Forschung
Der Ritter Thomas I. von Castelberg (1471–1546) war der Sohn des Johann Gaudenz, des Stammvaters der Ilanzer Linie dieses Bündner Geschlechts. 1518 erhielt er zusammen mit seinen Brüdern Johann Gaudenz dem Jüngeren und Julius von Kaiser Maximilian I. eine Adelsbestätigung mit Wappenvermehrung. Er diente als Hauptmann in Frankreich und war Bannerherr und Landammann zu Ilanz. 1529 trug er als Gesandter des Grauen Bundes zur Vermittlung zwischen den protestantischen und katholischen Orten und zur Errichtung des ersten Landfriedens bei (HBLS 2/1924, S. 509).
Erwin Poeschel vermutet, dass Thomas von Castelberg seine Scheibe kurz vor 1518 für die St. Margarethenkirche in Ilanz in Auftrag gab. Seine Datierung resultiert aus der Tinktur des Wappens, das hier einen weissen (silbernen) Grund besitzt, so wie es bis zur 1518 erfolgten Wappenvermehrung der Fall war (Poeschel 1959). Weil es sich beim Wappenschild in der Scheibe um eine Ergänzung handelt, ist Poeschels Argumentation jedoch nicht zwingend. Eine Eigentümlichkeit des Stifterwappens bildet die Dreifarbigkeit der Helmdecke. Eine in Privatbesitz erhaltene weitere Wappenscheibe Thomas von Castelbergs, die ansonsten ähnlich wie die vorliegende ausgeführt ist, zeigt so beispielsweise lediglich eine blau-weisse Helmdecke (Condrau 1996, S. 77, mit Abb.). Die dreifarbige Helmdecke zeichnet allerdings das Diplomwappen aus, das Thomas von Castelberg 1518 vom Kaiser erhielt. Nach Gieri Casura (1937) ist dieses geteilt von Silber, Blau und Rot, wobei das mittlere blaue Feld ein Pfauenkopf mit Hals in natürlichen Farben ziert. Auf der Scheibe des Museums in Bern bildet derselbe die Helmzier über der roten, blauen und silbernen Helmdecke. Bei dieser Scheibe könnte die dreifarbige Helmdecke demnach auf das Diplomwappen von 1518 zurückgehen. In diesem Falle müsste aber der Wappenschild in der Neuzeit falsch ergänzt worden sein. Aus heraldischer Sicht lässt sich somit kein sicherer Aufschluss über die zeitliche Ansetzung der Scheibe gewinnen. Deren stilistische Ausführung spricht jedoch für eine Datierung in die Zeit nach 1518. Darauf deutet die Rahmenarchitektur mit den Balustersäulen, die um 1518 auf den Scheiben von Schweizer Glasmalern noch kaum in Erscheinung treten.
Nach den Angaben zum Scheibenfoto des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich soll es sich um ein Werk des Zürcher Glasmalers Rudolf Bluntschli (vor 1525–1565) handeln. Diese Zuschreibung erweist sich jedoch als eine reine Hypothese.
Datierung
um 1525
Zeitraum
1520 – 1546
StifterIn
Castelberg, Thomas von (1471–1546), Ilanz
Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in
Vor/seit 1882 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1881 Sammlung Friedrich Bürki, Bern
Inventarnummer
BHM 378