Forschung
Ende des 19. Jahrhunderts befand sich die Scheibe mit dem hl. Martin links neben der Solothurner Standesscheibe unter der Madonna und der hl. Adelheid im Fenster der nördlichen Schrägseite des Chors (Rahn 1883; Lehmann 1913). Dabei handelt es sich aber nicht um die ursprüngliche Anordnung.
Zu welcher Stiftung die Martin-Scheibe gehört, ist unklar. Da sie sich neben der Adelheid-Scheibe befand, zog Hans Lehmann in Betracht, dass auch sie zur Stiftung der Abtei Selz gehört (Lehmann 1913). Dies ist aber unwahrscheinlich, da kein Bezug des Klosters Selz zu diesem Heiligen erkennbar ist. Weil die Kirche Kirchberg dem hl. Martin geweiht war, hat man eher die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass dieser hier als ihr Patron dargestellt ist (vgl. Moser 1958, S. 35). Vorstellbar ist aber ebenfalls ein Bezug zur benachbarten Kirche Seeberg, die ebenfalls den hl. Martin als Patron hatte.
Die Scheibe weist stilistische Parallelen zu den Glasmalereien der Bubenberg-Stiftung im Berner Münster auf (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 252–259) und ist somit derselben Werkstatt wie diese zuzusprechen. Neben den stilistischen Ähnlichkeiten ist die zu dieser Zeit noch seltene Verwendung von Eisenrot auffallend. Da in der betreffenden Werkstatt mehrere Hände arbeiteten, die sich mit keinen Namen verbinden lassen, bezeichnet Brigitte Kurmann-Schwarz dieses Atelier als Bubenberg-Werkstatt (Kurmann-Schwarz 1998, S. 373–74, 401–414). Hans Lehmanns Zuschreibung der Martin-Scheibe an Hans Hänle, dem sich kein erhaltenes Glasgemälde zuweisen lässt, ist dagegen abzulehnen (vgl. Lehmann 1913).
Datierung
um1507
Zeitraum
1506 – 1508
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kirchgemeinde Kirchberg.
Die Unterhaltspflicht der achtzehn 1898 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).