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BE_1373: Bildscheibe Christian (Christen) Annen und Maria Hugi mit Jüngstem Gericht
(BE_Saanen_Museum_Annen)

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Titel

Bildscheibe Christian (Christen) Annen und Maria Hugi mit Jüngstem Gericht

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Zwirn, Matthias · zugeschr.
Datierung
1658
Masse
20.3 x 16 cm im Licht · 24.5 20.2 cm mit Holzrahmen

Ikonografie

Beschreibung

Das zentrale Motiv der Scheibe bildet das Jüngste Gericht. Bei dieser Darstellung liess sich Matthias Zwirn durch den Kupferstich von Matthäus Merians Bilderbibel (Illustration zu Matth. 25, 31–46) inspirieren. Allerdings kopierte er Merians Stich nicht wortwörtlich, vielmehr entnahm er daraus Teilmotive, die er mehr oder weniger abwandelte. Zu sehen ist Christus als Weltenrichter, der über den Seligen und Verdammten in einer Strahlenglorie auf der wolkenumhüllten Erdkugel thront. Darüber erscheint, durch ein Spruchband abgesetzt, die elfköpfige Stifterfamilie. In der Mitte stehen Christian Annen mit geschulterter Büchse und seine ihm den Becher zum Willkomm reichende Gemahlin. Daneben sind links die vier Söhne ebenfalls in Schützentracht sowie rechts die fünf Töchter aufgereiht. Die ganze Figurenkomposition umschliesst eine rote Bogenarkade, deren Scheitel eine grosse Rollwerkkartusche mit einem Sinnspruch ziert. Den Scheibenfuss füllt die Stifterinschrift mit dem ihr zentral vorgesetzten, oval umkränzten Wappen Christian Annens.

Iconclass Code
11(+5) · christliche Religion (+ Stifter, Bittsteller, mit oder ohne Schutzheilige(n))
11U · das Jüngste Gericht
41C323 · Trinkglas, Weinglas, Römer
42 · Familie, Abstammung
45C16(RIFLE) · Schußwaffen: Gewehr
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Christian (Christen) Annen

Inschrift

Christen Anen Landtaman / Zů Sanen vnd Maria Hůgi / sein husfraůw Anno 1658.
Wan der Mensch betracht Sein End, So wirdt er nit mehr / Sündigen.
Bawe Niemandts wie der reiche / Man, vnd schüche man nit das / wasser, der Hernach gern Von / Latzarÿ finger ein tröpflin gehan.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein winziges neu ergänztes Zwickelstück am unteren Rand unterhalb des Wappenschildes; stellenweise geringe Korrosionsspuren; mehrere geklebte Sprünge und einige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
2009 Martin Halter, Bern: Reinigung, Entfernung von breiten Sprungbleien und stattdessen Anbringen von Sprungklebungen mit Araldit, bei Glasbruchstellen im Wappen und am Rand oben links Ausfüllen kleiner Ausbrüche mit transparenter Hybridmasse, Einfügung eines kleinen Altglases in die Randlücke unterhalb des Wappens, Retuschierung von Fehlstellen in der Bemalung, Neuverbleiung (dazu Dokumentation Halters im Vitrocentre Romont).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Christian Annen war Landammann zu Saanen.

Wie Ulrich Christian Haldi aufzeigte, stammt die Scheibe aus einem 1658 von Bürgern aus Saanen gestifteten Zyklus mit biblischen Darstellungen. Dazu zählen die Glasgemälde im Besitz des Museums Saanen von Anton Haldi, Christian Annen, Christian Mösching und Heinrich Perreten, diejenigen von Landweibel Hans Matti und Altvenner Hans Matti im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 6489, 6490) sowie die verschollene Scheibe des Saaner Vorvenners Stefan Linder mit der Darstellung der Steinigung des hl. Stephanus (SNM Zürich, Fotos 8048, 12752). Vielleicht gehören auch die zwei Scheiben Ulrich Perretens und Christian Möschings im Museum Saanen dazu (s. d.).
Laut einer Notiz im Inventar des Bernischen Historischen Museums soll die betreffende Scheibenserie aus Rougemont stammen, d. h. wohl aus dem dortigen Schloss und Amtssitz des Landvogts von Saanen. Im Jahr 1658 trat zwar ein neuer Landvogt, Emanuel Hermann (1608–1664), seinen Dienst an, es sind in dieser Zeit jedoch keine Arbeiten am Schloss dokumentiert. Nur die Kirche von Rougemont trägt eine Inschrift, die das Jahr 1658 nennt und mit Arbeiten an deren Seitenkapellen in Zusammenhang steht (vgl. Fontannaz 1980, S. 152, 176). Aufgrund des kleinen Formats der Scheiben kommt diese oder eine andere Kirche als Standort dafür aber wohl kaum in Frage.

Schöpfer der Serie war wahrscheinlich Matthias Zwirn, der 1662 zwei ähnlich gestaltete Scheiben für Abraham und Jakob Lienhard sowie Jakob Müller und Hans Wieland schuf und signierte (im Saltwood Castle, Kent; vgl. Vidimus 2010).

Datierung
1658
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Saanen, Museum

Bibliografie und Quellen

Literatur

Ulrich Christian Haldi, Das Wappenwesen und die Sitte des Scheibenschenkens im Saanenland, in: Saaner Jahrbuch 1971, Gstaad 1971, S. 144, 151, 164.

Robert Marti-Wehren, Familienwappen der Landschaft Saanen, Gstaad 1971 (2. Aufl.), S. 6.

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern etc. 2014, Bd. 2, S. 630 (Matthias Zwirn), 909.

Vgl.

Monique Fontannaz, Histoire et description de l'église et du château, in: Rougemont. 9e Centenaire, 1080–1980, Lausanne 1980, S. 125–182.

Swiss Stained Glass Collection at Saltwood Castle, in: Vidimus 44, 2010, Nr. 3, 5, Abb. 4, 6 [URL: http://vidimus.org/issues/issue-44/feature/; 23.02.2016].

Weiteres Bildmaterial

Romont

Vorlage

Kupferstich des Matthäus Merian des Älteren aus der Bilderbibel = Icones Biblicae/Biblische Figuren, Frankfurt a.M. Erste vollständige Exemplare ab 1627.

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Saanen_Museum_Annen
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Rechteinhaber; © Rechteinhaber Museum der Landschaft Saanen
Eigentümer*in

Saanen, Museum

Inventar

Referenznummer
BE_1373
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016