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BE_921: Wappenscheibe Gerhard von Diesbach
(BE_Bern_BHM_7365)

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Titel

Wappenscheibe Gerhard von Diesbach

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Zwirn, Matthias · signiert
Datierung
1656
Masse
33 x 21.3 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor farblosem Grund ist das Vollwappen des Gerhard von Diesbach auf die von zwei Putten flankierte Inschriftenkartusche gesetzt. Die dreiachsige, hauptsächlich in roter Farbe gehaltene Rahmenarchitektur besitzt eine zentrale, bogenbekrönte Öffnung. Vor den schmalen Seitenöffnungen stehen auf hohen Podesten zwei allegorische Frauengestalten, links die Gerechtigkeit mit Schwert und Waage sowie rechts die Klugheit mit dem Spiegel in der Hand. Das eine Hasen- und Vogeljagd schildernde Oberbild wird durch den Bogenaufsatz mit dem Inschriftenmedaillon in der Mitte durchschnitten.

Iconclass Code
11M41 · Klugheit, Prudentia (Ripa: Prudenza), als eine der vier Kardinaltugenden
11M44 · Gerechtigkeit, Justitia (Ripa: Giustitia divina), als eine der vier Kardinaltugenden
43C11 · Jagen; die Jagd
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
5(+1) · abstrakte Ideen und Konzeptionen (+ Personifikation)
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Gerhard von Diesbach

Inschrift

Juncker Gerhard von Dieβbach / Burger vnd des Groβen Rahts / der Statt Bern. Herr zů Lÿb= / istorff Anno 1656 MZ.
Trauw / Schauw / Wem.

Signatur

MZ (unten rechts in der Inschrift)

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Drei Gläser in der Ecke unten links neu ergänzt; ein kleines altes Flickstück rechts über der unteren Inschriftenkartusche; geklebte Sprünge; Sprungbleie; die Verbleiung erneuert; der Helm vorderseitig doubliert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Junker Gerhard (David) von Diesbach (1620–1680) war ein Sohn des Jost, Herrn zu Liebistorf, Champvent und Lamotte, aus dessen erster Ehe mit Amalia von Diesbach. 1643 erhielt er durch das Testament seines Vetters Christoph die Herrschaft Diessbach, die er jedoch nicht behielt. Nach Abtretung seines Vaters übernahm er 1646 die Herrschaft Liebistorf und nach dem Tod desselben 1671 diejenige von Champvent. 1651 wurde Gerhard Grossrat in Bern, 1664 Oberst und 1669 Landvogt zu Morges. Gerhard von Diesbach war zweimal verheiratet. Um 1645 ehelichte er Jacqueline Peronne de Mestral d'Aruffens, Tochter des Franz Kaspar de Mestral und der Anna de Gingins, sowie am 20. April 1666 Magdalena Marcuard von Murten. Aus seinen zwei Ehen hinterliess er drei Söhne und drei Töchter. Nach seinem Tod am 10. Juni 1680 wurde er in Murten beigesetzt. (Jahresbericht BHM Bern 1913, S. 33f.; Kessel 2016). Seine Devise "Trau, schau, wem" bedeutet Achtsamkeit vor dem Unbekannten. Sie beruht auf der Fabel Aesops vom Löwen und der Ziege, worin diese vom Löwen aufgefordert wird, das schöne Gras neben ihm zu fressen, dessen List aber durchschaut.
Die Scheibe, die Gerhard von Diesbach als Grossrat und Herr von Liebistorf an einen unbekannten Ort stiftete, ist durch Signatur als Werk des Berner Glasmalers Matthias Zwirn ausgewiesen. Als kompositorisches Vorbild diente dem Glasmaler wohl der Scheibenriss des Zürchers Christoph Murer für eine Wappenscheibe der Thurgauer Familie Wehrli von Greifenstein bzw. eine Nachzeichnung desselben. Mehrere solcher Zeichnungen haben sich erhalten, doch zeigt allein der Scheibenriss in Berner Kunstmuseum von 1602 auch das Monogramm Murers und dürfte damit den grundlegenden Entwurf darstellen (Inv. A 933; Vignau-Wilberg 1982, S. 34, Anm. 339; Hasler 1996/97, Bd. 2, Abb. 596.1; Bergmann 2014, Kat.-Nr. 285). Matthias Zwirn setzte hier den Riss Christoph Murers – anders als bei der ihm zugeschriebenen Wappenscheibe Jakob Körbers im Museum Murten (Bergmann 2014, Bd. 2, S. 802, Farbabb. 285.3.) – jedoch frei um, vereinfachte die bei Murer in die Tiefe fluchtende Architektur und wählte für die Oberbilder andere Motive sowie für die allegorischen Figuren andere Vorbilder, die ebenfalls dem Murer-Kreis entstammen (vgl. dazu auch Hasler 1996/97, Bd. 2, Kat.-Nr. 593).

Datierung
1656
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1913 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1913 Robert von Diesbach

Inventarnummer
BHM 7365

Bibliografie und Quellen

Literatur

Jahresbericht des Historischen Museums in Bern 1913, Bern 1914, S. 33f., 47.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97, Bd. 2, S. 207, 211, Abb. 593.1.

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern etc. 2014, Bd. 2, S. 802, Farbabb. 285.3.

Vgl.

Thea Vignau-Wilberg, Christoph Murer und die "XL. Emblemata Miscella Nova", Bern 1982.

P. Kessel, Berner Geschlechter, 2016 URL: [http://www.bernergeschlechter.ch/humo-gen/family.php?database=humo_&id=F20857&main_person=I60271; 29.3.2016].

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 13292 (Matthias Zwirn)

Vorlage

Scheibenriss Christoph Murers für die Familie Wehrli von Greifenberg 1602, Kunstmuseum Bern, Inv. A 933.

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_7365
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1913 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_921
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema