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BE_1073: Wappenscheibe Burkhart von Erlach
(BE_Spiez_Schlossmuseum_Erlach_B)

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Titel

Wappenscheibe Burkhart von Erlach

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Weber, Jakob II. · signiert
Datierung
1676
Masse
62.5 x 40.5 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Zwei an ihren unteren Enden mit einer blauen Schleife zusammengebundene Palmblätter rahmen das vor gelben Grund gesetzte und von einer Freiherrenkrone bekrönte Wappen des Burkhart von Erlach. Darüber zieht sich im geschweiften Oberbild ein Frucht- und Blütenkranz hin. Am Fuss steht die Burkhart von Erlach gewidmete Inschrift.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Heraldik

Wappen Burkhart von Erlach

Inschrift

Bůrckhart v. Erlach des geheimbten / KriegsRahts der Statt Bern Grichtsher / der Herrschafft Kÿse[n] vnd nuhnmahlen der / Ellest seines geschlecht[s] Anno 1676 J. Web[er] / W.

Signatur

J. Weber / W.

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die zwei Gläser mit dem linken Palmblatt und das darunter angrenzende Stück der Schriftrolle neu ergänzt; ein Glasausbruch links neben dem Wappen; einige Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.
Restaurierungen
19. Jahrhundert: Einsetzen von Ergänzungen.
1949/50 Louis Halter, Bern: Neuverbleiung.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb in blassem und sattem Ton, Eisenrot sowie blauer und grüner Schmelzfarbe; die Hintergrundbemalung aus rückseitig aufgetragenem blassem Silbergelb; die Schriftrolle entlang ihrer Ränder mit Schwarzlot leicht laviert; im Oberbild blasse Schwarzlotlavierung.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die in der Schlosskirche Spiez ursprünglich im Seitenschifffenster Nord IV eingefügte Scheibe zeigt das Wappen des Burkhart von Erlach (1600–1686), des Sohnes von Anton (1557–1617) und der Agathe von Diesbach. Er war Herr zu Kiesen und heiratete 1639 Anna Elisabeth Effinger von Wildegg. Als Familienhistoriker führte er den von seinen Vorfahren begonnen Von-Erlach-Stammbaum weiter (von Erlach 1989, S. 286–302, mit Abb. seines Bildnisses in der Burgerbibl. Bern).

Hans Lehmann bezieht das auf fünf der 1676 in die Kirche gestifteten Scheiben vorhandene Monogramm "I.W." auf den Berner Maler Jakob Wäber (1627–1698). Lehmanns Vermutung, wonach dieser auch Glasmaler war, ist jedoch unhaltbar. Beim betreffenden Monogramm handelt es sich vielmehr um dasjenige des Winterthurer Glasmalers Jakob II. Weber (1637–1685). Dies belegt die Wappenscheibe des Burkhart von Erlach (1600–1686), worauf Weber seine volle Signatur mit dem Zusatz "W" (= Winterthur) hinsetzte. Webers sechs Arbeiten in Spiez heben sich im Aufbau von den übrigen Glasmalereien ab, die man von ihm kennt (Boesch 1955, S. 77–96, Abb. 23–27). Diese sind nämlich vollkommen analog komponiert wie die Glasgemälde, wie sie Hans Jakob Güder damals nicht nur für Spiez, sondern zuvor und danach auch für andere Orte schuf (Hasler 2003, Abb. 4). Weber wird sie demnach nach Vorlagen Güders ausgeführt haben. Das tat er selbstverständlich nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Wunsch seines Spiezer Auftraggebers, der sich offensichtlich eine einheitlich durchgestaltete Von-Erlach-Wappenfolge erwünschte. Um darin seine sechs Werke kenntlich zu machen, sah sich Weber veranlasst, sie mit seinen Initialen beziehungsweise seinem Namen zu versehen. Die von ihm nach Spiez gelieferten Scheiben zeigen die Wappen von Anton von Erlach (1557–1617), Burkhart von Erlach (1566–1640), Burkhart von Erlach (1600–1686), Hartmann von Erlach (1597–1633) sowie Johann Ludwig von Erlach (1595–1650). Von diesen fünf Familienmitgliedern war 1676 nur noch der sich auf seiner Scheibe voller Stolz als "der Ältest seines Geschlechts" bezeichnende Herr zu Kiesen Burkhart von Erlach († 1686) am Leben. Von ihm weiss man, dass er in der Nachfolge seines Urgrossvaters Diebold von Erlach das Geschlechtsbuch und Familienregister der von Erlach fortführte. Zu den meisten der genannten, 1676 bereits verstorbenen Familienangehörigen hatte er enge Beziehungen, war er doch der Sohn Antons (1557–1617), der Bruder Hartmanns (1597–1633) sowie ein Vetter Johann Ludwigs (1595–1650). Burkhart war es auch, der von Johann Ludwig nach dessen Tod die Herrschaft Kasteln im Mannlehen übernahm und in der 1650 für diesen errichteten Grab- und Memorialkapelle in der Kirche von Schinznach Dorf (Kanton Aargau) zu dessen Ehren zwei Gedenkscheiben anbringen liess (Hasler 2002, S. 250–252, Farbabb. S. 82; Hasler 2003, S. 14–18). Im Bildaufbau und Format entsprechen dieselben exakt der Doppelscheibe Johann Ludwigs in Spiez. Damit geben auch sie sich als Arbeiten Webers zu erkennen. Es wird demnach Burkhart von Erlach gewesen sein, der 1676 einerseits die sechs Scheiben für Spiez und andererseits die Doppelscheibe mit dem Wappen von Johann Ludwig von Erlach für Schinznach bei Weber in Auftrag gab und ihm vermutlich Entwürfe Güders als Vorlagen dazu vermittelte. In ihm darf man also wohl die Person vermuten, welcher Sigmund von Erlach, der damalige Schlossherr von Spiez, die Projektierung und Realisierung seiner für die dortige Kirche bestimmten, in Glas gebrannten Ahnengalerie anvertraute (vgl. dazu die Doppelscheibe Sigmund von Erlachs).

Datierung
1676
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Stiftung Schloss Spiez

Inventarnummer
Inv. 0426

Bibliografie und Quellen

Literatur

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 49, 86–88.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 42, 249.

Hans Lehmann, Die zerstörten Glasgemälde in der Kirche von Hindelbank und ihre Beziehungen zur Familie von Erlach, in: Berner Kunstdenkmäler, Bd. 4, o. J. [1913], S. 40 (Jakob Wäber).

Rolf Hasler, Glasmalerei im Kanton Aargau. Kirchen und Rathäuser, Aarau 2002, S. 251f. (Jakob Weber II.).

Rolf Hasler, Der Wappenscheibenzyklus der Familie von Erlach aus der Schlosskirche Spiez, in: Schweizer Archiv für Heraldik 117/2003, Heft I, S. 29, Abb. (Jakob II. Weber).

Jürg Schweizer/Annelies Hüssy, Schloss und Schlosskirche Spiez (Schweizerische Kunstführer), Bern 2015, S. 48.

Vgl.

Paul Boesch, Die alten Glasmaler von Winterthur und ihr Werk, 286. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur 1955.

Hans Ulrich von Erlach, 800 Jahre Berner von Erlach. Die Geschichte einer Familie, Bern 1989.

Rolf Hasler, Glasmalerei im Kanton Aargau. Kirchen und Rathäuser, Aarau 2002.

Weiteres Bildmaterial

BHM Bern, 32621, (Louis Halter); Denkmalpflege Kt. Bern, Foto Louis Halter; SNM Zürich, Neg. 9854 (Jakob Wäber)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Spiez_Schlossmuseum_Erlach_B
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2002
Copyright
© Stiftung Schloss Spiez
Eigentümer*in

Stiftung Schloss Spiez

Inventar

Referenznummer
BE_1073
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Stefan Trümpler 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema