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BE_1228: Stadtscheibe Burgdorf (Doppelscheibe)
(BE_Kirchberg_refK_Burgdorf1)

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Titel

Stadtscheibe Burgdorf (Doppelscheibe)

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
unbekannt · Bubenberg-Werkstatt
Manuel Deutsch, Niklaus · Entwurf
Herstellungsort
Datierung
um 1508
Masse
85.5 x 54 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor rotem Damasthintergrund auf Wiesengrund stehend, bewachen der Burgdorfer Bannerträger und ein Halbartier den Wappenschild ihrer Stadt. Beide sind in schwarz gestreifte weisse Hosen, ein Hemd mit geschlitzten Ärmeln und einen Brustpanzer gekleidet. Während der Halbartier mit einem schlichten Federbarett und einem Schweizerdolch ausgestattet ist, besitzt sein Kollege ein mit einem prächtigen Federbusch geschmücktes Barett und ein Schwert, dessen Griff er mit der Linken umgreift. Die Rahmensäulchen tragen einen Astbogen, auf dem sich Krieger bekämpfen.

Iconclass Code
45C14(HALBERD) · Streitwaffen (zum Schlagen, Stechen, Stoßen): Hellebarde
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Stadt Burgdorf

Inschrift

Keine

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Der linke Teil des Oberbilds alt ergänzt; mehrere neue Ergänzungen in beiden Schildbegleitern, im Wappen, Banner und Boden sowie in der Rahmung (das von Heinz Matile im Manuel-Katalog von 1979 als neu ergänzt angegebene Damaststück oben links dürfte original sein); Korrosionsschäden in der Schwarzlotbemalung; ein Sprung und mehrere Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1721/22 Glaser Kräuchi, Bäriswil. Dieser führte laut den damaligen Amtsrechnungen Burgdorfs eine Restaurierung aus: "Glaser Kräuchi zu Bärisweil die beschädigten Chorfenster zu Kirchberg zu reparieren 44 Pf." (Staatsarchiv BE; dazu Heinz Matile, in: Kat. Manuel 1979, S. 427).
1899 Atelier Gustav Robert Giesbrecht, Bern. Damals wurden vierzehn Kirchberger Glasgemälde im Berner Atelier Giesbrechts neu gefasst und bei diesem Anlass für 14 Tage im Bernischen Historischen Museum ausgestellt (Kasser 1899, S. 27; Heinz Matile, in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde, BHM Bern).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Seit 1471 unterstand Kirchberg der Landvogtei Burgdorf. Deren Hauptort stiftete in den dortigen Kirchenneubau eine Doppelscheibe.
Im 19. Jahrhundert befand sich diese im Fenster auf der südlichen Chor-Schrägseite unter den Wappenscheiben von Niklaus Zeerleder und Beat Ludwig May (Rahn 1883; Kasser 1890).

Die Burgdorfer Doppelscheibe weist stilistische Parallelen zu den Glasmalereien der Bubenberg-Stiftung im Berner Münster auf (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 252–259) und ist somit derselben Werkstatt wie diese zuzusprechen. Neben den stilistischen Ähnlichkeiten ist die zu dieser Zeit noch seltene Verwendung von Eisenrot auffallend. Da in der betreffenden Werkstatt mehrere Hände arbeiteten, die sich mit keinen Namen verbinden lassen, bezeichnet Brigitte Kurmann-Schwarz dieses Atelier als Bubenberg-Werkstatt (Kurmann-Schwarz 1998, S. 373–74, 401–414). Hans Lehmanns Zuschreibung der Burgdorfer Stiftung an Hans Hänle, dem sich kein erhaltenes Glasgemälde zuweisen lässt, ist dagegen abzulehnen (vgl. Lehmann 1913).
Die sich auf der zugehörigen Scheibe an den Sockeln der Dienste befindlichen Initialen NDM lassen sich auf Niklaus Manuel Deutsch beziehen (Ganz 1909; von Tavel 1978, S. 225). Dieser Berner Meister, von dem man ähnlich komponierte Risse kennt, schuf die zwei Burgdorfer Scheiben zwar sicher nicht selbst, er wird aber die Entwürfe dazu geliefert haben. Die sich über dem Astbogen bekämpfenden Krieger finden sich ähnlich auf seinem Riss mit dem von zwei Eidgenossen flankierten Wappen Manuel im Musée Louvre zu Paris (Inv. 18.924; von Tavel 1978, Abb. 3; Kat. Manuel 1979, Nr. 140, Abb. 158; Butts/Hendrix 2000, Kat.-Nr. 121). Verwandt ist auch der Manuel zuzuweisende Riss mit Eidgenosse im Kupferstichkabinett Basel (Inv. U.6.27; von Tavel 1978, Abb. 4).
Nach Hans Christoph von Tavel könnte Manuels Beteiligung an den Kirchberger Scheiben auf persönlichen Beziehungen beruhen. So figurieren in dessen Ehevertrag von 1509 als Zeugen Niklaus Otti, 1507 Besitzer einer Kirchberger Pfrund, sowie Hans Apotheker, Besitzer eines Hauses an der Kreuzgasse in Bern. Dort wiederum besass die Witwe von Benedikt Tschachtlan das Nachbarhaus und sie war die Mutter von Margaretha, der Gemahlin Alexander Stokars, der 1508 mit ihr nach Kirchberg eine Doppelscheibe stiftete (von Tavel 1978, S. 225f.).

Datierung
um 1508
Zeitraum
1506 – 1508
Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Kirchberg.
Die Unterhaltspflicht der achtzehn 1898 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 412.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Erstes Heft. Oberland und Emmenthal, Bern 1879, S. 99, 117.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Bd. IV, 1880–1883, Zürich 1883, S. 242.

Hermann Kasser, Die Glasgemälde zu Kirchberg, in: Kirchliches Jahrbuch für den Kanton Bern 1890, Bern 1890, S. 54.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 27, 71, Nr. 13 oder 14.

R. Ochsenbein, Glasgemälde im alten Schützenhaus zu Burgdorf, in: Schweizer Archiv für Heraldik 13/1899, S. 82.

Hermann Kasser, in: Jahresbericht des Historischen Museums in Bern für 1899, Bern 1900, S. 27f.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 238.

Paul Ganz, Zwei Schreibbüchlein des Niklaus Manuel von Bern, Berlin 1909, S. 14 (Niklaus Manuel).

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 15/1913, S. 113–115 und 18/1916, S. 226 (Hans Hänle).

Hermann Schmitz, Die Glasgemälde des königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin. Mit einer Einführung in die Geschichte der deutschen Glasmalerei, Bd. 1, Berlin 1913, S. 183.

Josef Ludwig Fischer, Die Beziehungen der Berner Glasmalerei zu der elsässisch-schwäbischen Glasmalerei, in: Zeitschrift für alte und neue Glasmalerei 1914, S. 137 (Abb.), 142 (hier irrtümlicherweise "Kirchdorf" als Standortangabe).

Lucie Stumm, Niklaus Manuel Deutsch von Bern als bildender Künstler, Bern 1925, S. 16, 99.

Hans Koegler, Beschreibendes Verzeichnis der Basler Handzeichnungen des Niklaus Manuel Deutsch: nebst einem Katalog der Basler Niklaus Manuel-Ausstellung im Kupferstichkabinett, Basel 1930, S. 12.

Emil Würgler, Kunst, Handwerk und Volkskunst, in: Heimatbuch des Amtes Burgdorf, Burgdorf 1930, Bd. 1, S. 493.

Rudolf Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. 15, 1935, S. 124.

Hans Christoph von Tavel, Hans Baldung und die Anfänge Niklaus Manuels, in: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 35/1978, S. 224–233, Abb. 2.

Niklaus Manuel Deutsch. Maler, Dichter, Staatsmann, Ausstellungskatalog Kunstmuseum Bern, Bern 1979, S. 22, 44, 47, 70, 73, 274, 306, 419, 421, Nr. 264, Abb. 159.

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 81f.

Hugo Ryser, Die Geschichte der Kirche Kirchberg (Bern), Kirchberg 1984, S. 12.

Michael Gerber, Die Pfarrkirche Kirchberg, Schweiz. Kunstführer, Bern 1996, S. 12–25.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998, S. 373f.

Barbara Butts/Lee Hendrix, Painting on light. Drawings and stained glass in the age of Dürer and Holbein, Ausstellungskatalog J. Paul Getty Museum u. Saint Louis Art Museum, Los Angeles 2000, Nr. 122 (Farbabb.).

Manuel, Niklaus. in: Allgemeines Künstlerlexikon 87/2015, S. 88.

Notizen zu Kirche Kirchberg in Unterlagen von Heinz Matile im Bernischen Historischen Museum (Kopien im Vitrocentre Romont).

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse 04116, A 230, Neg. Howald 011251/1, 011251/2c (1989); SNM Zürich, Neg. 8599, 8289, 8304 (Hans Hänle)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Kirchberg_refK_Burgdorf1
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Kirchberg
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Kirchberg.
Die Unterhaltspflicht der achtzehn 1898 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_1228
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema