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BE_1230: Standesscheibe Solothurn
(BE_Kirchberg_refK_Solothurn)

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Titel

Standesscheibe Solothurn

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
unbekannt · Bubenberg-Werkstatt
Herstellungsort
Datierung
um 1507
Masse
85.3 x 52.8 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Über grünem Wiesengrund erhebt sich die Wappenpyramide Solothurn-Reich. Umfangen wird sie von der goldenen Decke des auf den Reichsschild gesetzten Helmes, über dessen Krone der Reichsadler mit dem Reichsapfel in den Klauen seine Schwingen vor blauem Himmel ausbreitet. Die Rahmung bilden schlanke Säulchen und ein Flachbogen mit Blattschmuck. In den Zwickeln befinden sich zwei Krieger, die sich mit Schwert bzw. Pfeil und Bogen duellieren.

Iconclass Code
25F33(EAGLE)(+12) · Greifvögel: Adler (+ Wappentiere)
33B2 · sich duellieren
44B193 · Kugel (als Symbol der obersten Gewalt; mit einem Kreuz bekrönt)
45B · der Soldat; Soldatenleben
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Adler · Duell · Kreuz · Kugel · Soldat
Heraldik

Wappen Solothurn, Reich

Inschrift

Keine

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Das weisse Feld im heraldisch rechten Standeswappen alt ergänzt. Um alte Ergänzungen handelt es sich möglicherweise auch bei mehreren Rahmenteilen. Einige Sprünge und mehrere Sprungbleie; die Verbleiung erneuert. Die von Hans Lehmann als ergänzt angegebenen Partien (Oberbild mit Kriegern, Reichswappen, linkes Standeswappen, ein Stück des Reichsadlers, zentrales Bodenstück mit Blumenstrauch) sind grösstenteils original.

Restaurierungen
1721/22 Glaser Kräuchi, Bäriswil. Dieser führte laut den damaligen Amtsrechnungen Burgdorfs eine Restaurierung aus: "Glaser Kräuchi zu Bärisweil die beschädigten Chorfenster zu Kirchberg zu reparieren 44 Pf." (Staatsarchiv BE; dazu Heinz Matile, in: Kat. Manuel 1979, S. 427).
1899 Atelier Gustav Robert Giesbrecht, Bern. Damals wurden vierzehn Kirchberger Glasgemälde im Berner Atelier Giesbrechts neu gefasst und bei diesem Anlass für 14 Tage im Bernischen Historischen Museum ausgestellt (Kasser 1899, S. 27; Heinz Matile, in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde, BHM Bern).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Im 19. Jahrhundert befand sich die Solothurner Scheibe neben derjenigen mit dem hl. Martin sowie unter den Scheiben mit der hl. Adelheid und der Madonna (s III, 4a) im nördlichen Chorfenster (Rahn 1883). Dabei handelt es sich aber nicht um die originale Anordnung. Ursprünglich umfasste die Solothurner Stiftung sicher ein zweites Glasgemälde, wohl eine Figurenscheibe mit dem hl. Ursus.

In Solothurns Seckelmeisterrechnungen ist eine Stiftung nach Kirchberg im Jahr 1520 verzeichnet: "Item usgeben dennen von Kilchberg an ein fenster in Ir Kilchen xij lb" (Dietschi 1940). Hans Lehmann bezieht diesen Eintrag auf die vorliegende Standesscheibe sowie eine zugehörige, verschollene Figurenscheibe und vermutet, dass die Zahlung dafür erst einige Jahre später erfolgt sei (Lehmann 1913). Da sich die Scheibe von den übrigen Kirchberger Glasgemälden aus der Zeit um 1507 nicht unterscheidet und sicher von derselben Werkstatt hergestellt wurde, muss aber auch sie damals entstanden sein. Dass der entsprechende Zahlungseintrag erst dreizehn Jahre später erfolgte, ist sehr unwahrscheinlich. Zudem dürfte sich der genannte Betrag von 12 Pfund nur auf ein Glasgemälde und nicht auf eine Doppelscheibe beziehen (vgl. z.B. die Zahlung von 66 Pfund an Hans Sterr für sechs Scheiben in die Kirche Jegenstorf oder diejenige von 28 Pfund für eine Solothurner Doppelscheibe in die Kirche Hindelbank (BHM Bern, Inv. Nr. 8556, 8557)). Möglicherweise musste die heute verschollene Solothurner Figurenscheibe schon wenige Jahre nach der ursprünglichen Stiftung ersetzt werden, worauf sich der erwähnte Rechnungseintrag beziehen könnte.

Die Scheibe Solothurns weist stilistische Parallelen zu den Glasmalereien der Bubenberg-Stiftung im Berner Münster auf (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 252–259) und ist somit derselben Werkstatt wie diese zuzusprechen. Neben den stilistischen Ähnlichkeiten ist die zu dieser Zeit noch seltene Verwendung von Eisenrot auffallend. Da in der betreffenden Werkstatt mehrere Hände arbeiteten, die sich mit keinen Namen verbinden lassen, bezeichnet Brigitte Kurmann-Schwarz dieses Atelier als Bubenberg-Werkstatt (Kurmann-Schwarz 1998, S. 373–74, 401–414). Lehmanns Zuschreibung der Solothurner Stiftung an Lukas Schwarz, dem sich kein erhaltenes Glasgemälde zuweisen lässt, ist dagegen abzulehnen (vgl. Lehmann 1913).

Datierung
um 1507
Zeitraum
1506 – 1520
Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Kirchberg.
Die Unterhaltspflicht der achtzehn 1898 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 412.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Erstes Heft. Oberland und Emmenthal, Bern 1879, S. 117.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde Bd. IV, 1880–1883, Zürich 1883, S. 242.

Hermann Kasser, Die Glasgemälde zu Kirchberg, in: Kirchliches Jahrbuch für den Kanton Bern 1890, Bern 1890, S. 51.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 26, 71, Nr. 3.

Hermann Kasser, in: Jahresbericht des Historischen Museums in Bern für 1899, Bern 1900, S. 27f.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 238.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 15/1913, S. 322 (Lukas Schwarz).

Schweizerisches Künstler-Lexikon 4/1917, S. 397 (Lukas Schwarz).

Hugo Dietschi, Statistik solothurnischer Glasgemälde I. Teil, in: Jahrbuch für solothurnische Geschichte, 13/1940, S. 22, Nr. 28.

Hans Christoph von Tavel, Hans Baldung und die Anfänge Niklaus Manuels, in: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 35/1978, S. 25.

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 81f.

Hugo Ryser, Die Geschichte der Kirche Kirchberg (Bern), Kirchberg 1984, S. 12.

Michael Gerber, Die Pfarrkirche Kirchberg, Schweiz. Kunstführer, Bern 1996, S. 12–25.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998, S. 373f.

Notizen zu Kirche Kirchberg in Unterlagen von Heinz Matile im Bernischen Historischen Museum (Kopien im Vitrocentre Romont).

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg.Hesse 04118 B, A 218, Neg. Howald 011259/1, 011259/2c (1989); SNM Zürich, Neg. 8312 (Lukas Schwarz)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Kirchberg_refK_Solothurn
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Kirchberg
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Kirchberg.
Die Unterhaltspflicht der achtzehn 1898 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_1230
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema