu fressen, dessen List aber durchschaut.
Die Scheibe, die Gerhard von Diesbach als Grossrat und Herr von Liebistorf an einen unbekannten Ort stiftete, ist durch Signatur als Werk des Berner Glasmalers Matthias Zwirn ausgewiesen. Als kompositorisches Vorbild diente dem Glasmaler wohl der Scheibenriss des Zürchers Christoph Murer für eine Wappenscheibe der Thurgauer Familie Wehrli von Greifenstein bzw. eine Nachzeichnung desselben. Mehrere solcher Zeichnungen haben sich erhalten, doch zeigt allein der Scheibenriss in Berner Kunstmuseum von 1602 auch das Monogramm Murers und dürfte damit den grundlegenden Entwurf darstellen (Inv. A 933; Vignau-Wilberg 1982, S. 34, Anm. 339; Hasler 1996/97, Bd. 2, Abb. 596.1; Bergmann 2014, Kat.-Nr. 285). Matthias Zwirn setzte hier den Riss Christoph Murers – anders als bei der ihm zugeschriebenen Wappenscheibe Jakob Körbers im Museum Murten (Bergmann 2014, Bd. 2, S. 802, Farbabb. 285.3.) – jedoch frei um, vereinfachte die bei Murer in die Tiefe fluchtende Architektur und wählte für die Oberbilder andere Motive sowie für die allegorischen Figuren andere Vorbilder, die ebenfalls dem Murer-Kreis entstammen (vgl. dazu auch Hasler 1996/97, Bd. 2, Kat.-Nr. 593).
Datierung
1656
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1913 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1913 Robert von Diesbach
Inventarnummer
BHM 7365