Titel

Bildscheibe Heinrich Perreten mit Daniel in der Löwengrube

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Zwirn, Matthias · zugeschr.
Datierung
1658
Masse
20.6 x 15.9 cm im Licht · 22.8 x 18.2 cm mit Metallrahmen

Ikonografie

Beschreibung

Die Figurenszene schildert die Geschichte von Daniel in der Löwengrube. Von Löwen umringt, sitzt dieser in der Grube und schaut mit zum Gebet gefalteten Händen zum Himmel hinauf, von wo ein Engel den Propheten Habakuk herbeiträgt, um den Gefangenen mit Speis und Trank zu versehen (Dan 6,1–29). Die Szene wird durch die Kartuscheninschrift am Bogenscheitel der roten Rahmenarkade erläutert. Die Stifterinschrift und das oval umkränzte Stifterwappen befinden sich am Scheibenfuss.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
71P4333 · der Prophet Habakuk, der von einem Engel an seinen Haaren herbeigetragen wird, bringt Speisen zu Daniel, der unversehrt inmitten der Löwen sitzt
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Heinrich Perreten.

Inschrift

Heinrich Perretin Altt Castlan, / vnd geweßner Land vener Zů Sanen. / Anno 1658.
[Wil Daniel fürchtet sinen Gott / Mer alß des Königs streng gebott / Wůrd gworfen in die Löůwengrůb / doch keiner im ein Laid anhub.]

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die Gläser am oberen Rand mit den Bogenansätzen, den Fruchtbouquets und der Inschriftenkartusche neu ergänzt; wenige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe; rückseitig auf mehreren Gläsern die eingeritzte Brandmarke "3".

Entstehungsgeschichte

Forschung

Heinrich Perreten war 1657, 1659 und 1663 Landesvenner sowie 1654–1656 und 1660–1662 Kastlan zu Saanen (HBLS 5/1929, S. 395). Sein Verwandtschaftsverhältnis zu Ulrich Perreten ist ungeklärt.

Die Scheibe Heinrich Perretens dürfte aus dem 1658 von Bürgern aus Saanen gestifteten Zyklus mit biblischen Darstellungen stammen, auf den erstmals Ulrich Christian Haldi 1971 aufmerksam machte. Neben Perretens Scheibe zählen dazu die Glasgemälde im Besitz des Museums Saanen von Anton Haldi, Christian Annen und Christian Mösching, diejenigen von Landweibel Hans Matti und Altvenner Hans Matti im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 6489, 6490) sowie die verschollene Scheibe des Saaner Vorvenners Stefan Linder mit der Darstellung der Steinigung des hl. Stephanus (SNM Zürich, Foto 8048, 12752). Vielleicht gehören auch die zwei Scheiben Ulrich Perretens und Christian Möschings im Museum Saanen dazu (s. d.). Laut einer Notiz im Inventar des Bernischen Historischen Museums soll die betreffende Scheibenserie aus Rougemont stammen, das heisst wohl aus dem dortigen Schloss und Amtssitz des Landvogts von Saanen. Im Jahr 1658 trat zwar ein neuer Landvogt, Emanuel Hermann (1608–1664), seinen Dienst an, es sind in dieser Zeit jedoch keine Arbeiten am Schloss dokumentiert. Nur die Kirche von Rougemont trägt eine Inschrift, die das Jahr 1658 nennt und mit Arbeiten an deren Seitenkapellen in Zusammenhang steht (vgl. Fontannaz 1980, S. 152, 176). Aufgrund des kleinen Formats der Scheiben kommt diese oder eine andere Kirche als Standort dafür aber wohl kaum in Frage.

Schöpfer der Serie war wahrscheinlich Matthias Zwirn, der 1662 zwei ähnlich gestaltete Scheiben für Abraham und Jakob Lienhard sowie Jakob Müller und Hans Wieland schuf und signierte (im Saltwood Castle, Kent; vgl. Vidimus 2010).

Die Darstellung mit Daniel in der Löwengrube findet sich in nahezu übereinstimmender Form auf einem 1619 datierten (bernischen?) Scheibenriss im Kupferstichkabinett der Öffentlichen Kunstsammlung Basel (Inv. Z. 79; Hasler 1996/97, Bd. 1, S. 122, Abb. 128.3).

Laut handschriftlicher Notiz zum Artikel Ulrich Christian Haldis im Saaner Jahrbuch von 1971 (Exemplar im Vitrocentre Romont, S. 151) kam die vorliegende Scheibe 1978 in den Vereinigten Staaten zum Vorschein und gelangte von dort zu Ulrich Haldi nach Saanen.

Datierung
1658
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Saanen, Museum, Depositum Familie Haldi

Vorbesitzer*in

Bis 1978 USA. – Ulrich Christian Haldi, Saanen.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern etc. 2014, Bd. 2, S. 630 (Matthias Zwirn), 909.

Vgl.

Ulrich Christian Haldi, Das Wappenwesen und die Sitte des Scheibenschenkens im Saanenland, in: Saaner Jahrbuch 1971, Gstaad 1971, S. 131–176.

Monique Fontannaz, Histoire et description de l'église et du château, in: Rougemont. 9e Centenaire, 1080–1980, Lausanne 1980, S. 125–182.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Swiss Stained Glass Collection at Saltwood Castle, in: Vidimus 44, 2010, Nr. 3, 5, Abb. 4, 6 [URL: http://vidimus.org/issues/issue-44/feature/; 23.02.2016].

Weiteres Bildmaterial

Romont

Bildinformationen

Inventar

Referenznummer
BE_1376
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016