Forschung
Hans Rudolf Manuel (* 3.7.1525 Erlach–23.4.1571 Morges), der zweite Sohn des Dichters, Staatsmanns und Künstlers Niklaus Manuel und der Katharina Frisching, absolvierte seine Lehre in Basel, wohl beim Glasmaler Maximilian Wischack (Wegeli 1931). Ungefähr zwischen 1543 und 1560 war er in Zürich ansässig, wo er zahlreiche Scheibenrisse und Einblattholzschnitte schuf sowie zeitweilig auch bei einem Glasmaler (Carl von Egeri?) tätig war. Erst um 1560 kehrte Hans Rudolf Manuel nach Bern zurück, wo er in den Grossen Rat gelangte. 1562–1568 amtete er als bernischer Landvogt von Morges. Manuel illustrierte zahlreiche bedeutende Druckwerke, war aber auch wie sein Vater dichterisch tätig. Seine Graphiken und Zeichnungen signierte er meist mit "HMRD" oder MRD", oft mit Zufügung des Schweizerdolches. Hans Rudolf war zweimal verheiratet. 1558 ehelichte er Katharina Wysshan, Tochter des Kaspar und der Katharina von Graffenried. 1561 vermählte sich Hans Rudolf mit Ursula Stürler, Tochter des Peter und der Elisabeth Otti (HLS 8/2009, S. 269; AKL 87/2015, S. 86).
Neben der vorliegenden Scheibe gibt es von Hans Rudolf Manuel in der Sakristei der Stadtkirche Burgdorf ein zusammen mit seinem Bruder Niklaus II. 1555 gestiftetes Glasgemälde. Für eine weitere Scheibenstiftung von ihm gedacht, ist der 1555 datierte Riss im Bernischen Historischen Museum (Inv. 39754; Hasler 1996/97, Bd. 1, S. 178, Abb. 186.2).
Hans Rudolf Manuel schuf seine Scheibe wohl selber. Trotz ihres schlechten Erhaltungszustands lässt sich dieselbe mit seiner signierten, fragmentarisch erhaltenen Bildscheibe mit der Ecce Homo-Darstellung im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 1895) stilistisch vergleichen.
Die auf der Scheibe festgehaltene langbärtige Figur lässt sich kaum als eine eigentliche Porträtdarstellung Hans Rudolf Manuels ansprechen, so wie dies Rudolf Wegeli (1931) tut. Dass ein langer Bart und Schnauz den Scheibenstifter Hans Rudolf Manuel auszeichneten, ist allerdings denkbar. Darauf deutet der erwähnte Riss zur Scheibe Manuels im Bernischen Historischen Museum, worauf der neben dessen Wappenschild stehende Krieger in vergleichbarer Haartracht erscheint. Sollte Manuel tatsächlich eine derart üppige Haartracht besessen haben, dann hätte er sich freilich nicht dem Idealbild des Eidgenossen, sondern jenem von dessen Widersacher, dem Landsknecht, angeglichen, so wie er diesen 1547 auf einem Holzschnitt verewigte (Bächtiger 1975, S. 254–256, Abb. 16, 17).
Datierung
um 1560
Zeitraum
1550 – 1570
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1931 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Sammlung Graf Solms, Frankfurt am Main (Jahrbuch BHM Bern 1931). – 1930 Theodor Fischer, Luzern (laut Foto SNM Zürich)
Inventarnummer
BHM 21418