Die in der Schlosskirche Spiez ursprünglich im Seitenschifffenster Nord IIIa/b eingefügte Doppelscheibe ehrt den bedeutenden Feldherrn Johann Ludwig von Erlach (1595–1650). Er verbrachte seine Jugendzeit als Page am Fürstlich Anhaltischen Hof. Danach war er zwischen 1618 und 1625 in anhaltischen, braunschweigischen und schwedischen Diensten als Offizier im Dreissigjährigen Krieg aktiv. Nach Bern zurückgekehrt, wurde er hier 1627 zu Burgern angenommen und heiratete Margaretha von Erlach (1611–1655), seine Nichte. Als Enkelin der Jakobea von Erlach, einer geborenen von Mülinen, brachte ihm diese die Herrschaft Kasteln in die Ehe ein, wo er ab 1642 das Schloss neu erbauen liess. Seit 1629 Berner Kleinrat, wurde Johann Ludwig von Erlach Kommandant des bernischen Grenzschutzes sowie Oberst und Gereralleutnant des Schultheissen Franz Ludwig von Erlach. 1638 trat er als Generalmajor in den Dienst des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar, um schliesslich Gouverneur von Breisach und Obergeneral in Frankreich und Staatsrat von König Ludwig XIII. zu werden. Von Breisach aus hatte Johann Ludwig von Erlach bedeutenden Einfluss auf die Feldzüge am Rhein und in Süddeutschland. 1646 vermittelte er die Mission des eidgenössischen Gesandten Rudolf von Wettstein nach Münster und Osnabrück (von Erlach 1989, S. 244–286; HLS 4/2005, S. 256).
Von Johann Ludwig von Erlach gibt es eine Wappenscheibe von 1634 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 57021) sowie eine undatierte in der Kirche Wichtrach (Oberwichtrach). Je zwei 1676 entstandene Doppelscheiben zu dessen Gedenken befinden sich in der Kirche von Schinznach Dorf (Hasler 2002, S. 250–252, Farbabb. S. 82) und im Schlossmuseum Spiez (Inv. 0424.1/2).
Hans Lehmann bezieht das auf fünf der 1676 in die Kirche gestifteten Scheiben vorhandene Monogramm "I.W." auf den Berner Maler Jakob Wäber (1627–1698). Lehmanns Vermutung, wonach dieser auch Glasmaler war, ist jedoch unhaltbar. Beim betreffenden Monogramm handelt es sich vielmehr um dasjenige des Winterthurer Glasmalers Jakob II. Weber (1637–1685). Dies belegt die Wappenscheibe des Burkhart von Erlach (1600–1686), worauf Weber seine volle Signatur mit dem Zusatz "W" (= Winterthur) hinsetzte. Webers sechs Arbeiten in Spiez heben sich im Aufbau von den übrigen Glasmalereien ab, die man von ihm kennt (Boesch 1955, S. 77–96, Abb. 23–27). Diese sind nämlich vollkommen analog komponiert wie die Glasgemälde, wie sie Hans Jakob Güder damals nicht nur für Spiez, sondern zuvor und danach auch für andere Orte schuf (Hasler 2003, Abb. 4). Weber wird sie demnach nach Vorlagen Güders ausgeführt haben. Das tat er selbstverständlich nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Wunsch seines Spiezer Auftraggebers, der sich offensichtlich eine einheitlich durchgestaltete Von-Erlach-Wappenfolge erwünschte. Um darin seine sechs Werke kenntlich zu machen, sah sich Weber veranlasst, sie mit seinen Initialen beziehungsweise seinem Namen zu versehen. Die von ihm nach Spiez gelieferten Scheiben zeigen die Wappen von Anton von Erlach (1557–1617), Burkhart von Erlach (1566–1640), Burkhart von Erlach (1600–1686), Hartmann von Erlach (1597–1633) sowie Johann Ludwig von Erlach (1595–1650). Von diesen fünf Familienmitgliedern war 1676 nur noch der sich auf seiner Scheibe voller Stolz als "der Ältest seines Geschlechts" bezeichnende Herr zu Kiesen Burkhart von Erlach († 1686) am Leben. Von ihm weiss man, dass er in der Nachfolge seines Urgrossvaters Diebold von Erlach das Geschlechtsbuch und Familienregister der von Erlach fortführte. Zu den meisten der genannten, 1676 bereits verstorbenen Familienangehörigen hatte er enge Beziehungen, war er doch der Sohn Antons (1557–1617), der Bruder Hartmanns (1597–1633) sowie ein Vetter Johann Ludwigs (1595–1650). Burkhart war es auch, der von Johann Ludwig nach dessen Tod die Herrschaft Kasteln im Mannlehen übernahm und in der 1650 für diesen errichteten Grab- und Memorialkapelle in der Kirche von Schinznach Dorf (Kanton Aargau) zu dessen Ehren zwei Gedenkscheiben anbringen liess (Hasler 2002, S. 250–252, Farbabb. S. 82; Hasler 2003, S. 14–18). Im Bildaufbau und Format entsprechen dieselben exakt der Doppelscheibe Johann Ludwigs in Spiez. Damit geben auch sie sich als Arbeiten Webers zu erkennen. Es wird demnach Burkhart von Erlach gewesen sein, der 1676 einerseits die sechs Scheiben für Spiez und andererseits die Doppelscheibe mit dem Wappen von Johann Ludwig von Erlach für Schinznach bei Weber in Auftrag gab und ihm vermutlich Entwürfe Güders als Vorlagen dazu vermittelte. In ihm darf man also wohl die Person vermuten, welcher Sigmund von Erlach, der damalige Schlossherr von Spiez, die Projektierung und Realisierung seiner für die dortige Kirche bestimmten, in Glas gebrannten Ahnengalerie anvertraute (vgl. dazu die Doppelscheibe Sigmund von Erlachs).
Inv. 0424.2