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BE_1147: Runde Wappenscheibe Hans (Johann) von Erlach und Magdalena von Mülinen
(BE_Bern_BHM_23608)

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Titel

Runde Wappenscheibe Hans (Johann) von Erlach und Magdalena von Mülinen

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Funk, Hans · zugeschr.
Datierung
1538
Masse
⌀ 26.5 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor hellblauem Grund sind die Vollwappen von Hans von Erlach und Magdalena von Mülinen dargestellt. Sie werden von einer grünen Blattbordüre umfasst, die oben durch die Schriftrolle mit der Devise des Stifters unterbrochen ist. An deren Anfang steht der Adler als Symbol des Evangelisten Johannes auf dem Evangelienbuch. Er vertritt hier den Namenspatron des Stifters, den dieser nach der Reformation nicht mehr darstellen durfte.

Iconclass Code
11H(JOHN) · Johannes der Evangelist, Apostel; mögliche Attribute: Buch, Kessel, Kelch mit Schlange, Adler, Palme, Schriftrolle
25F33(EAGLE)(+13) · Greifvögel: Adler (+ Tiere als Attribute)
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
49M32 · Buch (geschlossen)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Hans von Erlach, Magdalena von Mülinen

Inschrift

EN LVY EST MON ESPOIR 1538.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Oben in der Schriftrolle ein kleines Zwickelstück im "LVY" neu ergänzt; je zwei Sprungbleie und Sprünge; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit beidseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Unter dem Herrschaftsherrn Jost von Diesbach (1503–1565) brannte das Schloss Worb 1535 ab. Nach dem Wiederaufbau empfing dieser für den dortigen Wohnraum Fenster- und Wappenstiftungen.
Von dem um 1538 ins Schloss Worb gestifteten Zyklus haben sich drei heraldische Rundscheiben erhalten. Drei davon befinden sich im Bernischen Historischen Museum. Sie zeigen die Allianzwappen von Hans von Erlach und Magdalena von Mülinen, von Hans Rudolf von Erlach und Dorothea Velga (BE_1453, BHM Inv. 23610) sowie von Hans Jakob von Wattenwyl und Rose de Chauvirey (BE_1148, BHM Inv. 23609). Zum Worber Zyklus gehört möglicherweise auch die undatierte Allianzscheibe des Anton von Erlach und der Loysa von Hertenstein im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich (Inv. LM 1093.3, ∅ 26,9 cm; Schneider 1971, Bd. 1, Kat.-Nr. 221). Diese ist vollkommen analog komponiert wie die Scheibe des Hans Rudolf von Erlach und der Dorothea Velga (BE_1453). Das in Zürich erhaltene Glasgemälde befand sich allerdings bis 1827 in der Sammlung Johann Martin Usteris und von 1827–1894 im Schloss Gröditzberg in Schlesien (Ausst.-Kat. Usteri 1894, Nr. 40). Es wäre also früher als die anderen Worber Scheiben, die sich 1883 noch im Schloss befanden (von Mülinen 1883: “In den Gängen befinden sich alte gemalte Wappenscheiben”), auf den Kunstmarkt gelangt.

Die Rundscheiben aus Worb besitzen die “ausgestanzten Helmdeckenblättchen” als gemeinsames Motiv. Dasselbe kennt man von mehreren anderen, möglicherweise alle von der gleichen (unbekannten) Hand geschaffenen Glasgemälden aus der Zeit von ca. 1534/35 bis gegen 1580 (Scheidegger 1947, S. 44f., 78f.; Kurmann-Schwarz 1998, S. 481f.). Trotz dieser Gemeinsamkeit stammen die Worber Scheiben jedoch kaum von derselben Hand. Wie von Hans Lehmann vorgeschlagen, dürften sie vielmehr Hans Funk zuzuweisen sein (Lehmann 1915). Sie lassen sich mit dessen Stadtscheiben von Bern und Lausanne im Rathaus von Lausanne vergleichen (vgl. Grandjean 1965, Fig. 321, 323; Bergmann 2014, Bd. 2, Abb. 1.5). Auch die mit Funk in Verbindung gebrachten Von-Erlach-Scheiben in der Kirche Jegenstorf verfügen über ähnliche Formen.

Hans (Johann) von Erlach (1474–1539), der Sohn des Rudolf (1448–1507), war seit 1500 mit seiner Stiefschwester Magdalena von Mülinen, der Tochter Hans Friedrichs und der Barbara von Scharnachtal, verheiratet. Er war Herr zu Hindelbank, Jegenstorf, Riggisberg (seit 1520) und Spiez (1522 von seinem Vetter Ludwig vermacht und 1527 damit belehnt). Er wurde 1501 des Grossen Rats zu Bern, 1506 Landvogt von Grandson, 1508 des Kleinen Rats und 1516 Kastvogt des Kartäuserklosters Thorberg. 1519–1539 hatte er alternierend das Berner Schultheissenamt inne. 1528 war er Oberbefehlshaber gegen die aufständischen Oberländer sowie 1529 und 1531 Hauptmann im Kappelerkrieg. Als 1528 die Propstei Rüeggisberg aufgehoben wurde, erhielt er von Bern dort die niedere und teilweise die höhere Gerichtsbarkeit (HLS 4/2005, S. 256; von Erlach 1989, S. 98–110, 124–126). Schultheiss Hans von Erlach stiftete zusammen mit seinem Amtskollegen Wilhelm von Diesbach eine der Tafeln des zwischen 1517 und 1519 von Niklaus Manuel geschaffenen Berner Totentanzes. Die entsprechende Tafel zeigt das seine Wappen und dasjenige seiner Frau (von Erlach 1989, Abb. S. 110, Stamm-Taf. C VII).
Neben seiner Scheibe aus Schloss Worb im Bernischen Historischen Museum besitzt dieses Museum von ihm vier Scheiben von 1515 aus der Kirche Jegenstorf (BE_812, BE_813, BE_814, BE_815; BHM Inv. 355–358). Zerstört ist seine 1519 in die Kirche Hindelbank gestiftete Doppelscheibe, worauf Hans von Erlach mit Johannes dem Evangelisten dargestellt war (vgl. Lehmann 1913). Im Kartäuserkloster Thorberg, wo er Kastvogt war, gab es von ihm offenbar auch eine Scheibe (Haller 1900, S. 130). Er oder sein Sohn Hans (Johann) Rudolf müssen den Auftrag zur Ausführung der später in Hindelbank zerstörten Scheibenfolge für das Bubenberg'sche Sässhaus in Bern erteilt haben (vgl. Lehmann 1913).

Datierung
1538
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1933 Bern, Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

1903–1933 Historisches Museum Basel: 1933 verkauft ans BHM Bern (Foto SNM Zürich)

Inventarnummer
BHM 23608

Bibliografie und Quellen

Literatur

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Viertes Heft. Mittelland. III. Papiermühle–Zuzwyl, Bern 1883, S. 314.

Jahresbericht der Kommission, in: Verein für das Historische Museum (Basel) und für Erhaltung Baslerischer Altertümer. Jahresberichte und Rechnungen. Jahr 1903, Basel 1904, S. 3f.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 17/1915, S. 323–325, Abb. 8 (Werkstatt Hans Funk: Heinrich Ban?).

Rudolf Wegeli. Ein Scheibenzyklus aus dem Schlosse Worb, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. 13, 1933, S. 5, Taf.-Abb. (Hans Funk).

Rudolf Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. 13, 1933, S. 149 (Hans Funk).

Hans Ulrich von Erlach, 800 Jahre Berner von Erlach. Die Geschichte einer Familie, Bern 1989, Abb. S. 115.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998, S. 481f.

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern etc. 2014, Bd. 1, S. 213 (gegen Zuschreibung an Heinrich Ban).

Susan Marti (Hrsg.), Söldner, Bilderstürmer, Totentänzer. Mit Niklaus Manuel durch die Zeit der Reformation, Ausstellungskatalog Bernisches Historisches Museum, Bern/Zürich 2016, S. 149, Nr. 14 (Hans Funk zugeschr.).

Vgl.

Ausstellung von Glasgemälden aus dem Nachlasse des Dichters Johann Martin Usteri, Zürich 1894.

Berchtold Haller, Bern in seinen Rathsmanualen 1465–1565, 1. Teil, Bern 1900.

Hans Lehmann, Die zerstörten Glasgemälde in der Kirche Hindelbank und ihre Beziehungen zur Familie von Erlach, in: Berner Kunstdenkmäler, Bd. 4, o. J. [1913].

Alfred Scheidegger, Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580, Bern/Bümpliz 1947.

Marcel Grandjean, Les Monuments d'art et d'histoire du canton de Vaud. Tome I: La Ville de Lausanne, Basel 1965.

Jenny Schneider, Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich, 2 Bde., Stäfa o. J. [1971].

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse B 1184; SNM Zürich, Neg. 15586 (Hans Funk)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_23608
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2016
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1933 Bern, Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_1147
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Sarah Keller 2022